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Rosenrot, rosentot

Rosenrot, rosentot

Titel: Rosenrot, rosentot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Arsenault
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Müdigkeit, Wellen von Entspannung. Wellen von Müdigkeit. Wellen von Entspannung.«
    Das wiederholte sie in einem fort. Mein Genervtsein wurde zu purer Langeweile.
    Schließlich sagte sie leise: »Jetzt möchte ich, dass du rückwärts zählst, Nora.«
    Ich wartete auf weitere Anweisungen, die aber nicht kamen. »Rückwärts ab wo?«
    »Zehn.«
    Das tat ich. Charlotte gefiel offensichtlich nicht, dass ich so schnell fertig wurde.
    »Ähm, okay«, meinte sie. »Jetzt langsam. Ab dreißig.«
    Als das vorbei war, flüsterte sie: »Jetzt, Nora, wo du völlig entspannt bist, möchte ich, dass du mich mit zurück zu dem Tag nimmst. Zu dem Dienstag. Dem letzten Tag, an dem Rose dich nach Hause gebracht hat.«
    »Okay.«
    »Also, ihr verlasst mein Haus. Was siehst du?«
    »Ich sehe deinen Vorgarten. Ich sehe Rose.«
    »Was hat sie an?«
    »Jeans. Ihre Jacke umgebunden. Lila Sweatshirt.«
    »Es war kalt, oder? Warum hat sie ihre Jacke nicht angezogen?«
    »Weiß ich nicht.«
    Ich hörte, wie Charlotte etwas auf ihren Notizblock schrieb.
    »Also, ihr geht vom Haus auf den Fox Hill hinauf. Seid ihr auf dem Gehweg?«
    »Ja.«
    »Redet ihr?«
    »Ja.«
    »Worüber redet ihr, Nora?«
    »Nintendo.«
    »Was ist damit?«
    Ich merkte, wie ich rot wurde. »Wir mögen das nicht.«
    »Alle beide nicht?«
    »Nein. Rose findet die Musik doof.«
    Charlotte sagte nichts, und ich hörte auch nicht, dass sie etwas aufschrieb.
    »Worüber redet ihr noch?«
    »Aliens und Druiden.«
    Ein tiefes Seufzen. Vielleicht glaubte sie, dass ich diese Sache nicht ernst nahm.
    »Rose glaubt an Aliens«, erzählte ich weiter.
    »Denkt Rose, dass sie schon mal einen gesehen hat?«, fragte Charlotte, die sich schnell wieder fing.
    »Nein, ich glaube nicht. Aber sie denkt, dass es welche gibt, glaube ich.«
    Wieder kratzte Charlottes Stift über das Papier.
    »Wie lange braucht ihr, bis ihr bei dir zu Hause seid?«
    »Weiß ich nicht genau. Ein paar Minuten. Wir sind nicht schnell gegangen, aber auch nicht richtig langsam. Normal eben.«
    »Und während ihr geht – denk gut nach, Nora –, siehst du da irgendwelche Autos vorbeifahren?«
    »Ähm ... ein oder zwei wahrscheinlich. Es war Müllabfuhrtag.«
    »Du sollst nicht raten. Erzähl mir nur, woran du dich erinnerst. Hast du Autos gesehen oder nicht?«
    »Ähm. Zwei fuhren den Hügel rauf.«
    Zumindest war es gut möglich, dass zwei Wagen an uns vorbei den Hügel hinaufgefahren waren. Wahrscheinlich Pick-ups, die hinten herum zur Mülldeponie fuhren.
    »Irgendwas Verdächtiges?«, fragte Charlotte.
    »Was meinst du?«
    »War vielleicht eins davon, na ja, ein schwarzer Van mit so einem ovalen Fenster hinten?«
    »Nein.«
    »Hatte eins von denen getönte Scheiben?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Welche Farbe hatten die Autos?«
    »Weiß ich nicht. Die meiste Zeit habe ich Rose angeguckt, weil wir geredet haben.«
    »Lief irgendjemand anders dort herum?«
    »Nein. Niemand.«
    »Kann es vielleicht sein, dass du vor lauter Reden gar nicht mitbekommen hast, dass da noch jemand war?«
    »Nein«, versicherte ich. »Da war keiner.«
    »Also, ihr kommt bei dir zu Hause an ...«
    »Ja.«
    »Und? Sagt sie noch was?«
    »Na ja, sie sagte eine Menge. Und dann hat sie ›Bye‹ gesagt.«
    »Und was hat sie vorher gesagt?«
    »Sie hat mich nur irgendwas mit Druiden gefragt. Ich weiß es nicht mehr genau.«
    Mehr Stiftgekratze. Während Charlotte schreibt, fällt mir ein, dass ich Rose nicht gefragt habe, warum sie das schwarze Buch über die Aliens von allen am liebsten mochte. Jetztwünschte ich mir, ich hätte es vor lauter Eifer, die Druiden zu verteidigen, nicht vergessen.
    »Erinnerst du dich noch an etwas anderes, was sie gesagt hat?«
    »Ähm, ja. Dass wir, wenn wir zum Bermudadreieck fahren – du und ich –, ein stabiles Boot nehmen sollen. Und dass sie nicht mitkommt.«
    Ich hörte, wie Charlotte umblätterte. »Warum nicht?«
    »Weil ... Ich weiß nicht, weil es so unrealistisch ist, schätze ich.«
    Zunächst schwieg Charlotte. »Okay, ihr seid also fertig mit Reden. Und sie sagt ›Bye‹, hast du gemeint. Kommt sie dir traurig oder ernst vor, als ob das ein echter Abschied ist? Einer für immer?«
    Die Frage erschreckte mich. Rückblickend schien es tatsächlich, als wäre es so ein Abschied gewesen. Aber sicher erinnerte ich mich nur falsch. Wahrscheinlich erinnerte ich mich bloß daran, dass ich traurig war – was ich immer noch nicht wirklich erklären konnte.
    »Nein«, antwortete ich langsam. »Eigentlich

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