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Rosenmörder (German Edition)

Rosenmörder (German Edition)

Titel: Rosenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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erahnen.
    Selbstverständlich hatte Felix Iljitsch Gubkin den
Einbruch verfolgt. Er hatte die beiden vermummten Gestalten gesehen und gehört,
wie sie in den Musiksalon schlichen. Dort sprangen automatisch die Wanzen an,
anhand deren er mithören konnte. In Sekundenschnelle war ihm klar, dass es
Polizei war.
    Die Polizei brach heimlich bei ihm ein! Sie hatten nicht ausreichend
Beweise, um es offiziell zu machen. Wahrscheinlich dieser Kommissar. Er grinste
belustigt. Den Kleineren, der die Drecksarbeit machte, hätte er gerne
engagiert. Immer wieder fragte er sich, was gut war an diesem westlichen
System.
    Gubkin war kaltblütig genug, nicht einzugreifen. Er wusste, was sie
finden würden, und er ahnte, was kurz darauf die Reaktion sein würde. War er
verrückt, oder machte er sich vielleicht nur nichts daraus, gefasst zu werden?
Er war weit weg davon, seine Gegner zu unterschätzen. Doch auch dieses Mal
würden sie wieder den Kürzeren ziehen, und dann war es sowieso egal. Für
alternative Lösungen hatte er gesorgt. Wichtig waren lediglich seine Rache und
Penelopes Tod. Und das war gewährleistet.
    Als sie verschwunden waren, nahm Gubkin den Weg vom Arbeitszimmer
zum Musiksalon. Vom Turm im Tal schlug es zuerst vier Mal, dann, etwas lauter,
zwei Mal. Er sah sich um und lächelte. Klar. Sie hatten die Pläne entdeckt.
Nur – sie würden sie nicht zuordnen können. Doch Gubkin wollte sichergehen.
Er benutzte ein Handy mit jungfräulicher Nummer.
    »Puschkin, alles klar?«
    Er flüsterte, obwohl außer ihm, Nadeschda und Agnessa niemand im
Haus war. Und die Frauen schliefen weit entfernt.
    »Alles klar. Neun Uhr siebzehn«, sagte Puschkin.
    Noch über sieben Stunden. In dieser Zeit konnte viel passieren. Sehr
viel. Er konnte nur hoffen, dass der Kommissar nicht die richtigen Schlüsse zog
oder sonst wie auf dumme Ideen kam.
    »Also neun Uhr siebzehn«, bestätigte er zum letzten Mal.
    Ab neun Uhr waren die Klosterfrauen morgens in der Kapelle
versammelt. Eine von ihnen war Penelope. Um neun Uhr entlud das zweite Schiff
die Touristen, die sich dann auf den Weg zur Kirche machten. Neun Uhr siebzehn.
Nicht neun Uhr, nicht neun Uhr fünfzehn. Neun Uhr siebzehn. Um neun Uhr
siebzehn würde die Kirche beginnen, sich von unten zu heben.
    »Neun Uhr siebzehn. Alles ist vorbereitet«, sagte Puschkin.
    Gubkin ging die Treppe hinunter, durchquerte die Küche und entfernte
die vier Fliesen, die den Geheimgang freigaben. Er kletterte die Wendeltreppe
hinab und informierte Alterchen.
    »Nicht mehr lange, dann wirst du gerächt sein. Exakt zur gleichen
Zeit.«
    Und in sieben Stunden würde Penelope sterben. Danach hatte er nichts
mehr zu befürchten. Auch Nadjuscha hatte nichts mehr zu befürchten. Er zog sich
zufrieden in sein Schlafzimmer zurück. Er hatte einen aufregenden Tag vor sich.
Aufregend selbst für seine Verhältnisse.
    Dieser Sprengplan in Gubkins Hand. Konnte es sich um ein
Vorhaben im Zusammenhang mit dem Biotech-Zentrum handeln? Dagegen sprach der
Aufriss.
    Ottakring ahnte, dass er heute keinen Schlaf mehr finden würde. Er
saß am Fenster, schob das Weißbier zur Seite und trank Mineralwasser aus der
Flasche. In seinem Gehirn kreiselte es. Im Hinterkopf flatterten kleine Falter.
Zwischendurch Blutleere im ganzen Kopf. Er hatte etwas gehört, jemand hatte ihm
in den vergangenen Tagen etwas gesagt, was sich auf den Sprengplan reimte.
Undeutliche Erinnerungen, die er nicht festhalten konnte. Unruhe machte sich
breit. Er hielt es für enorm wichtig, sich zu erinnern.
    Da war etwas wie ein lang gestreckter Gang, systematisch angefüllt
mit Ladungspaketen. Huawa war gut im Erklären. Einfach und präzise.
Zündschnüre, Millisekundenzünder, Empfänger, Auslöser – die Begriffe
hämmerten durch Ottakrings Kopf. Eine Weile ging er auf und ab. Wäre Herr Huber
noch hier, er würde mit ihm spazieren gehen. Der Aufriss. Der Querschnitt.
    GEWÖLBE !
    Huawa hatte »Gewölbe« gesagt. »… angebracht wie Fackeln in
einem alten Gewölbe«, waren seine Worte gewesen.
    »Lola! Aufwachen! Ich hab’s!«, rief er laut. Er musste es mit
jemandem teilen. Da fiel ihm wieder ein, dass Lola nicht da war.
    Die unterirdischen Gänge, die Katakomben auf der Fraueninsel! Nicht
gehört hatte er es, er hatte es in der Zeitung gelesen. Wollte Gubkin diese
Gänge sprengen? Was hätte er davon? Wenn er Huawa richtig verstanden hatte,
gaben die Zahlen neben den Positionen die Sprengkraft an.
    Er griff zum Telefon. »Huawa!«
    Auch Huawa

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