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Rosenrot ist mausetot - Kriminalroman

Rosenrot ist mausetot - Kriminalroman

Titel: Rosenrot ist mausetot - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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direkt unter der Terrasse der Villa, ungefähr drei Meter unter deren Niveau. Von der Terrasse aus führten zwei Treppen zum Teich hinunter. Die oberen Stufen wurden von Steinplatten in streng geometrischer Form gebildet, gegen unten wurden die Stufen immer unregelmässiger und gingen in einen natürlich wirkenden Felspfad über. Von Frau Spross wussten wir, dass dieser Teich zum Schwimmen genutzt werden konnte und auch wurde. Jetzt, wo ich diesen ganz besonderen Swimmingpool vor meinen Augen hatte, erinnerte ich mich daran, dass ich einst in Kindertagen in einem Bachteich schwimmen gelernt hatte, wenn auch nicht in einem künstlich angelegten.
    Ich riss mich von meinen Erinnerungen los und beeilte mich, Adelina zu folgen, die schon unterwegs war, um die anderen Teile des ausgedehnten Gartens zu inspizieren. Wir hatten beide unsere kompakten Kameras dabei und nahmen fleissig Bilder auf. Das erschien uns unproblematisch, weil wir diese Tätigkeit leicht als normalen Bestandteil der Schadensaufnahme nach dem Hagelsturm hätten verkaufen können, wenn uns jemand gefragt hätte. Es war jedoch ohnehin keiner da, der uns hätte fragen können.
    Zu entdecken gab es viel. Dieser Garten war ein einziges – und einzigartiges – Sammelsurium unterschiedlicher Formen und Stile. Es gab üppigen Rhododendron und einen Buchenhain, einen strengen Zen-Garten und einen chaotischen, einem Felssturz nachempfundenen Steingarten. Und natürlich Blumen aller Arten und in jeglicher Farbkombination.
    Die einzelnen Teile dieses Gartens gingen teilweise fliessend und beinahe unmerklich ineinander über, waren zum Teil aber auch durch klar konturierte Grenzen in Form von Mäuerchen oder Hecken voneinander getrennt. Jeder Teil und jeder Übergang stimmte, was dem Ganzen eine eindrückliche Harmonie verlieh.
    Dieser Garten, flüsterte Adelina, habe eine so wohltuend harmonisierende Wirkung, dass sie sich gar nicht vorstellen könne, jemand, der darin leben dürfe, könne Böses im Schilde führen, geschweige denn ausführen. Aus irgendeinem Grund hatten wir angefangen, uns so leise wie möglich zu unterhalten. Ich flüsterte deshalb meine Zustimmung zu ihrer Überlegung. Das war wirklich schwer vorstellbar. Vielleicht war unsere ganze Theorie nur ein Hirngespinst.
    Dann entdeckten wir den Rosengarten. Passte zum ganzen Rest die Bezeichnung «wunderbar», so konnte man diesen Teil der Gartenanlage nur als prächtig bezeichnen. Nicht nur die Formen und Farben der hier in grosser Zahl blühenden Rosen weckten rauschhafte Gefühle. Auch die in der wieder gut aufgeheizten und fast windstillen Luft schwebende Duftwolke trug dazu bei.
    Adelina fand, dieses kleine Paradies würde unsere These eher wieder stützen. Das war doch die leibhaftige und perfekte Verkörperung des von uns vermuteten Mädchennamens von Frau Raggenbass. Mir erschien diese Assoziation etwas plump. Ich wandte ein, auch andere Leute hätten prächtige Rosengärten, obwohl sie nicht Rosengarten heissen.
    Am Ende des Rosengartens, direkt vor der hohen Buchsbaumhecke, die das ganze Grundstück umschloss, entdeckten wir etwas Seltsames. Seltsam war nicht das Bild, das sich uns bot. Erstaunlich war vielmehr, dass dieses Bild exakt jenem entsprach, das wir am Vortag in der Verfilmung von «Schneeweisschen und Rosenrot» gesehen hatten.
    Dort ist die Hütte, in der die Mutter mit ihren zwei Töchtern mitten im Wald lebt, geschützt durch ein magisches Tor. Auf der einen Seite des Torbogens wuchert eine Kletterrose mit weissen, auf der anderen Seite eine mit roten Blüten. Dazwischen ist genug Platz, um einen Menschen mit reinem Herzen passieren zu lassen. Nähert sich jedoch jemand mit bösen Absichten, neigen sich die beiden Rosenbüsche zueinander und verschlingen sich so stark ineinander, dass ein Durchkommen unmöglich ist. Gezeigt wird das in beeindruckenden Trickaufnahmen.
    Im leibhaftigen Rosengarten, in dem wir standen, gab es diese dynamische Schlingbewegung natürlich nicht, wohl aber die beiden Endzustände. Beim uns näher liegenden Torbogen wuchsen der weisse und der rote Rosenstock aufrecht in die Höhe und liessen den Durchgang frei. Ein paar Meter dahinter stand ein identischer Torbogen mit ebenfalls einem weiss und einem rot blühenden Rosenbusch, doch diese waren so ineinander verschlungen, dass sie nicht einmal den Blick auf die dahinterliegende Abschlusshecke freigaben.
    Also doch Schneeweisschen und Rosenrot, und das exakt wie im Film? Nur, wie konnte ein Film, der

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