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Rosenrot

Titel: Rosenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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einer Klappe schlagen – uns als Kandidaten für den Chefposten testen und gleichzeitig einen Mann, der mit der Internabteilung nicht reden will, zum Reden bringen. Das ist die offizielle Version. Alternative zwei: Er setzt tatsächlich Lundmarks ›alte Flamme‹ ein, um zu sehen, was passiert, wenn sie ihn zu vernehmen
    beginnt – das dürfte vermintes Gelände sein. Grundström wartet auf die Explosion. Das bedeutet, dass er uns glatt ins Gesicht lügt. Er weiß sehr wohl, dass Kerstin Holm und Dag Lundmark ein Verhältnis hatten. Er spielt uns eine gut eingeübte Szene vor. Alternative drei: Lundmark hat verlangt, gerade mit uns beiden zu reden. Oder sogar nur mit Kerstin. Falls es so ist, lügt Grundström nicht – aber er verdunkelt. Es ist ein gradueller Unterschied, weniger einer in der Sache.«
    »Und dann wäre es das, was Lundmark hier in diesen ersten Sätzen leugnet? Er geht zum Angriff gegen Grundströms sadistisches Gehirn‹ vor – obwohl er selbst derjenige ist, der diese Situation verlangt hat. Das ist interessant. Warum ist es wichtig, euch in dem Glauben zu lassen?«
    »Puuh«, sagte Paul. »Weil Kerstin in seinen zukünftigen Plänen tatsächlich eine Rolle spielt. Und das will er verbergen. Mach weiter.«
    Der Film lief weiter. Hjelm auf dem Bildschirm sagt zu Lundmark, er solle die Klappe halten, und gibt ihm Verhaltensmaßregeln. Lundmark sagt, er habe die Vorschrift ›bis aufs i-Tüpfelchen befolgte‹. Dann sagt er: ›Der Neger hat auf mich geschossen, und ich habe das Feuer erwiderte. Ein wenig später sagt er völlig unvermittelt: ›Stimmt es, dass du sie gevögelt hast, Paul Hjelm?‹
    Paul klickte auf die Maus und hielt das Bild an. Lundmarks Blick unmittelbar nach der Vögelfrage. Vollständig gleichgültig.
    »Hat er wirklich ›Neger‹ gesagt?« stieß Sara hervor.
    »Er will die ganze Zeit etwas mit seinen Worten bewirken, und zwar etwas anderes als das, was er sagt«, sagte Paul und starrte in den wässrigen Blick Bildschirm-Lundmarks. »Wenn er ›Neger‹ sagt, will er sich absichern. Sollten wir seine Aussage bezweifeln, dass Winston Modisane auf ihn geschossen hat – und davon geht er aus –, dann braucht er einen Plan B. Plan B ist, dass er Modisane aus finsteren rassistischen Motiven abknallt. Aber eine fahrlässige Tötung ist kein Mord ersten Grades. Da kommt er auf jeden Fall davon.«
    Sara nickte. Nach einer Weile zeigte sie auf den Bildschirm und sagte: »Aber das da? Warum platzt er damit heraus: ›Stimmt es, dass du sie gevögelt hast?‹ Möglicherweise erlaubt das einen kleinen Einblick in seine Sichtweise von Sexualität. Wenn ihr miteinander geschlafen habt, dann hast du sie gevögelt. Männer vögeln, Frauen werden gevögelt, man vögelt nicht miteinander. Kasernenmentalität.«
    »Ja, absolut. Aber sieh dir seinen Blick an in dem Moment, als er es sagt. So eine Bemerkung müsste voller Verachtung oder Wut ausgesprochen werden, und so kommt sie auch: ganz unerwartet, wie ein Ausbruch. Aber sieh ihn dir an. Er explodiert nicht. Im Gegenteil, er wirkt beinah apathisch, während er das sagt. Auch hier beabsichtigt er etwas. Es soll mit hinein, wie ein Satz in einem Drama. Es scheint darum zu gehen, die Aufmerksamkeit auf mich zu richten – das geht nachher weiter. Wenn er nichts von meinem und Kerstins Verhältnis gesagt hätte (was ein ziemlich öffentliches Geheimnis zu sein scheint), dann hätte das seltsam gewirkt. Es sollte mit hinein. Aber nicht gegen Kerstin gerichtet.«
    »Schon hier am Anfang des Verhörs lenkt er also zwei Dinge, die selbstverständlich mit Kerstin verbunden sind, von ihr weg. Zuerst, dass sie überhaupt da ist, um ihn zu vernehmen: Da richtet er die Aufmerksamkeit auf Grundström. Dann, dass sie mit dir geschlafen hat: Da richtet er die Aufmerksamkeit auf dich. Das ist eine ziemlich deutliche Richtung. Er will nicht als auf Kerstin fixiert erscheinen.«
    »Was vermutlich andeutet, dass er es ist. Ich hätte stärker darauf reagieren müssen. Mach weiter.«
    Im Film ging Hjelm jetzt, ohne eine Miene zu verziehen, zur Diskussion einer seltenen britischen Sportwaffe des Modells Waylander 6.5 über. ›Es wirkt fast ein bisschen unbedarft, ausgerechnet diese Waffe zu wählen. Du hättest doch wohl eine andere finden können.‹ Lundmark kontert mit der Frage, ob es etwas gebe, was ihn an genau diese Waffe bindet. Danach wird die Frage eines Übergriffs diskutiert. Lundmark
    sagt: ›Es war ganz normale Notwehr. Auch du, Paul Hjelm,

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