Rosenrot
schlecht. Reines Haus befindet sich am Rande
des Ruins. Die Auftragslage ist mies. Dieses verkommene Büro sagt ja alles. Und das Kettenhemd ist auch nicht schlecht. Imponierend. Wir glauben wirklich, dass dieses Unternehmen auf dem absteigenden Ast ist, mit einem geschäftsführenden Direktor, der ein bisschen zuviel säuft. Und wenn wir die Aufstellung des Finanzamts betrachten, werden wir das gleiche sehen. Außerdem werden wir sehen, dass Joakim Backlunds Einkünfte sehr niedrig sind. Tatsache ist, dass dieses Kettenhemd Ihr Anzug ist, Ihre Uniform. Sie erfüllt ihre Funktion genauso wie ein Armanianzug. Ich würde tippen, Sie wohnen in einer Villa in, sagen wir Äppelviken. Und Sie ziehen den Armanianzug an, wenn Sie zur Familie nach Hause kommen.«
Der Kontrast zwischen der bedrohlichen Grizzlybärgestalt und der gepflegten Sprache schien Joakim Backlund zu beeindrucken.
»Im Internet sieht es nicht ganz so aus«, sagte Chavez. »›Komplettes Reinigungspaket für große und mittelgroße Unternehmen. Angebot in garantiert zwei Stunden.‹«
»Man kann seinen Niedergang mit einer hübsch gestalteten Homepage verbergen«, sagte Backlund beherrscht. »Das bedeutet nicht, dass jemand sich etwas daraus macht.«
»Nein«, sagte Chavez. »Das stimmt. Und deshalb werden wir uns nicht weiter für die verborgene Hälfte von Reines Haus interessieren. Die lukrative Hälfte, die von Großunternehmen stark in Anspruch genommene Gewinnmaschine Reines Haus, die mit verzweifelten Flüchtlingen arbeitet, die ein zweites Mal fliehen müssen, wegen etwas, was Sklavenarbeit gleichkommt. Wie viel verdienen sie? Achtzig Kronen am Tag? Sechzig? Vielleicht sogar nur vierzig? Für den Fall halten Sie den Rekord in dieser immer häufiger vorkommenden Unternehmensnische.«
»Sie reden wie zwei Bücher«, sagte Backlund.
Nyberg und Chavez sahen sich verwundert an.
»Würden Sie es vorziehen, wenn wir auf der Jagd nach Beweismaterial Ihr Büro kurz und klein schlagen?« fragte Nyberg höflich. »An uns soll es nicht liegen, ganz zu Ihren Diensten. Und dann nehmen wir die Festplatte mit. Was sagst du, Jorge? Wollen wir es lieber so machen, und nicht hier stehen und uns anhören wie Bücher?«
»Okay«, sagte Chavez, riss das Playgirl von der Wand, nahm die Brüste näher in Augenschein, knüllte das Poster zusammen und warf es Joakim Backlund an den Kopf. »Silikon«, sagte er.
Backlund hielt still und verzog keine Miene. Er dachte nach. Schließlich sagte er: »Sie kommen nicht von der Abteilung für Wirtschaftskriminalität. Sie wollen etwas anderes. Wir können uns wohl einig werden.«
»Ein Südafrikaner«, sagte Nyberg. »Winston Modisane in Flemingsberg.«
Es war offensichtlich, dass es keinen bedeutenden Unterschied gemacht hätte, wenn sie die Festplatte mitgenommen hätten. Dass Backlund den Rechner ausschaltete, war ebenfalls ein strategischer Zug, genau wie das Netzhemd und die Schmuddeligkeit. Der schwarze Reinigungsmarkt war zweifellos gut organisiert. Alles befand sich in Backlunds Kopf und vermutlich nirgendwo sonst auf der Welt.
»Was wollen Sie wissen?« fragte er abwartend.
»Alles«, sagte Chavez.
Backlund nahm Anlauf und sprang: »Winston Modisane kontaktierte mich vor einigen Monaten. Ich habe einen großen Vertrag mit einer gewissen Branche und brauche die ganze Zeit Leute. Er passte gut in unseren Betrieb.«
»Kein Gelaber jetzt. Wo hat er saubergemacht?«
»Dazimus Pharma AB.«
»Pharma? Das klingt nach Arzneimittelbranche?«
»Ja. Mit der Branche habe ich einen umfassenden Vertrag. Dazimus ist in der sumerischen Mythologie der Gott der Heilkunst. Ihre Zentrale liegt auf Lidingö.«
»Und Modisane hat in der Zentrale geputzt? Nachts?«
»Ja. Auf beide Fragen.«
»Nur da?«
»Ja, nur da.«
»Und es war also er, der Kontakt zu Ihnen aufgenommen hat?« sagte Nyberg. »Hat er Ihnen gesagt, wie er an Ihren Namen gekommen ist?«
»Nein. Ich glaube ihnen sowieso nichts. Sie können das Blaue vom Himmel herunterlügen. Sie sind daran gewöhnt, sie müssen die ganze Zeit lügen. In dieser Branche kann man sich auf keinen verlassen. Es gibt nie Verträge. Ich muss aber immer ihren Hintergrund kontrollieren. Objektiv.«
»Und das haben Sie getan?«
»Nur dass es stimmte. Ich habe seinen Abschiebungsbescheid gesehen.«
»Sie haben also Beziehungen zur Migrationsbehörde?«
»Ja.«
»Ihre Firma scheint sehr gut organisiert zu sein.«
»Das ist sie.«
Chavez und Nyberg betrachteten den dem äußeren
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