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Rosenrot

Titel: Rosenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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mit Missfallen. »Ihr hättet uns die Stücke überlassen sollen«, sagte er ungnädig. »Das hier ist ja ein richtiger Amateurjob.«
    Nyberg biss sich auf die Zunge. Aber zu spät. Er sagte: »Sie lagen in einem Klo. Natürlich hätte ich dich anrufen müssen.«
    Zum Glück entging Brynolf Svenhagen der Unterton dieser Bemerkung. Er fuhr fort, das Foto von Dag Lundmark und Anders Sjöberg durch diverse Vergrößerungsgeräte zu studieren. »Diese lustigen Hüte aus Zeitungspapier«, sagte er, »die haben ein Datum. Der sechste September. Vorgestern, Donnerstag. Ich kann eine Abschrift des gesamten lesbaren Textes machen, wenn ihr wollt. So müsste herauszukriegen sein, was für Zeitungen es sind.«
    »Das wäre phantastisch, Brynolf«, sagte Nyberg einschmeichelnd.
    »Im übrigen. Die Bäume hinter ihnen sind klassischer Mischwald. Eine Kiefer, eine Fichte, eine Birke, eine Espe und eine kleine Eiche sind zu erkennen. Und ein Stück von einem Apfelbaum der Sorte Ingrid Marie, die am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts aufkam und als ein Ableger der Sorte Cox Orange angesehen wird.«
    »Ist das wirklich relevant?«
    »Ich liefere die Information. Ihr sortiert sie. Das ist die Arbeitsverteilung.«
    »Lässt sich etwas darüber sagen, wo es sein kann?«
    »Kaum«, sagte Brynolf Svenhagen mit einem Achselzucken. »Schweden südlich von Piteä.«
    »Dänemark?«
    »Durchaus denkbar. Obwohl Wald nicht Dänemarks wichtigste natürliche Ressource ist.«
    »Und das Foto selbst? Kann man herausfinden, wo es entwickelt wurde?«
    »Es ist nicht entwickelt. Nicht im üblichen Sinn. Es ist ein Polaroidfoto. Aber man kann dennoch das eine oder andere damit anstellen. Unsere Fotoabteilung hat ein paar neue Methoden, um Filmtyp, Kameratyp und andere brauchbare Dinge festzustellen. Ich melde mich deswegen. Aber das ist eigentlich nicht das Interessante.«
    »Was ist denn das Interessante?«
    »Es ist keine kriminaltechnische Frage«, sagte Brynolf Svenhagen. »Es ist eine polizeiliche Frage. Die du dir schon längst hättest stellen sollen.«
    »Und?«
    »Wer hat das Foto gemacht?«
    »Ich bin davon ausgegangen, dass es mit Selbstauslöser gemacht wurde.«
    Brynolf Svenhagen betrachtete ihn eine Weile und sagte dann: »Was ist am ärgerlichsten, wenn man seine Urlaubsfotos vom Entwickeln zurückbekommt?«
    »Ich weiß nicht. Dass man immer so betrunken aussieht?«
    »Ich würde sagen, es ist, wenn man ein Stück vom Finger des Fotografen oben in der Bildecke als extra Sonnenuntergang mitbekommen hat.«
    Svenhagen zeigte auf die rechte obere Ecke des Fotos.
    »Au verdammt«, sagte Gunnar Nyberg.
    Also saß er jetzt in seinem Zimmer und hielt starke Vergrößerungen von zwei fragmentarischen Zeitungsartikeln von Donnerstag, dem sechsten September hoch, in jeder Hand einen. Es war der Tag, bevor Dag Lundmark Carl-Ivar Skarlander enthauptete.
    Er hielt den Arm um die Schulter eines schonischen Siebenjährigen und lachte. Er trug einen lustigen Hut auf dem Kopf.
    Das Datum war auf beiden Zeitungshüten nach vorn gewendet, also sollte es gesehen werden. Es waren ohne Zweifel Tageszeitungen, und kaum welche von den gängigsten.
    Der Mann, der Gunnar Nyberg gegenübersaß, nahm ihm die Vergrößerungen aus der Hand und sah auf die Texte. »Hmmm«, sagte er.
    Der Mann hieß Rolf Runeberg und war Forscher an der Hochschule für Journalismus und Experte für schwedische Tageszeitungen. »Ja«, sagte Runeberg. »Natürlich erkenne ich das Layout. Dies hier links ist Östersunds-Posten. Bei dem anderen bin ich ein wenig unsicher.«
    Er drehte und wendete das Foto. Nyberg ließ ihn gewähren.
    »Hier unten«, sagte Runeberg schließlich, »steht eine kleine
    lokale Nachricht, in der der Ort Dödevi genannt wird. Das liegt an der Ostküste von Öland. Darf ich mal telefonieren?«
    Nyberg ließ ihn anrufen und dachte in der Zwischenzeit über die kleine Lokalnachricht nach. War es ein Zufall, dass der Ort auf Öland Dödevi hieß? Wir Toten? Wir sind tot? Wir starben?
    Dödevi.
    Nyberg dachte sich ›Wir sind tot‹ als Bildunterschrift unter dem Foto, und ihm war auf einmal ausgesprochen abscheulich zumute.
    Er schüttelte sich und versuchte, das Gespräch zu verfolgen, das in seinen Hörer gespuckt wurde. Es war lang und entnervend. Der Journalistenjargon war unverkennbar. Er war ungefähr so charakteristisch wie ein alter Heimatfilm.
    »Also«, sagte Runeberg, als er fertig war. »Es ist Barometern, eine Tageszeitung in Kalmar.«
    »Sind Sie

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