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Rosenpsychosen

Rosenpsychosen

Titel: Rosenpsychosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna-Maria Prinz
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Privatangelegenheiten hier heraushalten wollen. Marie sah sie gerade so durchdringend an, als hätten sie soeben die Rollen getauscht.
    In einem Anflug von Feinfühligkeit verzichtete Marie angesichts Helenes offensichtlicher Unsicherheit auf weitere Bohrungen in Sachen Hollywood.
    »Jaja, die Kinder. Ich versteh schon. Sind ganz schön positive Konstanten, stimmt’s? Ich habe übrigens außer meinen Kindern etliche positive Konstanten in meinem Leben. Also machen Sie sich um meine mal keine Sorgen. – Ist das eigentlich in Ordnung, dass wir hier so zusammensitzen und Kir beziehungsweise Gernegroß trinken? Ich meine, ist das nicht total unprofessionell?«
    »Tja, da sagen Sie was.«
    Helene fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare und gab damit für einen Moment ihre Stirn frei, die Marie verblüffte, da sie so hoch, glatt und ebenmäßig war. Doch nicht nur Helenes Stirn, sondern ihr ganzes Gesicht, das Marie gewissermaßen zum ersten Mal sah, fand sie frappierend schön. Es war nicht claudiaschifferschön, nein, viel schöner, jodiefosterschön, dachte Marie, schön und klug – und kam gänzlich ohne Schminke aus.
    »Eigentlich ist es ganz und gar falsch, dass wir hier sitzen. Ich hätte das auch von mir aus nie angeregt, und vielleicht hätte ich es sogar ablehnen und besser nach Hause gehen sollen. – Na ja,«, Helene zog nonchalant ihre linke Schulterhoch, »andererseits geschehen Dinge nun einmal, wer weiß schon immer, warum, und in meiner Eso-Welt habe ich gelernt, auch Ausfallschritte mit Gelassenheit zu gehen.«
    Das traf schon zu, meistens jedenfalls, dachte Helene und nippte an ihrem Kir Royal. Heute war es die reinste Heuchelei, war sie doch schon zum zweiten Mal an diesem seltsamen Tag alles andere als gelassen.
    Sosehr Marie selbst nach Gelassenheit suchte, sosehr langweilten sie Menschen, die immer gelassen waren und sich nie aus der Reserve locken ließen.
    »Soso, Sie sind also stets gelassen und höflich, ja? Da sind Sie ja eine ganz Feine. Ich will lieber nicht wissen, was Sie wirklich von mir halten. Was halten Sie eigentlich von mir? Gerade jetzt, in diesem Augenblick? Immerhin bin ich verheiratet und habe relativ kleine Kinder – da sollte ich doch nach Ihrem Ermessen wahrscheinlich nicht nachts mit irgendeinem Mann vor einem Hotel stehen und mich in seiner Krawatte verheddern, oder? Ist doch ganz schön schlampenhaft, nicht? – Noch einen Kir, bitte. Keinen Kir Royal, einen Kir, Kir! Und keinen Chardonnay! Manchmal hat man das Gefühl, in dieser Stadt gibt’s nur noch Schwule. – Würden Sie doch bestimmt nie tun, stimmt’s? Sagen Sie’s ruhig!«
    »Also, wissen Sie«, Helene richtete sich in ihrem Ledersessel auf, so gut es ging, »es geht ja weniger darum, was ich von Ihnen halte. Viel wichtiger ist, was Sie von sich halten. Das ist es! Ich verurteile Sie nicht, weil Sie da vorhin mit diesem Mann standen, der nicht Ihr Mann war und außerdem locker Ihr Vater sein könnte. Ich kenne Ihre Gründe. Und Bestrafung suchen Sie bei mir vergeblich. Sie«, und jetzt beugte Helene sich zu Marie vor, als wolle sie ihrer ärgsten Feindin ein Geheimnis anvertrauen, »Sie selbst verurteilen sich dafür,verletzen sich und andere immer wieder, bestrafen sich und jeden Mann, den Sie treffen, und wollen nicht einsehen, dass Ihre Ursehnsucht nicht erfüllt werden wird. Auf dieser simplen Erkenntnis können Sie aufbauen! Und wenn – «
    »Das wissen Sie doch gar nicht«, fiel Marie Helene ins Wort. »Vielleicht will ich ja einfach nur ein bisschen Spaß. Ist doch nicht verboten.«
    Hier lachte Helene auf, wobei sie sich ruckartig zurück in die Sessellehne warf.
    »Spaß! Spaß? Es macht Ihnen doch keinen Spaß! Sie sind auf der ewigen Suche nach dem, der Sie verlassen hat, und jeder, der sich nicht als derjenige herausstellt, den Sie suchen, wird bestraft, hintergangen, belogen, mit Forderungen belegt, die er nie und nimmer erfüllen kann. Sie spielen ein trauriges Spiel ohne Gewinner, bei dem vor allem Sie auf der Strecke bleiben! Am meisten bestrafen Sie damit sich selbst, denn Sie verachten sich dafür. Das Paradoxe daran ist, dass Sie darum betteln, immer wieder bestraft zu werden. Das Glück darf Ihnen nicht in die Quere kommen, denn dann müssten Sie zugeben, dass Sie nach dem Heiligen Gral suchen. Ich sage es noch einmal: Wenn es tatsächlich Spaß wäre, den Sie nachts vor einem Hotel suchen, wäre es absolut in Ordnung.«
    Helene beugte sich wieder vor und griff nach Maries Handgelenk,

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