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Rosenmörder (German Edition)

Rosenmörder (German Edition)

Titel: Rosenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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sie.
    Penelope versuchte, sich zu sammeln und aufzurichten. Es schien ihr
schwerzufallen.
    »Sag mal«, platzte sie heraus, »du hast doch sicher den kurzen
Artikel in der Zeitung über die Katakomben gelesen? Oder sonst irgendwie davon
gehört?«
    »Lenk nicht ab!«, rief Eva M. »Du wolltest mir die Geschichte
von Kosmos schildern.«
    »Na ja, hätte ja sein können, dass Kosmos nicht meinetwegen, sondern
wegen der Katakomben auf der Insel war.«
    »Warum hätte sich ein Berufskiller für alte Katakomben interessieren
sollen? Und wie davon Wind bekommen? Die Zeitungsmeldung erschien erst einige
Zeit später.«
    »Unterschätze diese Leute nicht, Eva M.! Die haben ihre Fühler
überall ausgestreckt und ihre Nase überall drin. Da haben wir hier im Westen
nicht die blasseste Ahnung, was abgeht. Gegen die sind wir Waisenkinder. Was
hier über die Russenmafia verbreitet wird, ist kalter Kaffee gegen die
Wirklichkeit.«
    Eva M. stand auf und setzte sich in Hockstellung vor die
Schwester hin.
    »Die Äbtissin wollte das Geheimnis der unterirdischen Gänge nicht
preisgeben, heißt es im Bericht. Wenn deine Vermutung richtig wäre, hätte das
nicht weniger zu bedeuten, als dass dieser Kosmos eine Verbindung zum Kloster
Frauenwörth hatte oder suchte. Ist dir das klar, meine Liebe?« Eva M.
beugte sich vor und schleuderte ihren vorwitzigen Zopf über die Schulter nach
hinten. »Die Vermutung liegt nahe, dass die tote Schwester diese Verbindung
gewesen sein könnte.«
    Penelope wurde dunkelrot im Gesicht.
    An Zufälle glaubte Eva M. schon lange nicht mehr. Diese
Verbindung war ihr zu-ge-fallen! Sie trifft eine früher stinkreiche
Societylady, ihr leidlich gut bekannt, die sich ins Kloster begeben hat. Diese
Bekannte erkennt den Serienkiller Kosmos, der früher für ihren Mann gearbeitet
hat. Und nun soll es gar eine Vernetzung mit dem Kloster geben. Wenn das nicht
Gottes Zeigefinger war!
    Im selben Augenblick wurde Eva M. in ihrer Zufallstheorie
bestärkt. Ihr Handy klingelte. Ottakring war dran.
    »Hast du dein Zielobjekt vor dir?«
    Oh je. Warum spricht er denn verschlüsselt?
    »Ja.«
    »Dann geh mal zur Seite. Oder ruf mich so bald wie möglich zurück.«
    Eva M. legte eine Hand auf Penelopes Knie, drückte sich aus der
Hocke hoch und versuchte, sich unbefangen zu geben.
    »Muss ich kurz ran«, sagte sie und stellte sich ein paar Schritte
weiter ins Gras.
    »Schuster hat vor Tagen eine Mail an die Staatsanwaltschaft Halle
gesandt«, hörte sie von Ottakring. Sie konnte seine Aufgeregtheit spüren.
»Wegen Penelope Modrow. Nun hat er die Antwort. Jetzt halt dich fest, Kollegin.
Frau Modrow steht unter Zeugenschutz. Sie ist Kronzeugin gegen ihren
geschiedenen Mann, der untergetaucht ist. Er ist Haupt-Zielperson in einem
laufenden Verfahren. Das mit der Klosterschwester ist die Tarnung.«
    Penelope hatte sich erhoben. In ihrem Blick lag etwas
Durchdringendes, Wissendes. So als hätte nicht Eva M., sondern sie selbst
die Neuigkeit erfahren.
    »Dienstlich?«, fragte sie. Die Röte stand noch immer in ihrem
Gesicht.
    »Ja.«
    »Ging’s um mich?«
    »Ja.«
    »Na. Irgendwann musste es ja herauskommen. Lebensabdrücke lassen
sich schließlich nicht wie Fußspuren unter Wasser verwischen. Ich bin ganz froh
darüber.« Sie wirkte nachdenklich. Nein, nicht nachdenklich. Eva M. erkannte
Angst in ihren Augen. »Wirst du mich jetzt offiziell beschützen?«
    Penelope im Zeugenschutzprogramm. Unglaublich.
    »Ja«, sagte Eva M. und griff heimlich an ihre Waffe. »Ich werde
dich beschützen.«

SIEBZEHN
    Artur Josef Huber, genannt Huawa, nimmt einen Schluck und
wischt sich mit dem rechten Handrücken sorgfältig seinen bayerischen
Schnauzbart ab. An dieser Hand fehlen ihm zwei Finger, und seine eine Backe ist
von einer falsch getimten Explosion unsauber vernarbt. Er spürt eine leichte
Leere in der Magengrube, ein flaues Gefühl der Aufregung.
    Huawa hat den Beruf des Spenglers erlernt und arbeitet bei einer
Autofirma in der Kastenau als Ausschlachter. Heute hat er Bernadette, seine
Frau, informiert, dass er einen Termin beim Zahnarzt hätte, für den Fall, dass
sie auf die Idee kommen sollte, in der Firma anzurufen. Bernadette ruft öfter
in der Firma an. Wenn der Wasserhahn tropft oder ein Habicht gegen die Scheibe
geflogen ist. Sie ruft wegen eines Erdbebens in Südtibet an, wenn sie sich
wieder einmal ausgesperrt hat oder einfach, weil ihr langweilig ist. Deshalb
diese Notlüge ihres Mannes mit dem Zahnarzt. In Wirklichkeit

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