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Rosenrot, rosentot

Rosenrot, rosentot

Titel: Rosenrot, rosentot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Arsenault
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doch erst elfeinhalb! Aber ich hatte nachgedacht: Wenn ein Monat vorbeiging, ohne dass sie wiederkam, und dann ein zweiter, hatte ich vielleicht doch noch ein paar Jahre, in denen sie nicht kam.
    Mein Herz pochte. Bitte nicht hier; nicht bei Charlotte. Ich atmete heftig ein und aus. Kein Grund zur Panik. Für den Fall, dass so etwas noch einmal geschah, trug ich ja überall Binden mit mir herum. Meine Mutter hatte mir braune Papiertüten gegeben, in denen ich sie verpacken konnte, damit es nicht verdächtig aussah. Und in meinem Übernachtungsrucksack waren immer noch einige der Notfalltüten vom letzten Mal, als ich bei Charlotte geschlafen hatte.
    Also schlich ich mich aus dem Bad und in Charlottes Zimmer, wo mein Rucksack gleich neben meinem zusammengerollten Schlafsack auf ihrem Bett lag. Ich zog den Reißverschluss des vorderen Extrafachs auf, stopfte die Binde in meine Jeanstasche und rannte zurück ins Bad.
    »Oh GOTT ! Eklig!«, schrie Charlotte, und ich fragte mich, ob sie wirklich von der Szene, die sie schon so oft angesehen hatte, angeekelt sein konnte, oder ob sie für mich so tat als ob, damit ich mir ausmalte, was ich gerade verpasste.
    Natürlich konnte ich die Bindenverpackung nicht einfach im Mülleimer lassen, wo Charlotte oder ihr Bruder sie sofort entdeckt hätten. Deshalb rannte ich, nachdem ich im Bad fertig war, zurück in ihr Zimmer, stopfte die Verpackung in meinen Rucksack und kehrte gerade noch rechtzeitig ins Wohnzimmer zurück, um den Hai explodieren zu sehen.
    Erleichtert atmete ich auf.
    Als der Abspann begann, drückte Charlotte auf »Zurückspulen« und drehte sich zu mir um.
    »Das hab ich ganz vergessen«, sagte sie. »Ich muss dir noch was zeigen.«
    Wir hockten uns mit einem Schlauch Pillsbury-Keksteig in ihr Zimmer. Den Fertigteig hatten wir eigens für diese Gelegenheit gekauft, und nun löffelten wir ihn aus der klebrigen Plastikfolie.
    »Halt mal kurz«, bat Charlotte leise, nachdem wir beide mehrere Löffel voll verputzt hatten, und ließ mich mit der Plastikwurst allein. Ich nahm mir einen riesigen Klumpen und kämpfte noch damit, ihn hinunterzubekommen, als Charlotte mit einem gefalteten Ringbuchblatt zurückkehrte.
    »Den habe ich auf Pauls Schreibtisch gefunden«, flüsterte sie. »Rose hat ihn geschrieben.«
    »Dürfen wir den denn einfach so lesen?«, fragte ich.
    »Ich hab ihn doch schon gelesen. Deshalb zeig ich ihn dir ja.«
    »Aha.« Es war sinnlos, Charlotte zu fragen, warum sie Pauls Sachen durchstöberte. Solche Dinge tat sie einfach dauernd, auch wenn sie selten auf irgendetwas Interessantes stieß.
    Nun faltete sie den Brief auseinander und gab ihn mir.

    Paul,
    ich muss dringend wegen Freitag mit dir reden. Mit Aaron kann ich darüber nicht sprechen, aber ich hoffe, mit dir. Denk dran, dass es nicht deine Schuld war. Wenn wir es jemandem erzählen, werde ich das auch dazusagen. Aber bitte, sprich mit mir! Wir müssen uns überlegen, was wir jetzt machen sollen.
    Ruf mich an, oder lass uns morgen reden, wenn du nach Hause kommst.
    Rose
    Ich musste zugeben, dass das ein wirklich spannender Fund war.
    »Hat sie das heute geschrieben?«, fragte ich.
    »Nee, ich hab den Zettel gestern gefunden. Ich weiß nicht, von wann er ist.«
    »Hm.«
    »Glaubst du, das heißt, dass sie bald miteinander gehen?«
    »Ähm ...« Ich sah wieder auf Rose’ Brief. Es wäre möglich, doch ich wollte Charlotte nicht auf falsche Gedanken bringen. Sonst fing sie noch an, sich zusammenzuspinnen, dass Rose und Paul eines Tages sicher heirateten, sie selbst Rose’ Brautjungfer wäre und die beiden beste Freundinnen würden. Allein die Vorstellung machte mich rasend eifersüchtig.
    »Nein«, antwortete ich deshalb entschieden.
    »Und was soll es dann heißen?«
    »Weiß ich nicht.« Ich dachte an einige Sitcoms, in denen Teenager vorkamen, und überlegte, in was für Schwierigkeiten die Figuren dort gerieten. »Vielleicht haben sie in einem Laden was geklaut.«
    »Paul klaut nicht«, widersprach Charlotte empört und nahm mir das Blatt aus der Hand. »Ich bring den zurück und geh meine Zähne putzen.«
    »Na gut.« Gedankenverloren wühlte ich nach meiner Zahnbürste.
    Erst als ich aus dem Bad zurück war und meinen Pyjama angezogen hatte, sah ich, dass die Schutzfolie meiner Binde seitlich aus der Tasche hervorlugte. Sie klebte an meinem Pulli. Obwohl ich sie ganz tief in meine Tasche gestopft hatte, musste das glatte Papier verrutscht sein. Und jetzt ragte das Ding wie ein kleiner

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