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Rosenrot

Titel: Rosenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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auf dem Mobiltelefon?
    Schließlich bog Gunnar Nyberg bei Haga Norra ab und rollte zu dem heiklen Kreisverkehr bei der Kraftfahrzeugprüfstelle hinauf. Dort gab es auf der Stelle ein Verkehrschaos. Obwohl sie allein waren.
    »Eine Runde reicht«, sagte Jorge Chavez.
    »Scheiß Beschilderung«, sagte Nyberg.
    Jetzt wurde der Verkehr zähflüssiger. Die Autos stauten sich und kamen nicht richtig in Fahrt, wenn die Ampel auf Grün sprang. Es war ein klassisches Irritationsmoment.
    Nyberg meckerte: »Warum können nicht alle Fahrer vor einer roten Ampel von dem Wagenarsch vor ihrer Nase aufsehen und versuchen, bei Grün gleichzeitig loszufahren?«
    Genau vor der Nase des goldgelben Renault sprang die Ampel auf Rot. Nyberg fuhr bedenkenlos noch bei Rot.
    »Überblick ist in der Regel nicht die starke Seite von Autofahrern«, sagte Chavez verbindlich. Er fürchtete inzwischen um sein Leben.
    Soweit es möglich war zu zischen, zischten sie Frösundaleden entlang und am Rasunda-Fußballstadion vorbei, an der Ampel nach links Richtung Huvudstavägen.
    »Findest du zum Johan Enbergs väg?« fragte Chavez. »Oder fährst du nur in blinder Wut?«
    »Ich finde schon hin«, murmelte Nyberg. »Das ist der triste große Längsblock von Solnabostäder. Weißt du, wer Johan Enberg war?«
    »Keine Ahnung.«
    »Ich habe es schon mal gesagt. Bildung ist nicht die starke Seite deiner Generation.«
    Der Huvudstaväg endete und mündete mit einer entsetzlichen Linkskurve in die Armegata ein.
    Nyberg fuhr fort: »Johan Enberg wird auch der August Palm von Gotland genannt. Ein früher Pionier der Arbeiterbewegung. Blechschmied war er. Ich glaube, er stammte aus Solna, zog jedoch 1901, im Alter von fünfundzwanzig Jahren, nach Visby und gründete den Diskussionsclub ›Die Fackel‹, der zur Jahreswende 1904-05 umgebildet wurde zu Visbys Arbeiterkommune.«
    »Und hier ist das Ergebnis seiner Vision, ein Jahrhundert später«, sagte Chavez mit ausladender Handbewegung. Johan Enbergs väg in Huvudsta. Ein monströses Gebäude im echten Geist des Millionenprogramms mit j66 Wohnungen, fertiggestellt in den Jahren 1960-70. In einer dieser Wohnungen residierte die suspekte Reinigungsfirma Reines Haus.
    Nyberg und Chavez traten in den Hauseingang und fuhren mit einem wie üblich vollgekritzelten Aufzug zwei Stockwerke aufwärts.
    Am Briefschlitz stand Reines Haus, das war alles. Wenn verschiedene Großunternehmen Kontakt mit der Firma hatten, waren sie sich bestimmt darüber im klaren, dass es sich nicht um eine durch und durch offizielle Firma handelte. Viele große Schwarzunternehmen sahen so aus.
    Jorge Chavez klingelte. Nach einer Weile öffnete ein unrasierter Mann von etwa vierzig in einem Gitterhemd. Doch, tat-
    sächlich, ein klassisches Gitterhemd. Seine Brusthaare drängten stellenweise aus dem grobmaschigen Netz heraus und imitierten damit die Frisur des Mannes auf imponierende Weise.
    »Was ist?« fragte er misstrauisch.
    »Sind Sie Reines Haus?« fragte Chavez intelligent.
    »Das ist kein Name, das ist ein Unternehmen«, sagte der Mann unwirsch.
    Chavez hielt seinen Polizeiausweis in die Höhe und spürte, dass die Verhandlungslage zufriedenstellend war. Hier gab es genug begrabene Hunde, mit deren Ausgrabung man drohen konnte. Um es locker zu formulieren.
    »Sie sind also Mitinhaber Joakim Backlund?« sagte Jorge Chavez und drückte sich an dem Mann vorbei in die Wohnung. Es waren Büroräume von der schmierigeren Sorte. Modell versiffter Computer-Kunststoff.
    »Mitinhaber und geschäftsführender Direktor«, sagte Joakim Backlund und stellte sich zwischen Chavez und Nyberg. Oder Scylla und Charybdis, wenn man wollte. Er ging zu dem größten Computer und schaltete ihn ganz einfach aus. »Was wollen Sie?« sagte er nur. Er wirkte gefasst. Vermutlich war ihm die Situation nicht neu.
    »Wir wissen, was Sie treiben«, sagte Chavez friedlich. »Doch deshalb sind wir nicht hier. Aber das kann ja noch kommen.«
    »Und was treibe ich?« fragte Joakim Backlund und setzte sich auf einen knarrenden Korbstuhl vor dem abgeschalteten Rechner.
    »Ich habe gerade von Reines Haus reden hören«, sagte Chavez und schaute auf ein Playboyposter an der Wand. Silikon oder nicht Silikon, das war hier die Frage.
    Gunnar Nyberg bewegte seinen imposanten Körper ein wenig näher an Backlund heran – das verfehlte selten seine Wirkung – und übernahm: »Ohne das mindeste über Reines Haus zu wissen, würde ich auf folgendes tippen. Die Geschäfte gehen

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