Rosenmunds Tod
Prinzip schon. Nur hab ich was gegen stille Post. Mir wäre es ganz lieb, wenn ihr euch darum kümmern könntet.«
Katharina und Hofmann wechselten einen schnellen Blick.
»Nach dem Wochenende natürlich«, ergänzte Wielert. »Reicht, wenn ihr Montagmorgen losfahrt.«
»Geht da kein Flug runter?«, meinte Hofmann. »Keiner, den unser Spesenkonto zulassen würde. Dafür kontaktiere ich gleich die Kollegen im Breisgau und kündige euch an.«
26
Katharina steuerte den Wagen an den Straßenrand und kurbelte das Fenster hoch.
Die Geräusche von der Hinterachse hatten eine bedrohliche Tönung angenommen; als sie, wie versprochen, Thilo und seinen Kombi in die Werkstatt begleitet hatte, hatte der Meister mitleidige Blicke auf sie geworfen und ihr empfohlen, den Fiesta am besten gleich stehen zu lassen. Doch die Aussicht, den Weg nach Stiepel in hoffnungslos überheizten Fahrzeugen der Bogestra zurücklegen zu müssen, veranlasste sie, ihrem Fiesta noch eine Schonfrist einzuräumen; ob er nach der Überprüfung durch einen Fachmann noch mal Asphalt unter die Reifen bekommen würde, schien ihr mehr als fraglich.
Es war noch früh genug, um gleich auf der Terrasse noch ein wenig Sonne zu tanken – sofern Arne nichts dagegen hatte. Ihr Sohnemann entwickelte sich zu einem richtigen Wirbelwind und hatte keine Probleme damit, seine Eltern vierzehn Stunden am Tag in Atem zu halten. Wenigstens tobte er sich unter der Woche in der Kita aus, Ulli und sie bekamen die volle Dröhnung lediglich an den Wochenenden ab.
Ihre Wohnung war wie ausgestorben, irritiert hängte Katharina ihre Handtasche an die Garberobe, nahm die Dienstwaffe heraus und versteckte sie an einem sicheren Platz, den Arne auch nicht mithilfe einer Leiter erreichen konnte, und ging in die Küche. Vielleicht war Ulli zum Einkaufen gefahren, in solchen Fällen ließ er einen Zettel zurück. Aber in der Küche war nichts.
Katharina huschte die Treppe zum Schlafzimmer hoch, suchte sich frische Wäsche zusammen und stand Minuten später unter der Dusche. Anschließend schlüpfte sie in ihre Shorts, warf sich in ein vier Nummern zu großes Hemd, schenkte sich ein großes Glas Eistee ein und landete endlich auf ihrer Liege.
Ihr Magen grummelte, aber in dieser Woche war Ulli für das leibliche Wohl der Familie zuständig. Sie hatte es sich kaum richtig bequem gemacht, als es mit der Ruhe schon wieder vorbei war. Ulli und Arne polterten in die Diele, der Kleine nahm sich gerade noch die Zeit, seine Turnschuhe in eine Ecke zu feuern, dann stürzte er durch das Wohnzimmer auf die Terrasse. Innerhalb von zwei Minuten versuchte er alles zu erzählen, was er heute erlebt hatte, was natürlich völlig in die Hose ging. Katharina hörte grinsend zu, dann bekam Arne Durst und wollte auf sein Zimmer. Zanders alte Legosammlung übte auch noch auf heutige Kids eine wahnsinnige Faszination aus.
»Hei Schatz«, meinte Ulli, nachdem er seinen Filius mit Sprudel versorgt hatte. »Bist früh zu Hause.«
»Du ja nicht gerade«, gab Katharina ruhig zurück. »Ich hatte mich auf einen schönen Salat gefreut.«
»Hab nicht auf die Uhr geachtet. Arne war völlig überdreht, da dachte ich mir, wir machen noch ein wenig die Ruhr unsicher. Ist ja nur ein Katzensprung von hier.«
Katharina blinzelte und gönnte Ulli einen längeren Blick. Seine Augen strahlten, auf seinen Wangen waren deutlich rote Flecken zu erkennen. So sah er eigentlich nur aus, wenn er ausnahmsweise mal Sport getrieben hatte. oder wenn sie miteinander geschlafen hatten.
»Hast du Arne denn mit Sonnencreme eingerieben? Er kriegt doch so leicht einen Sonnenbrand.«
»Vergessen«, meinte Ulli und trat jetzt endgültig zu ihr auf die Terrasse.
Früher hätte er sich zu mir auf die Liege gequetscht, dachte Katharina betrübt. »Machst du jetzt etwas zu essen?«, fragte sie.
»Sofort, Madame. Hast du wegen nächster Woche gefragt?«
Katharina runzelte die Stirn, bevor es ihr wie Schuppen aus den Haaren fiel. »Ja«, log sie dann. »Klappt nicht.«
»Och, Mensch«, meinte Ulli. »Muss ich wirklich alleine fahren?«
»Ulli, wir stecken mitten in einem Mordfall, da kann ich mich nicht so einfach für ein paar Tage ausklinken. Ich verstehe sowieso nicht, warum du plötzlich so heiß darauf bist, zu deinen Eltern zu fahren.«
Zander griff in die Brusttasche seines Hemdes und kramte seine Zigaretten hervor. »Immerhin haben die beiden goldene Hochzeit. Ist einfach eine Frage der Höflichkeit. Und außerdem möchten sie
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