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Rosenrot

Titel: Rosenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Mensch. Es spielt wohl keine Rolle, wenn ich sage, dass Sie meiner Meinung nach hätten bleiben sollen. Alle fünf. Alle vier.«
    »Keine besonders große Rolle, nein. Was wollten Sie fragen?«
    »Wissen Sie, wie die Reinigungsfirma hieß, bei der Winston Modisane gearbeitet hat?«
    »Haben wir darüber nicht schon einmal gesprochen?«
    »In gewisser Weise schon. Als ich Sie gefragt habe, ob Sie wüssten, wo Winston Modisane gearbeitet hat, haben Sie geantwortet, er hätte ›bei irgendeiner großen Firma‹ geputzt.«
    »Das hat er auch. Aber ich erinnere mich nicht an den Namen. Ein richtiges Großunternehmen, glaube ich.«
    »Und die eigentliche Reinigungsfirma? Erinnern Sie sich an Reiner Raub?«
    »So hieß sie nicht«, sagte Elimo Wadu bestimmt. »Dagegen frage ich mich, ob sie nicht Reines Haus hieß. Das könnte sein. Kommanditgesellschaft. Nicht besonders interessiert daran, Steuern zu zahlen.«
    Einer der Uniformierten kam herein und stellte sich an das dritte Becken. Chavez hoffte, dass der Mann ihn nicht kannte. Das sähe nicht gut aus.
    Der Uniformierte würdigte ihn jedoch keines Blicks. Er fixierte Elimo Wadu, während er pisste, dass es plätscherte. Das Plauderstündchen war beendet, soviel war klar. Chavez blieb
    stehen. Während die beiden anderen sich die Hände wuschen, gelang es ihm, Elimo Wadu einen dankbaren Abschiedsgruß hinüberzuschicken. Er wurde mit einem leichten, aber stolzen Nicken beantwortet. Das war das letzte, was sie voneinander sehen sollten.
    Jorge Chavez fixierte die schnupftabakbraune Kachelwand. Er sah die narbenübersäte Brust des Dozenten Elimo Wadu vor sich. Die Flecken wurden mehr und mehr, bis von Elimo Wadu nichts anderes mehr übrig war. Ihm war gar nicht wohl zumute.
    Als er aus der Toilette kam, war die Gruppe von der Schlange vor der Passkontrolle verschluckt. In Schweden war keine Spur mehr vorhanden von den fünf Afrikanern, die noch vor ein paar Tagen an einem Küchentisch gesessen und sich durch den Nachmittag gelangweilt hatten.
    Dagegen traf er – Arto Söderstedt.
    Das war höchst verblüffend. Gunnar Nyberg sollte sich irgendwo in der Auslandshalle aufhalten, aber nicht Arto Söderstedt. Chavez gelang es nicht, gleich richtig zu schalten.
    »Aber was machst du hier?« platzte Söderstedt heraus.
    »Das gleiche könnte ich dich fragen«, sagte Chavez.
    »Ich reise wieder nach Europa. Mit neuen internationalen Aufträgen.«
    »Nicht zu fassen. Du verlässt uns schon wieder?«
    »Nur eine Spritztour nach Monaco. Ein paar Runden um den Roulettetisch auf Kosten der Steuerzahler und dann wieder zurück. Hoffe ich.«
    Und schon war er weg. Chavez sah ihm lange nach.
    Gunnar Nyberg starrte hungrig auf die rotierenden Würste in einem nahe gelegenen Kiosk. Er fastete – obwohl er es nicht so nennen wollte. Es klang so defensiv. Nein, sein erfolgreicher Angriff auf seine ehedem so monströse leibliche Hülle war alles andere als defensiv. Es war eine aktive Kost- und Lebensstilumstellung. Aber die Würste sahen richtig lecker aus, sie glänzten so schön und symmetrisch, wie sie da in ihrem glitzernden Metallgestell Pirouetten drehten. Die gesunden Gedanken an zermantschtes Schweinehirn und zermahlene Kalbsschädel fruchteten nichts. Die Würste sahen noch immer höchst appetitlich aus.
    Chavez tauchte auf, kaufte zwei und verschlang sie wortlos. Nyberg schaute ihn von der Seite an und wünschte, dass dieser merkwürdige Partnertausch bald nur noch eine Erinnerung wäre. Er hatte das Gefühl, untreu zu sein – aber er wusste nicht richtig, wem.
    »Wie ist es gelaufen?« fragte er mürrisch.
    »Reines Haus«, sagte Chavez extrem undeutlich. »Nicht Reiner Raub.«
    »Du redest in Zungen. Wir müssen die Weltpresse hinzurufen. Auf der Stelle.«
    Chavez kaute den Mund leer und sagte, ohne eine Miene zu verziehen: »Es kann ein Reiner Irrtum gewesen sein, wie man so sagt.«
    »Es geht weiter. Gleich fängst du an, mit den Augen zu rollen und mit den Erzengeln zu sprechen.«
    »Reines Haus. Die Reinigungsfirma. Unser Grubenarbeiter Siphiwo Kani kann die Reinheiten sehr wohl verwechselt haben. Reines Haus, Reiner Raub – wenn man die Sprache nicht beherrscht, ist der Unterschied nicht besonders groß. Vielleicht sonst auch nicht.«
    »Ist das wirklich wichtig?« sagte Gunnar Nyberg mehr zu sich selbst.
    Sie wanderten durch die große Halle dem Flughafenausgang zu.
    »Du weißt, dass es wichtig ist«, sagte Chavez. »Wadu hat gesagt, dass Modisane bei einem

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