Rosenmörder (German Edition)
Halblächeln.
»Geld? Wie viel möchtest du denn …«
»Alles nicht. Aber wenigstens drei Viertel.«
»Also nicht hunderttausend. Nur fünfundsiebzigtausend. Das hältst du
für einen fairen Preis. Aha.«
Er musterte Puschkin. Betrachtete seine Stirn. Es war keine junge
Stirn mehr. Mit einem Einschussloch sähe sie erst recht gezeichnet aus. Er
baute sich vor ihm auf.
»Du verkaufst mir einen ordentlichen Mercedes, hunderttausend Euro.
Hinterher stellt sich heraus, der Mercedes kommt aus Tschernobyl, ist total
verstrahlt. Nicht benutzbar. Unverkäuflich. Wie viel Geld kriegst du von mir?«
Puschkin blieb die Antwort schuldig.
Gubkin ging nicht weiter darauf ein. »Deine Buben. Sie sind bei der
Mutter. Für sie soll das Geld sein. Stimmt das?«
Puschkin stand übertrieben aufrecht, während er einen Kaugummi
kaute. »Ja. Exakt. Ich brauch das Geld für ihre Ausbildung.«
Gubkin wandte sich ab, sodass er hinter Puschkin zu stehen kam. Er
drückte sich die Faust auf den Mund und bekam einen unerwarteten Hustenanfall.
Als er vorbei war, nahm er die Hände herunter und griff hinter sich.
»Was ist eigentlich los mit dir?«, fragte er, bevor sich die
Schlinge um Puschkins Hals legte. »Was ist los mit dir, ha?«
Gubkins sensible Klavierspielerhände umklammerten die dünnen
Holzgriffe und zogen das Seil enger. Immer enger. Langsam immer enger.
»Merkst du was?«, hauchte er aus Zentimeterdistanz in Puschkins Ohr.
»So sollst du sie töten, verdammt. Und es soll Caroline sein. Penelope. Nicht
Matilda oder eine andere. Hast du verstanden?«
Puschkin zappelte aufgeregt in der Schlinge.
»Reck den Daumen hoch, wenn du verstanden hast.«
Ein dicker, mächtiger Daumen schoss in die Höhe.
Schlagartig ließ der Druck um Puschkins Hals nach. Das Opfer war
wieder frei.
Puschkin reckten sich zwei Hände entgegen. Aus den Fingern der einen
Hand hing hässlich der Draht der Garrotte nach unten. Auf der anderen, offenen
Hand lag flockig ein Bündel Banknoten.
»So und nicht anders«, sagte Gubkin und winkte mit dem Mordinstrument.
»Und das ist für dich. Fünfundzwanzigtausend. Fünfundzwanzig Prozent. Okay?«
Puschkin strahlte. »Ja. Ja, danke. Ich …«
»Vorschuss. Es ist ein Vorschuss. Nur ein Vorschuss. Auf das, was du
dann als Nächstes tun wirst. Und da winkt dir ein Vielfaches. Das mit der
Garrotte ist nur eine Mutprobe. Danach wirst du richtig zuschlagen.«
Es dauerte eine Weile, bis Puschkin verstanden hatte, was
Gubkin im Sinn hatte. Nicht weil er verblödet oder begriffsstutzig war. Nein,
weil das, was Gubkin von ihm verlangte, außerhalb jeder Vorstellung lag. Doch
er war sich sicher, dass er der absolut geeignete Mann für diesen Auftrag war.
Er spürte sogar, wie die neue Mission ihn zu reizen begann.
Chili
Nadeschda Gubkin als Model in einer
Bulgari-Werbung!
In einer Klinik – genau wie beim Orthopäden,
beim Zahnarzt oder Autohändler – liegen ständig alte Zeitschriften herum.
In solch einer fand ich Nadeschda Gubkin. Woher ich weiß, dass dieses
interessante Gesicht und diese tolle Figur Nadeschda Gubkinowa gehören? Der Name
stand darunter. Kaum vorstellbar, dass dieses Mädel die Frau eines Verbrechers
sein soll oder selbst Dreck am Stecken hat.
Das nur so nebenher.
Zwar wünsche ich mir nichts sehnlicher, als
endlich aus der Klinik entlassen zu werden und wieder meinem Beruf nachgehen zu
können. Trotzdem beneide ich Ottakring zurzeit nicht um seine Aufgabe. Es war
lediglich der lange behaarte Arm der Vorsehung gewesen, der sich ausgestreckt
hatte, um den Mörder von Kemal, Engel, der Wirtin und dem Polizisten ans Messer
zu liefern. Und der diesen Mörder dabei gleich selbst aus dem Weg räumte. Doch
nun hatte mein verehrter Chef noch zwei Positionen offen: Den Mörder von Kosmos
zu finden und den Mord an der garrottierten Ordensschwester aufzuklären, der
die Gemüter erregte. Dieser dürfte besonders pikant sein. Warum wurde
ausgerechnet eine fromme Klosterfrau umgebracht? Aus Habgier? Nein. Aus
enttäuschter Liebe oder Eifersucht? Auch nicht anzunehmen. Wegen des Verlusts
von Besitz oder Ansehen? Entfällt in jedem Fall. Aus Hass? Wäre denkbar. Das
sind die wesentlichen Tatmotive für einen Mord. Blieb noch Erpressung. Oder
dass sie jemandem gefährlich werden konnte. Was traf in diesem Mordfall zu?
Eine packende Aufgabe, dieses Rätsel zu lösen.
Nein, er hat’s nicht leicht, mein Ottakring.
Genau besehen gibt’s keinen wirklich Verdächtigen. Pistolnik vielleicht?
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