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Rosenrot

Titel: Rosenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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gemeint.«
    »Was haben Sie nicht gemeint?«
    »Dass ich mich bessern würde.«
    »Sie haben also nicht die Absicht, sich zu bessern?«
    »Nein«, sagte Björn Hagman und legte den Kopf schief.
    Er war ein schwarzgekleideter kleiner Mann und sah aus wie Gentlemen-Diebe in mittelmäßigen Kriminalfilmen. Modell Sean Connery im Verhältnis eins zu zwei. Mindestens fünfzig Jahre alt und mit einer Vorstrafenlatte, die sich bis nach Dalarna erstreckte. Ausschließlich Einbrüche.
    Arto Söderstedt fand den Mangel an geheuchelter Reumütigkeit erfrischend.
    »Und inwiefern haben Sie eine Lektion gelernt?« fragte er.
    »Dass ich nie mehr einen Einbruch begehe, wenn meine Nase dicht ist.«
    »Da sieht man mal wieder«, sagte Arto Söderstedt, »dass man jeden Tag noch etwas Neues lernen kann.«
    »Dazu wird man nie zu alt«, sagte Björn Hagman mit einem fiebrigen Lächeln.
    Söderstedt blätterte in den Papieren vor sich und sagte: »Heute nacht um halb zwei wurden Sie mit einer Tasche voller Einbruchswerkzeug in der Half Way Inn an der Kreuzung Wollmar Yxkullsgatan – Swedenborggatan geschnappt. Außerdem hing Ihnen ein kräftiger Leichengestank an. Sie wurden von zwei Polizeiassistenten namens Gunnarsson und Bergström gefasst, die sich vor Ort befanden, um den Zeugen eines Motorradunfalls auf Sveavägen zu vernehmen. Dennoch bilden Sie sich also ein, etwas in der Hand zu haben, um mit uns zu handeln.«
    »Davon bin ich vollkommen überzeugt«, sagte Björn Hagman. »Obwohl ich es im Grunde nicht brauchte. Die sogenannten Einbruchswerkzeuge sind lediglich normale Hobbyausrüstung. Und schlecht zu riechen ist ja wohl kein Verbrechen.«
    »Warum kommt es mir so vor, dass nicht einmal Sie selbst an diese Verteidigungsstrategie glauben?«
    »Weil ich es nicht tue. Weil ich weiß, wie meine Vorstrafenlatte aussieht. Weil ich weiß, dass ich schlechte Karten habe, wenn ich nicht noch was in der Hinterhand habe.«
    »Aber Sie wollen nicht mal sagen, wo Sie eingebrochen sind?«
    »Nicht zu verschlafenem Nachtpersonal. Aber jetzt spreche ich ja mit einem qualifizierten Kriminalmann.«
    Gott im Himmel, dachte Arto Söderstedt. Er hasste es, mit Schlupflochkerlen zu tun zu haben. Gaunern mit der einzigartigen Fähigkeit, Schlupflöcher zu finden.
    Wahrscheinlich, weil er dadurch an seine Vergangenheit erinnert wurde.
    »Jetzt erzähle ich Ihnen eine Geschichte«, sagte Arto Sö-derstedt. »Es war einmal ein sehr junger und sehr ehrgeiziger Strafverteidiger in Vasa. Im Alter von fünfundzwanzig Jahren hatte er sich darauf spezialisiert, Schlupflöcher im finnischen Rechtswesen ausfindig zu machen. Weil er ständig Auswege fand, wurde er der von der Unterwelt gefragteste Anwalt. Er verdiente das große Geld damit, den Abschaum des Globus freizubekommen, damit sie ungestört weiter ihrem Gewerbe nachgehen konnten. Doch dann geschah etwas. Er bekam eine Störung in seinem Geruchsorgan. Um ihn herum begann es zu riechen. Er fragte sich, was das sein mochte. Er suchte Ärzte auf, sein Riechorgan wurde minutiös untersucht, aber man fand keinen Fehler. Schließlich fand er den Fehler selbst. Er war es, der roch. Er strömte Leichengeruch aus. Er war im Begriff zu verrotten. Es war nur eine Frage der Zeit, wann auch die Menschen in seiner Umgebung den Gestank wahrnehmen würden. Da änderte er sein Leben. Bevor es zu spät war.«
    Und da war die Geschichte plötzlich zu Ende.
    Björn sah den kreideweißen Finnlandschweden skeptisch an.
    Vasa? dachte er, Söderstedt konnte es deutlich sehen. Wo verdammt liegt Vasa?
    »Hat die Geschichte irgendeine Pointe?« fragte Björn Hagman.
    »Ich weiß alles über Schlupflöcher«, schloss Söderstedt. »Vor allem weiß ich, wie sie riechen. Es ist nicht zufällig der Gestank, der uns jetzt und hier in die Nase steigt?«
    Viggo Norlander sah zum Papierkorb. Arto Söderstedt sah zum Papierkorb. Björn Hagman sah zum Papierkorb.
    Dann sahen sie einander an.
    Der Papierkorb war einer von der üblichen graugrünen
    Sorte mit zwei horizontalen Eingriff löchern im oberen Teil. Nicht ganz üblich war, dass er bekotzt war. Die Kotze hatte nur zur Hälfte den Weg durch die Löcher gefunden. Der Rest klebte an der Außenseite.
    »Farbenfroh«, sagte Viggo Norlander.
    »Bunt«, sagte Arto Söderstedt.
    Worauf sie Björn Hagman ein Paar Gummihandschuhe reichten und sagten: »Dann mal los.«
    »Aber ...«, sagte Björn Hagman.
    Doch nur, weil das von ihm erwartet wurde.
    Er streifte sich die Handschuhe über

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