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Rosenrot

Titel: Rosenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Großunternehmen saubergemacht hat, und zwar für die steuerunwillige Firma Reines Haus. Wir haben sonst nicht viel anderes, wonach wir gehen können.«
    »Hast du nach der Kwa Zulu Natal-Provinz gefragt?«
    »Hör auf, Wadu ist aus Kenia. Außerdem wissen wir, dass das eine falsche Fährte ist. Es gibt überall in Südafrika Diamantengruben.«
    »Davon bin ich nicht ganz überzeugt.«
    »Fakten genügen dir nicht«, sagte Chavez. »Wir haben Sehnsucht nach unseren regulären Partnern, so einfach ist das. Du sehnst dich nach Kerstin, und ich sehne mich nach Paul. Wir passen nicht so gut zusammen. Du siehst lächerlich groß aus, und ich sehe lächerlich klein aus.«
    Das Paar blieb stehen und betrachtete sein Spiegelbild in einer Glastür. Chavez hatte leider recht. Er sah aus wie Zwerg Nase und Nyberg wie ein Hüne. Ungleiches Paar war noch geschmeichelt.
    »Hmmm«, sagte Chavez.
    »Kann man wohl sagen«, sagte Nyberg.
    Sie traten hinaus auf den Parkplatz und stiegen in Nybergs neuen Renault Laguna ein. Er glänzte goldgelb im herbstlichen Schmuddelwetter. Wie ein sehr großes Herbstblatt.
    Nyberg fuhr schnell; er sah allmählich selbst ein, dass es sich um eine richtige Perversion handelte. Absurd schnell zu fahren. Und wenn Ludmila es außerdem so richtig russisch liebte, bekam es einen eigentümlich erotischen Beigeschmack.
    Deshalb war es wenig erhebend, als Chavez, an seinem funkelnagelneuen Mobiltelefon fingernd, sagte: »Ich hasse Abschiebungen.«
    Nyberg sah auf Chavez‘ tastendrückende Finger und erwiderte: »Ich verstehe, was du meinst.«
    »Man hat das Gefühl, sich hinterher nicht mehr so selbstverständlich zu bewegen wie vorher. Man geht nicht mehr frei. Die Freiheit baut darauf auf, dass andere keinen Platz bekommen. So sieht unsere Freiheit aus. Stell dir vor, sie hätten meinen Vater zu Pinochet zurückgeschickt. Wo wäre ich dann?«
    »Ich verstehe, was du meinst«, wiederholte Nyberg.
    »Hör auf, immer so verständnisvoll zu sein. Sag was Konstruktives.«
    »Was machst du da?«
    »Ich versuche, diese Internetfunktion hinzukriegen«, sagte Chavez verbissen. »Hast du Erfahrung mit der dritten Generation von Mobiltelefonen?«
    »Nicht die geringste«, gestand Nyberg. »Ich bin sowieso nicht gut mit Mobiltelefonen. Meine Finger sind zu dick. Ich treffe mehrere Ziffern gleichzeitig. Als ich dieses letzte kleine Streichholzdosen-Nokia sah, wollte ich es zertrümmern. Telefone für Kinderfinger.«
    Es war erstaunlich wenig Verkehr, obwohl es die Rushhour war. Nyberg trieb im Zorn die Tachonadel bis hundertachtzig hoch. Es war mehr als eine Perversion, es war eine Krankheit.
    Und Chavez merkte nichts. Sein Handy machte Pling. »Sieh mal an«, sagte er. »Teufel, Teufel. Explorer in Mikroversion.«
    »Stell dir vor, dass Explorer nicht mehr der Fusel ist, mit dem die Alkis sich abfüllen, sondern ein Internetprogramm. Ist es das, was man Fortschritt nennt?«
    »Reines Haus«, sagte Chavez hellhörig. »Jetzt wollen wir mal sehen.«
    Bis auf den surrenden Motor war es vollkommen still im Auto. Das einzige, was dachte, war das Handy. Nach einer Weile hatte es zu Ende gedacht.
    »Na. Wer sagt‘s denn«, entfuhr es Chavez. »Die Reinigungsfirma Reines Haus in Huvudsta. ›Scheiß auf die Alte. Wir erledigen den Bodenservice.‹«
    Nybergs Augenbrauen gingen Richtung Wagendach. »Steht das da?«
    »Nein.«
    Nyberg seufzte. »Was steht denn da?«
    »›Komplettes Reinigungspaket für große und mittelgroße Unternehmen. Angebot in garantiert zwei Stunden.‹«
    »Das andere war besser.«
    »Zwei Stunden«, sagte Chavez nachdenklich. »Das reicht, um ein paar verzweifelte Schwarzputzer mit Abschiebungs-
    bescheid zusammenzukratzen und sich zu vergewissern, dass sie sich auch weiterhin mit den paar Kröten pro Arbeitstag zufrieden geben.«
    Nyberg trat ein bisschen extra aufs Gaspedal.
    »Huvudsta«, fuhr Chavez fort. »Wir sind ja schon in Ulriksdal. Verdammich, wie du fährst.«
    »Das ist zu unser aller Nutzen«, sagte Nyberg. »Lahme wurstessende Polizisten gehören einem vergangenen Zeitalter an. Polizei, Polizei, Kartoffelbrei.«
    »Du kannst ja deine gebratenen russischen Mülltüten kauen, während wir zum Johan Enbergs väg in Huvudsta fahren. Da warten Steuerhinterzieher von Format. Ihrer Homepage zufolge öffnen sie um acht. Jetzt haben wir fünf vor. Das nenne ich Timing.«
    Es folgte tatsächlich ein Moment Schweigen. Nyberg linste zu Chavez hinüber. Saß dieser Arsch etwa da und spielte Tetris

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