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Rosenrot ist mausetot - Kriminalroman

Rosenrot ist mausetot - Kriminalroman

Titel: Rosenrot ist mausetot - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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schweizweit grössten Gartenbauunternehmer hochschaufelte, hatte keine Kinder. Also band der «Gärtner der Nation» 1998 seine Neffen Heinz und Jürg Spross in die operative Führung ein. Als Werner Spross 2004 verstarb, war die Nachfolge gesichert. Heinz Spross ist Mehrheitsaktionär und Delegierter des Verwaltungsrats; Jürg dagegen stieg bereits 2003 im Krach mit seinem Onkel aus.
    Zusammen mit Heinz Spross in der Geschäftsleitung sitzt seine Tochter Natalie Spross Döbeli. Für sie ist der Betrieb seit Kindsbeinen Teil ihres Lebens; schon als Teenie ging sie in der Baumschule jäten, später kamen administrative Arbeiten dazu. ‹Ich habe mein Wirtschaftsstudium bewusst in Zürich und nicht in St. Gallen gemacht. Denn ich wollte nebenbei im Unternehmen mitarbeiten›, erinnert sie sich. Nach dem Studium und einem Zwischenspiel bei der Bodenbelagsfirma Forbo ging sie mit ihrem Mann, einem Elektroingenieur, auf eine Weltreise. Der Tod ihres Grossonkels bewog sie, früher als geplant, Anfang 2005, endgültig bei Spross einzusteigen. Sie läutete beim traditionellen Unternehmen einen Kulturwandel ein und positionierte die Gesellschaft als Dienstleister. In den drei Bereichen Garten- und Landschaftsbau, Muldenservice und Entsorgung sowie Immobilien erwirtschaften einhundertsechzig Mitarbeiter einen Umsatz von rund siebzig Millionen Franken.
    Die Nachfolgeregelung steht bereits fest: Die Dreiunddreissigjährige wird von ihrem Vater die operative Leitung übernehmen. Nicht in Betracht dafür kam ihr Bruder Marcel Spross (36), gelernter Landwirt mit KV -Abschluss. Bereits als Vierzehnjähriger hatte er verkündet, er wolle die Firma dereinst auf keinen Fall führen. ‹Mein Bruder hat mit administrativen Aufgaben nichts am Hut, viel lieber arbeitet er draussen›, sagt Natalie Spross. Und so ist er beim Familienunternehmen für den Gartenbau zuständig. Zu Reibereien komme es zwischen ihnen nicht. ‹Wir sind höchst unterschiedlich, doch wir haben es gut zusammen›, meint die Schwester.
    Die Vizechefin hat eine zweijährige Tochter. ‹Die Doppelrolle ist organisatorisch eine Herausforderung›, meint sie lachend. Im Schnitt arbeitet sie drei Tage im Unternehmen. Ist sie nicht im Betrieb, ‹telefoniere ich täglich mindestens zwei- oder dreimal mit meinem Vater›. Ihn erlebt sie als ‹höchst angenehmen Chef›, auch wenn manchmal die Emotionen hochkochen. Sie ist froh, dass er immer noch in der Firma ist; sein Netzwerk und seine Erfahrung seien Gold wert. Dennoch freut sich Natalie Spross auf die Übergangsphase, ‹wo ich laufend mehr Verantwortung übernehme und meinen Vater als Sparringspartner habe›. Der Patron wird im Oktober nächsten Jahres fünfundsechzig Jahre alt; Ende 2012 will er sich definitiv aufs Präsidium zurückziehen.»
    Das war mittlerweile geschehen, Natalie Spross Döbeli hatte die Geschäftsleitung übernommen. Und erwartete uns jetzt am Hauptsitz der Firma in Zürich an der Burstwiesenstrasse. Das Gebäude verschwand fast unter seiner Bepflanzung aus Eiben, Föhren, Buchs und Thuja. Im Eingangsbereich bildeten Rhododendren einen grünen Korridor, unterbrochen von auffälligen gläsernen Kugellampen. Überragt wurde das Ganze von einer mächtigen, anscheinend uralten Föhre. Über dem Eingang waren das Platanenblatt-Logo und der Schriftzug von Spross nicht zu übersehen, wegen ihrer Grösse und wegen des Farbkontrasts zwischen goldgelbem Vordergrund und grasgrünem Hintergrund. Nein, sich zu verstecken hatte nicht zum Verhaltensspektrum des alten Spross gehört, und seine Nachfolger und Nachfolgerinnen schienen daran nichts ändern zu wollen.
    Jetzt allerdings sah Frau Spross so aus, als ob sie sich gerne versteckt hätte. Sie empfing uns im Sitzungszimmer des Verwaltungsgebäudes, das, wie Adelina später registrierte, in einem gediegen-bescheidenen Stil eingerichtet war. Zu ihrer Rechten sass Theresa Andermatt, von Frau Spross als ihre rechte Hand und guter Geist vorgestellt. Sie war es gewesen, die am frühen Vormittag den Anruf von Adelina ohne langes Zögern zu Natalie Spross durchgeleitet und danach den schnellstmöglichen Termin mit uns vereinbart hatte.
    Adelina und ich hatten daraus geschlossen, dass Frau Andermatt eingeweiht sein musste. Deshalb hatte sie sofort erkannt, dass das erste Mail, auf das wir gestossen waren und das wir noch in derselben Nacht an Spross geschickt hatten, echt war. Adelina hatte gleich am anderen Morgen angerufen, von Frau zu Frau sozusagen.

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