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Rosenrot

Titel: Rosenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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hatten.«
    »›Gepunktet?‹«
    »Ich brauche wohl nicht näher darauf einzugehen. Wir waren frei und unverheiratet. Und sie war bedeutend wilder als ich, wenn es darum ging, das andere Geschlecht zu umgarnen.«
    »Kerstin??«
    »Ja. Sie dürfen nicht vergessen, dass Menschen sich verändern.«
    »Und was geschah weiter?«
    »Ich verstand ungefähr, was mit ihr passiert war. Sie hatte tatsächlich auf irgendeine Weise verdrängt, dass sie ein Kind bekommen hatte. Ich erzählte ihr von der Klinik in Slangerup. Dass sie nach der Geburt abgehauen ist, dass ich sie geholt und nach Malmö gefahren habe. Sie hatte zwar eben erst entbunden, aber es ging ihr nicht schlecht. Ich ließ sie und ihren Sohn am Hauptbahnhof in Malmö aussteigen. Seitdem haben wir höchstens noch ein-, zweimal voneinander gehört. Aber ich glaube, dass es ziemlich wichtig war, was ich für sie getan habe.«
    »Okay. Was geschah genau im Winter 93/94? Kam sie einfach runter zu Ihnen und war schwanger?«
    »Wir hatten ein paar Jahre lang dann und wann Kontakt, aber sie war ruhiger geworden, nicht mehr die wilde Hummel von früher. Sie wurde eher eine Musterstudentin, war mein Eindruck. Es war eine Art von Lebensentscheidung. Sie ließ durchblicken, dass die männlichen Polizeianwärter es nicht mochten, dass sie herumvögelte, wenn ich mal so sagen darf. Also hörte sie einfach auf. Änderte ihren Lebensstil. Das mag ja logisch gewesen sein. Aber auf mich wirkte es eher ziemlich feige.«
    »Sie hatten also ein paar Jahre nur sporadisch voneinander gehört, als sie mit dickem Bauch zu Ihnen hinunterkam, um ihr Kind heimlich zur Welt zu bringen?«
    »Ja, allerdings kam sie nicht einfach herunter. Sie rief an und fragte, ob es okay wäre, ob ich sie ein paar Monate verstecken könnte, während sie ihr Kind bekäme. Denn sie wollte absolut nicht, dass der Vater davon erfuhr. Er sei ein böser Mensch, das hat sie mir ganz klar gemacht.«
    »Wenn ich Sie richtig verstehe, kann man also von zwei verschiedenen Phasen in ihrem Verhalten Männern gegenüber sprechen. Zuerst – zusammen mit Ihnen – ziemlich frivol. Ein besonderes Kodewort, wenn man ›punktete‹, also einen Abend Sex gehabt hatte. Ein internes Zeichen für one night Stands. Danach ein plötzliches Umschwenken, als sie im Prinzip gar keinen Sex hatte, und zwar als Reaktion auf eine gewisse Haltung der männlichen Umgebung. Anschließend dieses Verhältnis mit einem Mann, der ein ›böser Mensch‹ war, vor dem sie ihre Schwangerschaft geheim halten musste. Ist das richtig?«
    »Ungefähr...«
    »Auf welche Weise war er böse?«
    »Er trank und er vergewaltigte sie. Und hatte nie ein schlechtes Gewissen. Sie wollte nicht, dass das Kind irgendeinen Kontakt mit ihm hätte.«
    »Wäre es nicht besser gewesen, mit ihm Schluss zu machen?«
    »Das war anscheinend nicht so einfach. Da war was mit ›auch viele Wasser‹. Ich habe es nie richtig begriffen.«
    »›Auch viele Wasser löschen die Liebe nicht.‹«
    »Genau. Sie hatte schon beschlossen, ihn zu verlassen, als sie nach Kopenhagen kam, aber sie dachte, es würde ihr zuviel, während sie schwanger war. Statt dessen hat sie ihm eingeredet, sie sei ausgebrannt und brauche eine längere Auszeit. Das war offenbar leichter. Danach nutzte sie die Zeit in Dänemark dazu, sich Mut zu machen, damit sie es schaffte, ihn zu verlassen. Und als sie wieder nach Göteborg kam, war er so schwer alkoholabhängig, dass es ihm egal war, ob sie ihn verließ oder nicht.«
    »Eins möchte ich gern noch wissen«, sagte Sara Svenhagen und ließ die Hand über die Rundung ihres Bauchs gleiten. »Hat sie nie daran gedacht, das Kind zu behalten? Es selbst großzuziehen?«
    »Nein. Dann würde er auftauchen und in der einen oder anderen Weise Anspruch auf das Kind erheben. Sie wollte das Kind ganz von ihm getrennt halten.«
    »Es ist sieben Jahre gutgegangen. Aber nicht länger.«
    »Und ich hoffe wirklich, dass es nicht meine Schuld ist. Aber wahrscheinlich ist es das. Er ist Polizist. Er hat meine Lügen am Tonfall erkannt. Was bedeutet eigentlich dieses ›Auch viele Wasser löschen die Liebe nicht‹?«
    »Ich weiß es wirklich nicht richtig«, sagte Sara Svenhagen und bedankte sich bei Lotte Kierkegaard.
    Sie hatte das Gefühl, Kerstin Holm ein wenig besser kennen gelernt zu haben. Aber Dag Lundmarks Aufenthaltsort war sie kaum nähergekommen.
    Gunnar Nyberg war bei ihrem Vater.
    Chefkriminaltechniker Brynolf Svenhagen betrachtete das zusammengestückelte Foto

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