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Rosenrot, rosentot

Rosenrot, rosentot

Titel: Rosenrot, rosentot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Arsenault
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Zuckerrüben.
    Toby lehnte sich vom Sitz hinter uns nach vorn. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass er dort saß.
    »War die Polizei auch bei euch zu Hause?«, fragte er.
    »Ja«, antwortete Charlotte. »Natürlich! Sie sind bei jedem gewesen. Die wären ja auch blöd, wenn nicht.«
    »Glaubt ihr, dass sie weggelaufen ist?«
    Ich sah zu Charlotte, denn ich war neugierig, was sie sagen würde.
    »Na, ich hatte gehofft, Phil könne uns was verraten, aber das hat ja wohl nicht funktioniert, was?«
    »Oh«, stöhnte Toby und duckte sich verschämt.
    » NICHT VON DEN SITZEN AUFSTEHEN !«, brüllte ihn die Busfahrerin an. Sie war eine hagere, strenge blonde Frau mit einem Talent, die Busregeln ganz besonders Furcht einflößend erscheinen zu lassen.
    Toby warf sich auf seinen Sitz zurück.
    »Also, ich habe da einen Abschnitt gefunden, von dem ich glaube, dass er genau richtig für uns ist«, fuhr Charlotte fort. »Da steht, wie man jemanden mithilfe von ganz einfachen Hypnosetechniken in Trance versetzt.«
    »Hast du ein Pendel?«
    »Wir finden schon etwas, was wir als Pendel benutzen können. Halt irgendetwas, was an einer Kette hängt. Aber für viele der Techniken braucht man nicht mal ein Pendel. Das ist nämlich eine sehr altmodische Methode, um jemanden in Trance zu versetzen.«
    Sie musste nicht dazusagen, dass ich diejenige war, die hypnotisiert werden sollte, und nicht sie. Das war offensichtlich. Doch in Trance versetzt zu werden klang irgendwie unheimlich. Irgendwie nach Wegschweben. Und ich war mir nicht sicher, ob diese zwei Seiten Hochglanzpapier – mit dem kleinen Kästchen »Do-it-yourself-Hypnose« – Charlotte die nötige Sachkenntnis vermitteln konnten, um mich später sicher wieder aus der Trance rauszuholen.
    »Und wenn ich nie wieder aufwache?«
    »Na klar wachst du wieder auf! Du bist ja schließlich nicht in einem Koma oder so. Es ist ganz leicht, jemanden wieder aufzuwecken. Noch leichter, als ihn zu hypnotisieren.«
    Toby steckte seinen Kopf zwischen unsere Sitze und stützte das Kinn auf seine Hand.
    »Willst du Nora hypnotisieren?«
    »Ja«, bestätigte Charlotte, auch wenn ich mich bisher noch nicht damit einverstanden erklärt hatte.
    »Darf ich zugucken?«
    »Nein. Das ist keine Show. Wir machen das nur wegen der Informationen.«
    »Was für Informationen?«, fragte Toby skeptisch.
    »Was sie noch von dem Abend weiß, als sie Rose zum letzten Mal gesehen hat.«
    »Ach so. Hast du ein Pendel?«
    Charlotte seufzte und verdrehte die Augen. »Wir brauchen gar kein Pendel!«
    Toby überlegte und kratzte sich an der Nase, indem er mit der Handfläche die Nasenspitze in alle Richtungen drehte. »Kannst du mich auch hypnotisieren?«
    Charlotte biss sich auf die Lippe. »Nein. Dich kann man nicht hypnotisieren.«
    »Wieso nicht?«
    »Das geht eben nicht.«
    Nun war es Toby, der die Augen verdrehte.
    »Egal«, sagte er dann, lehnte sich wieder zurück und guckte wütend aus dem Fenster. »Du hast so einen Knall, Charlotte.«
    Als wir am Fox Hill ausstiegen, lief Toby wie üblich vor uns her. Ohne erkennbaren Grund rannte er immerzu.
    »Viel Spaß, Nora!«, rief er mir zu. »Lass dir nicht das Hirn von ihr grillen!«
    »Wieso kann Toby denn nicht hypnotisiert werden?«, fragte ich.
    Bevor sie antwortete, sah Charlotte nach vorn, um zu kontrollieren, ob Toby auch wirklich außer Hörweite war.
    »Ich wollte es vor ihm nicht sagen«, flüsterte sie. »Aber derjenige, der hypnotisiert werden soll, muss mindestens durchschnittlich intelligent sein.«
    »Ach so.«
    »Du bist ganz ... entspannt. Du bist ganz ... entspannt.«
    Charlottes Wiederholungen konnten mich nicht in einen entspannten Zustand versetzen. Ich kämpfte damit, meine Mundwinkel unten zu halten.
    »Wellen der Entspannung überrollen ...«, Charlotte holte tief Luft, »... deinen Körper.«
    Schuld war das Wort »Körper«. Ich musste einfach kichern. Aber ich ließ die Augen zu, denn ich wollte Charlottes verärgerte Miene nicht sehen.
    »Ganz ... entspannt«, wiederholte sie.
    »Sag mal was anderes«, forderte ich sie auf, wobei ich mich bemühte, schläfrig zu klingen.
    »Warum?«
    »Weil das nicht entspannend ist«, antwortete ich. Es war meine nette Art, ihr mitzuteilen, dass sie blöd klang.
    »Du fühlst dich ein bisschen ... müde. Nur ein kleines bisschen schläfrig. Du fühlst Wellen von Müdigkeit, die dich überrollen. Wellen von ... Entspannung.«
    Anscheinend glaubte sie, etwas richtig Gutes entdeckt zu haben. »Wellen von

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