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Rosenrot

Titel: Rosenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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nickte langsam. »Das hat sie wohl getan«, sagte sie bedrückt. »Aber was besagt dieses Zitat eigentlich? Es handelt von der Ewigkeit der Liebe, von der Liebe, die nie erlöschen kann. Die Liebe als eine Form von Heimsuchung. Die Leidenschaft als Leiden. Als Liebeserklärung ist es eher fragwürdig: Es findet sich nicht ein positives Wort über die Liebe. Im Unterschied zum übrigen Teil des Hohenlieds, das ja eine Orgie in Sinnlichkeit ist. Warum wählt Lundmark dies als Motto für ihr Verhältnis? Will er sie festhalten, sie für ewig binden? Liegt hier schon von Anfang an eine Art Drohung vor: Du kannst mich nicht verlassen, es ist unmöglich?«
    Paul rieb viel zu intensiv seine Lider. »Der verfluchte Ring«, sagte er. »Und diese Siegelgeschichte. In ihrem Verlobungsring ist auch so was eingraviert. Und sie trägt ihn wirklich wie ein Siegel am Finger. Sie kann ihn nicht abnehmen, so sehr sie es auch versucht. Aus irgendeinem Grund sitzt er fest. Und als Lundmark sieht, dass sie ihn noch immer trägt, wird ihm klar, dass sein verfluchter Plan Aussicht auf Erfolg hat.«
    »Ein Siegelring ist ein Ring mit einem Stein, in den ein Muster eingeschnitten ist«, sagte Sara. »Das hat man ins flüssige Lack gedrückt, um ein Siegel zu produzieren.«
    »Das hat er getan. Er hat sein Siegel in sie eingedrückt, sie gebrandmarkt. Und das passt nicht zu der Kerstin, die ich kenne.«
    »Die Liebe ist etwas ziemlich Unberechenbares ...«
    »Nein. Er hat etwas anderes gegen sie in der Hand. Warum sehen wir es nicht?«
    »Es sind Gefühle, verdammt, Paul. Woher sollen wir wissen, welche gefühlsmäßigen Dinge er gegen sie in der Hand hat?«
    »Hat es noch einen Sinn, dass wir weitermachen?« seufzte Paul.
    »Ja, unbedingt«, sagte Sara und ließ den Film weiterlaufen.
    Dag Lundmark sprach jetzt von seiner und Kerstins gemeinsamer Vergangenheit. Er fasste sie in wenigen Worten mit unsentimentaler Stimme zusammen. ›Die kleine Hütte auf Tjörn, die wir in dem Sommer gemietet hatten, die Dänemarkreisen zu deinen Freundinnen, die lange Rundreise auf Oland, der Frühling in Paris.‹ Das hatte nicht soviel zu bedeuten. Dann sagte Kerstin: ›Ist es so, dass du darum gebeten hast, von mir vernommen zu werden?‹ ›Mir‹, dachte Paul, während der Film weiterlief. Nicht mehr ›uns‹. Es geht nicht im geringsten um Paul Hjelm. Es geht nur um Kerstin Holm und Dag Lundmark. Und um die großen Wasser, die Menschen voneinander trennen können.
    ›Wir können das ja leicht feststellen‹, sagte Paul Hjelm. Dag Lundmark richtete seinen wässrigen Blick auf ihn und sagte mit unbestreitbarer Logik: ›Es ist doch ziemlich sonderbar, dass ihr nicht schon wisst, wie es sich damit verhält. Paul Hjelm.‹
    »Und es wird immer eigentümlicher«, sagte Paul, hielt den Film an und drückte auf die Wiederholtaste des Telefons.
    Diesmal klang die Stimme noch eine Spur unartikulierter. »Jaja, hier is Nicke.«
    »Stell mal für eine Sekunde den Malt Whisky zur Seite und antworte: Hat Dag Lundmark verlangt, mit Kerstin zu sprechen? Mussten wir deshalb diese Vernehmung ausführen?«
    »Nun hört auf, euch darin zu verbeißen«, sagte Grundström schleppend. »Wie lange wollt ihr noch darauf rumkauen? Ich hätte es sagen sollen, ich weiß, aber dann hättet ihr euch vermutlich geweigert.«
    »Wieso darauf herumkauen?«
    »Ich habe mich mit Kerstin doch schon darüber ausgesprochen. Stör uns jetzt nicht. Wir sind mitten im König der Löwen. Als Fernsehspiel.«
    »Spielt Jan-Olov Hultin den König der Löwen} Als Fernsehspiel?« platzte Hjelm heraus.
    »Wir haben alle unsere verborgenen Talente«, sagte Grundström. »Er ist super drauf. Der Alte.«
    Er legte auf. Hjelm betrachtete skeptisch den Hörer. Dann sagte er: »Doch, Lundmark hat verlangt, mit Kerstin zu reden. Und sie hat mit Grundström schon darüber gesprochen.«
    »Sie macht anscheinend ihr eigenes Ding«, sagte Sara.
    »Los, weiter«, sagte Paul.
    Im Film wechselte Hjelm jetzt das Thema. Er sprach von der Waylander-Pistole, Lundmark zeigte sich echt gleichgültig angesichts ihrer möglichen Identifizierung. Dann wäre er sowieso schon untergetaucht. Hjelm kam jetzt auf Lundmarks Alkoholproblem zu sprechen: ›Mich interessiert, wie du so schnell aus einem dermaßen gravierenden Alkoholmissbrauch herausgekommen bist.‹ Lundmark antwortete: ›Dafür gibt es heutzutage gute Medikamente.‹
    Es war nicht angenehm, nachträglich seine Verhöre anzusehen. Wie viel einem tatsächlich

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