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Rosenrot

Titel: Rosenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Kugelschreiber. Da stand ›Arm‹, und da stand wohl auch ›Haus‹. Möglicherweise ›stark‹. Vielleicht sogar ›geben‹. Dann meinte er, ›Myiasis‹ zu lesen. Und am Ende stand da: ›Deine Beine sind voller Fliegenlarven. Du bist eine lebende Puppe.‹ Da war es Zeit zum Einschlafen.
    Und das tat Paul Hjelm.
    Mit leichtem Drehwurm.

17

    Was sie erwartete, war nicht leicht zu ahnen. Sie waren eine wenig Aufsehen erregende Ansammlung von Menschen, die durch die Auslandshalle des Arlanda International Airport zur Passkontrolle ging. Vier schwarze Männer und zehn weiße. Vier der Weißen trugen Uniform. Alle sahen ziemlich verbissen aus.
    Es war Donnerstag, der sechste September, noch früh am Morgen, halb acht. Binnen kurzem sollte sich die Gruppe etappenweise trennen. Zunächst würden sie einen Flug nach London nehmen; sobald sie die Passkontrolle passiert hatten, wäre für die vier Uniformierten der Auftrag erledigt, sie würden zur Polizeiwache Märsta zurückkehren und frühstücken. Dann würde die Gruppe aus zehn Personen bestehen, vier schwarzen und sechs weißen. In London würde die Gruppe sich wiederum teilen. Zwei der Weißen und einer der Schwarzen würden eine Maschine nach Kampala in Uganda besteigen. Kurz danach würden zwei der Weißen und einer der Schwarzen einen Flug nach Kapstadt in Südafrika nehmen, und als letzte würden zwei der Weißen und zwei der Schwarzen nach Nairobi in Kenia fliegen. Anschließend würden die drei Gruppen zu je zwei Weißen über London nach Schweden zurückkehren. Möglicherweise würde die eine oder andere Gruppe in London übernachten müssen. Aber das machte ja nichts. Dann würden sie in ihre Büros zurückkehren, die E-Mails vom Vortag öffnen und nach erledigtem Auftrag durchatmen. Vier schwarze Männer würden in Afrika bleiben.
    Rückgeführt.
    Wie kindliche Ausreißer ins Elternhaus. Wo der Vater mit der Peitsche wartete.
    Falls nicht die Männer in Zivil auf die Idee kamen, etwas zu tun, was schon so viele ihrer Vorgänger getan hatten: Ganz einfach alle abgeschobenen Afrikaner ungeachtet ihrer Nationalität in Ghana abzusetzen. Vielleicht wäre das sogar vorzuziehen.
    Die sechs Männer in Zivil stellten eine weitgereiste Schar dar. Sie waren Angehörige des sogenannten Transportdienstes der Kriminalpolizei. Und sie klopften auf Holz: Nicht alle Abschiebungen von Afrikanern verliefen so gesittet. Sie konnten nur hoffen, dass es weiterging, wie es begonnen hatte.
    Doch da fing einer der schwarzen Männer an zu nerven. Der mit der Brille. Er musste auf die Toilette. Die weißen Männer vom Transportdienst der Kriminalpolizei seufzten tief. Es war immer ein bisschen verdächtig, in der Auslandshalle auf die Toilette gehen zu wollen. Von da konnte man ohne weiteres abhauen. Keine Sicherheitskontrollen, die einen aufhielten. Aber er ließ nicht locker. Er behauptete, wirklich dringend zu müssen. Und die Schlange vor der Passkontrolle war tatsächlich ziemlich lang. Die zehn weißen Männer berieten sich einen Moment und ließen dann fünf gerade sein.
    Ein Uniformierter und zwei Zivilgekleidete begleiteten ihn zur Toilettentür und ließen ihn hinein. Sie bezogen Posten vor der Toilette. Sie trugen die Köpfe hoch.
    An einem Pinkelbecken stand ein kräftiger kleiner Mann von südamerikanischem Aussehen und versuchte, sich ein paar Tropfen abzupressen. Er musste ganz und gar nicht dringend.
    Der schwarze Mann mit Brille trat an das Becken daneben. Auch er musste bei genauerem Hinsehen nicht besonders dringend.
    Er blickte zu dem Pinkelbecken links von ihm. »Sie sind Kriminalassistent Chavez?« fragte er und nickte.
    »Dozent Wadu?« nickte der Latinomann.
    »Ich habe Ihr kleines Zeichen draußen in der Halle bemerkt«, sagte Elimo Wadu und lächelte schief. »Wollen Sie mir zur Flucht verhelfen?«
    »Das liegt leider außerhalb meiner Befugnisse«, sagte Jorge Chavez und drückte weiter. »Aber es ist sehr wichtig, dass ich Ihnen noch eine Frage stellen kann, bevor Sie verschwinden.«
    »In den Medienschatten verschwinde«, sagte Elimo Wadu. »Ich werde wahrscheinlich direkt im Gefängnis landen. Ohne über »Los« zu gehen. Dort werde ich erneut mit Menschen konfrontiert werden, die etwas gegen meine Forschungen einzuwenden haben. Vielleicht wollen Sie sich die Narben noch einmal anschauen? Um Ihren Enkelkindern etwas erzählen zu können?«
    »Es tut mir leid, dass ich nicht mehr für Sie tun konnte. Aber ich bin leider ein ziemlich machtloser

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