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Rosenrot

Titel: Rosenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Jansson. Verheiratete Jansson.
    Arto Söderstedt tauchte in der Tür auf und fragte: »Wo sind die Brote?«
    »Verdammt«, sagte Hjelm. »Die hab ich vergessen.«
    »Ja!« stieß Söderstedt überraschend aus.
    »Wieso ›Ja‹«?
    »Wir haben gewettet«, sagte der komische Finne. »Viggo hat an dich geglaubt. Ich habe nicht an dich geglaubt. Jetzt habe ich einen Hunderter gewonnen. Danke.«
    Die Tür ging zu. Hjelm rief an. Er hatte keine Ahnung, was er sagen sollte.
    Sie meldete sich. »Eva.«
    »Hej. Mein Name ist Paul Hjelm von der Reichskriminalpolizei in Stockholm.«
    »Hej. Von dir hat man ja schon dies und das gehört.«
    »Hat man?«
    »Kerstin hat ein bisschen was erzählt.«
    Wie viel? fragte sich Hjelm. Aber er sagte: »Du weißt nicht, wo sie sich im Moment aufhält?«
    »Kerstin? Die steht wohl um diese Zeit im Chor.«
    »Im Chor? Ja klar, der Kirchenchor. Johannesgemeinde?«
    »Jakob. Bist du wirklich Paul? Ich hatte den Eindruck, ihr stündet euch ziemlich nahe.«
    Er wurde tatsächlich rot. Hoffentlich sah sie es nicht durch den Hörer.
    Und Schwester Eva streute noch Salz in die Wunde: »Hast du es in der Jakobskirche versucht?«
    »Ich wollte es gerade tun«, log er schamlos. »Wohin würde sie gehen, wenn sie sich verstecken wollte?«
    »Sich verstecken? Was ist denn los? Ist sie verschwunden? Und du, der große Detektiv, fragst mich, wo sie ist?«
    »Tja.«
    »Ich habe keine Ahnung. Ich muss dir etwas gestehen. Ich bin sechsunddreißig Jahre alt, und in meinem ganzen Leben war ich noch nicht einmal in Stockholm. Ich würde nicht mal das Königliche Schloss finden. Und die U-Bahn in die falsche Richtung nehmen.«
    »Das tue ich oft«, sagte Paul Hjelm.
    Da lachte sie. Und es war Kerstins Lachen.
    Und es war alles ziemlich schrecklich.
    »Vor einigen Jahren hatte sie ein Verhältnis mit einem Kollegen in Göteborg«, sagte Paul. »Hat sie davon etwas erzählt?«
    »Nicht viel«, sagte Eva Jansson. »Aber das war keine gute Zeit in ihrem Leben, soviel ich weiß. Es war eine Befreiung für sie, als sie nach Stockholm kam. Auch wenn es sich wie ein Widerspruch anhört.«
    »Erinnerst du dich daran, dass sie ‚93-‘94 ein halbes Jahr in Kopenhagen war?«
    »Ja, sie musste ausspannen. Sie wohnte bei einer Freundin, die Kyrkogärd hieß. Ich weiß noch, dass ich zu ihr sagte: Kirchhof? Ein guter Platz, um auszuruhen.«
    Sie lachte wieder. Paul Hjelm fiel das Lachen bedeutend schwerer. Er sagte: »Es kommt mir vor, als stündet ihr euch nicht besonders nahe, wenn du mir die Bemerkung erlaubst.«
    »Ich erlaube es. Denn du hast recht. Sie steht meiner Tochter bedeutend näher.«
    »›Dem Verstopften ist schlecht gewordene«
    »Was?«
    Paul Hjelm seufzte und dankte.
    Es war sehr einsam in seinem Zimmer.
    Kriminalkommissar Jan-Olov Hultin trat gern einen Schritt zurück, um zwei nach vorn tun zu können, aber jetzt hatte er
    das Gefühl, schon so viele Schritte zurück getan zu haben, dass er gleich hintenüber fallen würde.
    In Ermangelung einer sinnvolleren Beschäftigung versuchte er, den Verlauf aus Kerstins Sicht zu rekonstruieren.
    Freitagnachmittag, fünf Uhr. Sie ist auf dem Weg in die Kampfleitzentrale zu einer Sitzung, als ihr von einem Boten eine von Brynolf Svenhagen abgeschickte Mitteilung ausgehändigt wird. Es zeigt sich, dass ein Zettel, der in der Tasche des toten Max Sjöberg gefunden wurde, das Zitat aus dem Hohenlied enthält, das Dag Lundmark rezitierte, als er ihr den Verlobungsring überreichte. Sie erkennt, dass das Ganze eine Botschaft an sie und sonst niemanden ist. Vage werden ihr die Zusammenhänge klar. Sie versucht immer noch, vor ihrem weggegebenen und verdrängten Kind zu fliehen. Weil die Vorwärtsbewegung viel einfacher ist als die Rückwärtsbewegung, folgt sie Dag Lundmark, dessen Adresse sie früher am Tag herausgefunden hat. Sie kommt dorthin, zum Lötsjöväg nach Hallonbergen. Sie tritt die Tür ein. Es ist bereits dämmrig, in der klinisch gereinigten Wohnung ist es ziemlich dunkel. Aber es ist niemand da. Sie sinkt in der Küche zu Boden, sie fühlt sich elend. Da fällt ihr Blick auf ein Foto an der Kühlschranktür. Es zeigt Lundmark und den Sohn. In dem Moment bricht die Einsicht über sie herein. Sie erinnert sich an den Sohn, dieses winzige Bündel, das sie vor siebeneinhalb Jahren beim Sozialamt in Malmö zurückgelassen hat. Sie erbricht sich auf den Küchenfußboden.
    Und dann?
    Allem Anschein nach verbringt sie die Nacht in der Wohnung, und welche

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