Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rosenmörder (German Edition)

Rosenmörder (German Edition)

Titel: Rosenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
Vom Netzwerk:
rührte sich. Die Einsatzzentrale gab Oberstleutnant
Soinwands Privatnummer durch. Der Kommandeur war sofort bereit, mitzumachen.
Ottakring und Soinwand sprachen höchstens drei Minuten miteinander und hatten
keinerlei Verständigungsschwierigkeiten.
    Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch fuhr Ottakring los in Richtung
Präsidium, um Huawa zu treffen. Es war kurz vor Sonnenaufgang.
    Unterwegs koordinierte er die beiden geplanten Helikoptereinsätze.
Den auf der Insel und den beim Russenschloss. PD  Schuster
hatte zurückgerufen, Staatsanwalt Goldner hatte eingewilligt. Als er im
Präsidium ankam, wartete Eva M. im Innenbereich.
    »Bitte kommen Sie mit und fragen Sie nicht«, sagte sie. Ihre Wangen
waren rot gefleckt, und das Haar hing wirr herunter. Ohne Zopf hatte er sie
noch nie gesehen. Sie führte ihn zu der kleinen Arrestzelle im zweiten Stock
neben dem Verhörraum.
    Ottakring traute seinen Augen nicht, als die Tür aufschwang.
    »Pfarrer Presidio!«, sagte er leise und sah Eva M.
verständnislos an.
    »Grüß Gott«, sagte der Pfarrer.
    »Er wollte Sie unbedingt in der Zelle treffen«, erklärte Eva M.
»Weil der Herr Pfarrer glaubt, sie sei abhörsicher.«
    Im Augenwinkel fiel Ottakring ein matt glänzendes Kissen auf, das
auf dem kleinen Tischchen in der linken Ecke lag. Doch seine Augen blieben auf
den Pfarrer geheftet.
    »Kinder der Gemeinde«, begann der Geistliche, »die in jüngster
Vergangenheit am Altarsakrament teilgehabt haben, treffe ich hinterher häufig
auch im Beichtstuhl an. Manchmal höre ich da Sachen, die nicht ganz alltäglich
sind. Bestimmt haben Sie Verständnis dafür, dass ich ans Beichtgeheimnis
gebunden bin.«
    »Jajaja …«, sagte Ottakring. Er fühlte sich wie ein Tiger im
Käfig. Auf dem Sprung, doch eingesperrt. Eva M.s missbilligenden Blick
nahm er hin.
    »Sie haben sicher schon von meinen Stickkünsten gehört, Herr
Ottakring? Ich werde da oft zu Unrecht derbleckt. Es heißt, Hirsch- und
Landschaftsstickereien hingen bei mir zu Haus herum. Das stimmt. Aber bestimmt
keine nackerten Frauen.« Er griff rechts hinter sich nach dem Kissen. »Dies ist
mein neuestes Werk. Fertiggestellt in der vergangenen Nacht.«
    Er drehte das Kissen um und bettete es auf seinen Schoß.
    Ottakring fielen fast die Augen aus dem Kopf. Das, was er sah, ließ
den Kriminalrat den Atem anhalten und trieb ihm Schweißperlen auf die Stirn.
    »Deshalb hab ich Sie mitgeschleift«, erklärte Eva M. ruhig. Es
klang wie eine Entschuldigung.
    Pfarrer Presidio erhob sich. »Übrigens, wussten Sie, dass es unter
dem Kloster Frauenwörth drüben auf der Chiemseeinsel unterirdische Gänge gibt,
mitten ins Wasser gebaut? Sie wurden soeben erst entdeckt.«
    Er wandte die Augen zur Decke. »Sie stecken ganz schön in der Tinte,
Ottakring, was?«

Chili
    Ein feuchtkalter Morgen. Vor Nässe
glänzende Straßen, die Berge im Dunst verschwunden, missmutige Gesichter. Man
sieht Ottakring die Anstrengungen der vergangenen Tage an. Er sieht aus, als hätte
er seit Tagen von faulen Eiern gelebt. Wenn er spricht, klingt es, als käme
seine Stimme aus einem hohlen Baumstamm.
    So einen Einsatz haben wir im Rosenheimer Land
noch nie gehabt, sagt er. Unser SEK ist in zwei unbeleuchteten Hubschraubern im Tiefflug über die
Häuser und das Tal hinaufgedonnert. Vermummte, schwer bewaffnete Polizisten
haben das Grattenschlösschen umstellt. Es hat an drei Stellen irrsinnig
geknallt. Das SEK hat Türen gesprengt und das Gebäude gestürmt …
    Hat denn Goldner …
    Klaro. Denkst vielleicht, wir führen so eine
Aktion ohne Staatsanwalt durch? Die Freigabe hat Schuster besorgt. Sekunden
später bringen die Beamten eine ältere Frau aus dem Haus, führen einen Mann und
eine Frau ab. Spektakulär. Ein absolut unblutiger Zugriff.
    Also Gubkin?
    Felix und Nadeschda Gubkin, absolut. Ich glaub
nicht, dass wir der Frau ernsthaft etwas nachweisen können. Oder auch wollen.
Aber Gubkin war reif. Die ältere Frau war Agnessa, die Haushälterin. Sie wird
eine wertvolle Zeugin sein. Sie beginnt schon aufzuweichen. Sie hasst ihren
Herrn.
    Ottakring nickt zufrieden vor sich hin. Doch er
wirkt nachdenklich. Wie eingeschüchtert.
    Ich war täglich fünfundzwanzig Stunden im Dienst,
sagt er. Ein ernsthaft arbeitender Polizist, der behauptet, er habe Zeit, der
lügt. Die Zeit war mein Feind. Ich hatte keine. Und da war noch ein weiteres
Problem. Was wäre gewesen, wenn Gubkin vollkommen unschuldig gewesen wäre?
Immer wieder hab ich mich gefragt, ob

Weitere Kostenlose Bücher