Rosenrot
Mietblöcke im südlichen Teil von Lötsjövägen denselben Besitzer haben.«
»Komm schon zur Sache.«
»Ich habe Lundmarks Adresse. Lötsjövägen 5, vierter Stock, auf der Briefeinwurfsklappe steht der Name Elmagarmid.«
»Hervorragend.«
Sie sahen Sara an. Sie merkte es, hielt die Hand über den Hörer und flüsterte: »Sie sind dabei. Viel flotter als Telia.«
»Okay, wir warten«, sagte Paul.
»Was habt ihr herausgefunden?« fragte Söderstedt.
»Kerstin hat in einer kleinen Privatklinik in einem Ort namens Slangerup auf Seeland einen Sohn geboren. Am sechzehnten April 1994. Dann ist sie verschwunden. Außerdem hat sie selbst vor ungefähr einer Stunde dort anzurufen versucht, um nachzufragen. Vielleicht erfahren wir so, wo sie ist.«
»Großartig.«
»Kannst du die anderen holen, Arto? Dann fahren wir in den Lötsjöväg.«
»Oui, mon capitaine«, sagte Söderstedt und verschwand.
Sara schrieb fieberhaft und bedankte sich. Sie wandte sich zu Paul um und las vom Block: »Die erste Nummer, die Dag Lundmark am 15. April angerufen hat, war tatsächlich eine Kopenhagener Nummer. Eine Lotte Kierkegaard in der Thorsgade in Norrebro.«
»Kierkegaard?«
»Ja, ob du‘s glaubst oder nicht.«
»Und der schwedische Anruf bei Slangerups Plejehjem vor einer Stunde?«
»Von einem Mervat Elmagarmid. Er wohnt...«
»Lötsjövägen 5, vierter Stock.«
Sara starrte ihn an. Nach einer Weile nickte sie kurz.
»Wir sind auf dem Weg dahin«, sagte Hjelm, spannte sein Achselhalfter fest und zog das Jackett darüber. »Kommst du mit?«
»Was denkst du denn«, sagte Sara und verließ den Raum.
Er folgte ihr in den Gang hinaus. Sie verschwand in der Tür, aus der Chavez und Nyberg gerade herauskamen. Beide fummelten in ihren Jackeninnenseiten herum, Nyberg in seinem alten Lumberjack, Chavez in einem nagelneuen Leinenjackett. Arto tauchte mit Viggo im Schlepptau auf. Schließlich erschien auch Sara.
»Also dann«, sagte Hjelm. »Wissen alle Bescheid?«
»Nicht richtig«, sagte Chavez. »Es geht also um Lundmarks Versteck?«
»Es ist die Wohnung, in der er heimlich gewohnt hat, während er das Hotel Siebenstern in Huddinge offiziell als seine Adresse angegeben hat. Es ist also möglich, dass er dort zwei Wochen lang den siebenjährigen Anders Sjöberg versteckt hat. Aber vor einer Stunde hat Kerstin von dort telefoniert. Das bedeutet entweder, dass sie weg sind und Kerstin eine leere Wohnung vorgefunden hat, oder – dass er sie in seine Gewalt gebracht und gezwungen hat, anzurufen.«
»In Dänemark, soviel ich mitbekommen habe«, sagte Chavez. »Aber nicht, warum.«
»Es ist denkbar, dass sie dort gefesselt Anders Sjöberg gegenübersitzt und sich immer noch weigert zu akzeptieren, dass es ihr Sohn ist. Da zwingt Lundmark sie, das Krankenhaus in Dänemark anzurufen, wo sie den Sohn geboren hat. Dass sie von dort aus angerufen hat, muss nicht bedeuten, dass die Wohnung gesichert ist. Wir müssen jedenfalls auf alles gefasst sein. Entweder entscheidet sich der ganze Kram dort, oder wir bekommen auf jeden Fall Kerstin von dort mit.«
»Oder wir bekommen keinen Scheiß mit.«
»Wichtig ist, dass wir es ernst nehmen. Falls Lundmark da ist, wird er sich nicht freiwillig ergeben. Schutzwesten, dann fahren wir los. Wer fährt?«
»Ich«, sagte Gunnar Nyberg.
»Ich«, sagte Arto Söderstedt.
Zwei Männer, die gern Auto fuhren.
Hjelm landete in Nybergs goldgelbem Renault. Der Mann war verrückt. Dieser besonnene, joviale Teddybär verwandelte sich hinterm Steuer in ein Ungeheuer. Es war nicht schön. Im Rückspiegel sah er, wie Arto sich bis zum äußersten anstrengte, um in dem zähfließenden Samstagsverkehr nicht den Anschluss zu verlieren.
Sie kamen ans Ziel. Um das Zentrum von Hallonbergen herrschte Wochenendgewimmel. Der Himmel hatte beschlossen, sich zurückzuhalten. Keine Regenschauer ergossen sich vom farblosen Himmel über die Volksmassen. Es war Mittagszeit und ein ziemlich trister, einheitlich grauer Tag.
Äußerlich.
Sie joggten den Lötsjöväg hinauf und kamen in den Hauseingang der Nummer fünf. Vierter Stock, immer noch im Laufschritt. Atempause, als sie oben anlangten. Sammlung.
Weiter einen endlosen Korridor entlang.
Die Tür mit dem Namen Elmagarmid auf dem Briefschlitz war eingetreten. Sie war zwar zugezogen und hing dank einiger Holzverstrebungen noch zusammen, aber es herrschte kein Zweifel, dass schon jemand da gewesen war. Jemand mit viel aufgestauter Kraft.
Die Wahrscheinlichkeit, dass
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