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Rosenmörder (German Edition)

Rosenmörder (German Edition)

Titel: Rosenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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konnte noch nicht schlafen. »I tat sonst mei
Bernadette aufwecka«, sagte er sanft.
    Ottakring schilderte seinen Verdacht.
    »Mit dene Ladungen tat ja die ganze Insel in die Luft fliagn«,
meinte Huawa sehr ernsthaft. »› PETN‹ stand im
Sprengplan. Das ist Nitropenta. Plastiksprengstoff. Da ist TNT ein Dreck dagegen. Was machmer jetzt, Herr
Kriminalrat?«
    »Wir treffen uns im Präsidium«, schaffte Ottakring an.
    »Denken Sie dran. Der Pfarrer Prisedo vo Aschbach …«
    Er wählte Eva M.s Nummer.
    »Alarmier das Kloster. Sie sollen alles evakuieren.« Er schilderte
kurz, worum es ging.
    »Kann sein, dass ich falschliege, dann war’s für die Katz. Aber
wehe, wenn nicht. Und krieg mal die Penelope dazu, zu sagen, was wirklich los
ist. Alles deutet darauf hin, dass sie uns etwas verschweigt. Sie soll damit
rausrücken. Das Huhn, das blöde.«
    Dann riss er den Chef, Polizeidirektor Schuster, aus dem Schlaf.
Erklärte ihm die Situation.
    »Bitte organisieren Sie ein Einsatzkommando, sechs bis zehn Mann.
Und eine Anordnung von Staatsanwalt Goldner, um das Grattenschlösschen zu
durchsuchen. Besser gesagt, zu stürmen. Mit Waffengewalt. Ich kümmere mich um
den Rest.«
    »Einsatzzentrale! Kriminalrat Ottakring. Ich brauch zwei
Hubschrauber. Einen für einen Einsatz über Land, den zweiten für eine Mission
auf der Fraueninsel. Außerdem brauch ich die Telefonnummer von Oberstleutnant
Soinwand.«
    »Oberstleutnant Soinwand?
    »Kommandeur vom Gebirgspionierbataillon in Pranburg. Dalli, dalli.
Fragt nicht lang.«
    »Herr Ottakring, Sir? Eva M. hat mich angerufen und
mir Ihre Nummer gegeben. Es könnte wichtig sein. Ich habe … Sir Francis, bist
du ruhig! Hör auf zu kläffen! … recherchiert. Eva M. meint, es sei
wichtig und ich soll Sie sofort informieren. Ich hätte es Ihnen sonst heute
tagsüber gesagt.«
    » Me during the day say. Yes. Go , Adamina.
Ich hab aber so gut wie keine Zeit.«
    » Listen … es geht um Felix Gubkins
Großvater, ich fasse mich kurz. Dass er mit dem Komponisten Schostakowitsch
befreundet war und 1942
mit siebenundzwanzig Jahren bei einem Luftangriff der Deutschen gefallen ist,
habe ich bereits berichtet. Und dass sein Enkel Felix ihn hoch verehrt, ist
auch bekannt.«
    »Jajaja …«
    »Warten Sie. Pjotr Iljitsch Gubkin, also der Großvater, wurde nach
dem Untergang seines U-Boots wegen vermeintlicher Feigheit vor dem Feind von
der Roten Armee zur Zwangsarbeit verpflichtet. Er arbeitete in einem
Munitionslager. Raten Sie mal, wo dieses Lager in jenen Kriegszeiten
untergebracht war.«
    »Keine Zeit zum Raten. Sagen Sie schon.«
    » Well . In einem orthodoxen Kloster in der
Nähe von Minsk. Die deutsche Luftwaffe griff dieses Kloster mit ihren Stukas
mehrfach an und machte es dem Erdboden gleich. Kein Wunder bei der
Explosionskraft, die dort schlummerte.«
    In der nächsten Sekunde war Ottakrings Geist hellwach.
    »Adamina, sind Sie sicher, dass unser Gubkin seinen Großvater so
sehr verehrt …«
    »… Oh ja, er soll ihn Alterchen nennen und mit ihm sprechen.«
    »Interessant. Und Alterchen ist in einem Kloster gefallen?«
    »Oh ja. Es war am Freitag, dem 16. Oktober 1942 um neun Uhr siebzehn morgens, so ist es
dokumentiert. Ich hab das Fax hier vor mir liegen.«
    »Wer ist Ihre Quelle? Ich muss es wissen, Adamina. Das ist jetzt
absolut wichtig. Im Detail wichtig.«
    » Very well . Es gibt ein
Schostakowitsch-Museum in St. Petersburg in der Maratstraße 9. Ich hab es im
vergangenen Jahr selbst besucht. Schostakowitsch hat hier viele Jahre gewohnt,
und Gubkin senior senior hat ihn oftmals besucht. Dieses Museum ist eine
Tochter des Petersburger Theatermuseums. Dessen Direktor wiederum ist Schotte
und ein Jugendfreund von mir. Sean kennt jede Minute aus Schostakowitschs
Leben. So kennt er auch die Todeszeit von Schostakowitschs engem Freund Pjotr
Iljitsch Gubkin. Der 16. Oktober
1942, neun
Uhr siebzehn, ist in fetten Lettern in den Aufzeichnungen des Komponisten
vermerkt.«
    Die Röte stieg aus Ottakrings Hemdkragen, und seine Augen weiteten
sich vor Schreck.
    »Welcher Tag ist heute?«, fragte er.
    »It’s Friday«, sagte sie in aller
Unschuld.
    »Und welches Datum?«
    »Der … For God’s sake!«
    »Genau! Der sechzehnte Oktober!«
    Ottakring sah auf die Uhr. Es war sechs Uhr zwölf.

NEUNZEHN
    Ottakring fühlte sich wie in einem schrillen Musical, in
dem alles drunter und drüber ging und ein Ereignis das andere jagte. Aber so
war das Leben eben manchmal.
    Sein Handy

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