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Rosenpsychosen

Rosenpsychosen

Titel: Rosenpsychosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna-Maria Prinz
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Werden Sie nach den Sommerferien mit der Psychoanalyse beginnen?«
    »Nein.«
    »Okay.«
    »Ja, gut, dann eben doch.«
    Helene umfasste mit beiden Händen Maries Rechte, so wie es Bürgermeister tun, wenn sie einem hundertjährigen Jubilar alles erdenklich Gute und ein langes Leben wünschen. »Ich wünsche Ihnen einen guten Sommer und freue mich darauf, Sie in acht Wochen wiederzusehen. Vor allem wünsche ich Ihnen, dass Sie für sich und Pasi etwas mit Adam erreichen. Und sehr gespannt bin ich auf die Schilderung Ihres Besuches bei dem, der Ihnen so viel bedeutet. Sie machen das richtig. Aber erwarten Sie nicht zu viel von sich fürs Erste. Versuchen Sie nicht, Ihre Trauer mit Gewalt zu bekämpfen. Gehen Sie kleine, aber überlegte Schritte.«
    »Ich wünsche Ihnen auch einen schönen Sommer mit Ihren Jungs – mehr wird ja wohl nicht herausspringen. Obwohl – so Clubs können auch ganz lustig sein. Sind die reinsten Kontaktbörsen.«
    »Danke. Sie werden es erfahren. – Was machen Sie jetzt? Gehen Sie nach Hause?«
    »Genau dorthin. Vorher aber esse ich zwei Donuts in der Fußgängerzone. Ich liebe Donuts. Aber nur die glasierten und die mit dunklem Schokoladenüberzug. Und dann rufe ich Adam an.«
    »Viel Erfolg, wirklich.«
    »Ach, das wird schon – die Donuts sind ja immer gleich.«
    »Ich meinte nicht die Donuts, sondern …«
    »Jaja … bis September dann, tschüss«, sagte Marie schnell, bevor sie es nicht mehr würde verhindern können, Helene zum Abschied zu umarmen, setzte sich noch im Sprechzimmer die Sonnenbrille auf und verließ Helene. »Ach übrigens«, sie drehte sich noch einmal um, »wenn Sie so auch Herrmanns Hände gehalten haben, dann ist es kein Wunder, dass Sie Mutti waren.«

22
    Marie bekommt eine rote Rose geschenkt, während eines
    Fluges über Rapsfelder ein paar gute Gedanken
    sowie einen Schmerz
    Marie schlenderte durch die Fußgängerzone nach Hause. In Gedanken war sie bereits bei Lilie auf dem Bauernhof. Die Kinder ritten auf den Schafen wie sie früher. Martin war auch dabei. Was Martin jetzt wohl machte? Würde er dabei sein, wenn sie Lilie besuchten? Er sollte dabei sein. Ihr fiel auf, dass sie Wert darauf legte und ihn nicht nur als Mann, sondern auch als vertraute Person vermisste. Am besten ginge es gleich am ersten Ferientag los. Die Tage waren lang, wie geschaffen für den Hof. Vorher, heute noch würde sie Adam anrufen und irgendetwas Gutes bewerkstelligen. Adam war kein Dummkopf, er würde es sich überlegen, wieder einlenken. Natürlich. Alles andere wäre nicht angemessen. Marie kaufte sich zwei Donuts – einen glasierten und einen mit Schokoladenüberzug – und setzte sich auf eine Bank. Der Sommer würde nicht dunkel werden. Und sie liebte Donuts.
    Ebenso liebte sie, was ihr plötzlich, während sie in den glasierten biss, vor die Füße fiel: langstielige rote Rosen. Dreißig Stück mochten es wohl sein. Der Mann mittleren Alters, der behände vom Boden aufsprang und nicht wusste, ob er lachen oder schreien sollte, klopfte sich seinen nunmehr zwar schmutzigen, aber akkurat sitzenden Anzug ab. Nach einem kurzen Blick auf Marie, die keine zwei Meter von ihm entfernt dem Dramolett folgte, machte er sich daran, die Rosen einzusammeln.
    Als er sich Maries Beinen auf einen knappen halben Meter genähert hatte, schlug sie sie übereinander und wippte leicht mit dem rechten Fuß, der in einer schwarzweiß gepunkteten flachen Pantolette steckte. Sie kannte die Wirkung ihrer Beine auf Männer, und die Auskostung dieses Effektes nur ein einziges Mal sausen zu lassen, wäre ihr im Traum nicht eingefallen. Es kam denn auch wie vorhergesehen.
    »Schöne Beine.«
    »Schöne Rosen. – Sind Sie auf dem Weg zu einem Heiratsantrag?«
    Der Mann hatte die Rosen wieder irgendwie in das Papier eingeschlagen und setzte sich in gebührendem Abstand zu Marie auf die Bank. Er sah einfach fantastisch aus. Sein weißes Hemd war auch nach dem Sturz noch tadellos, der dunkelblaue Anzug glänzte, abgesehen von dem Straßenschmutz, dezent und passte hervorragend zu seinem gebräunten Gesicht und den hellblauen Augen. Sein Haar war schon etwas schütter; er hatte hohe Geheimratsecken, die ihm gut standen.
    »Nicht direkt. – Guten Appetit.«
    »›Guten Appetit‹ sagen nur Spießer. – Oh, wollen Sie einen Donut auf den Schock? Ich hätte da noch einen mit Schokoladenüberzug.«
    Er überlegte kurz und nahm dankend an, was Marie eine willkommene Überleitung zu weiterem Geplänkel

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