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Rosenrot

Titel: Rosenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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wichtiges schwedisches Exportprodukt. Also nickte er nur leicht und bekam die fragliche Flüssigkeit in einem stilvollen Glas serviert. Die einfachen Konturen deuteten an, dass auch das Glas schwedisch war. Strenges schwedisches Design kam bei den Katholiken immer noch an. Es war immer noch exotisch.
    »Das ist richtig, Monsieur Sadestatt«, sagte Madame Jauret in tadellosem Englisch und mit derselben dunklen Stimme, die er vom Telefongespräch am Vortag wiedererkannte. »Ein paar Jahre nach dem Abenteuer mit Ola heiratete ich den Bankdirektor Alphonse Jauret.«
    »Direktor an dieser Bank?«
    »Das ist richtig«, wiederholte Madame Jauret und zeigte ein schwaches Lächeln, dass der Goldzahn funkelte.
    Söderstedt hatte kein Problem damit, sich vorzustellen, was Ola Ragnarsson vor achtzehn Jahren in Claudine Verdurin gesehen hatte. Es war noch immer ganz deutlich. Vielleicht noch deutlicher.
    »Was können Sie über Ihre Beziehung mit Ola Ragnarsson sagen?«
    »Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll, Monsieur Sadestatt.«
    Dies war die korrekte europäische Aussprache seines Namens, das hatte er gelernt.
    »Es war eine chaotische Zeit in meinem Leben«, seufzte
    Claudine Jauret. »In vielerlei Hinsicht. Ich erledigte einen Teil der eher alltäglichen Bankgeschäfte von Powerlnvest. Ich war jung und grün und hatte sehr wenig mit den großen Geschäften zu tun. So begegnete ich Ola.«
    »Kannten Sie seinen – finanziellen Status?«
    Claudine Jauret warf ihm einen verstohlenen Blick zu. »Ja. Sonst wäre es kaum etwas geworden zwischen uns. Er war nicht schön, der Ola. Aber er war reich.«
    »Sie sind sehr aufrichtig.«
    »Es gibt keinen Grund, etwas anderes zu sein. Er war schüchtern und verlegen und sehr leicht zu lenken. Das einzige, was er konnte, war Geld. Aber das um so besser.«
    »Möglicherweise konnte er noch etwas anderes. Ich bin sehr froh, dass Sie leben, Madame. Wie ich Ihnen am Telefon sagte, ist Ola Ragnarsson tot. Er hinterließ einen Brief, in dem er schrieb, er habe ›das Messer in den Leib seiner Geliebten gestoßen‹.«
    Claudine Jauret sah äußerst verwundert aus. Die gepflegten Augenbrauen fuhren hoch in die Stirn. »Ola?« stieß sie hervor? »Nie im Leben. Er war ein sehr friedfertiger Mensch. Allzu friedfertig für meinen Geschmack.«
    »Sie wollten kein Kind mit ihm haben?«
    Sie hielt inne und saß reglos da. Dann sagte sie: »Ich verstehe.«
    »Was verstehen Sie?« fragte Arto Söderstedt.
    »Dass etwas, was ich mit viel Mühe geheimgehalten habe, ans Licht gekommen ist.«
    Söderstedt sah sie an. In irgendeiner Weise schien die Zeit sie eingeholt zu haben. Sie alterte vor seinen Augen. »Es ist nicht ans Licht gekommen«, sagte er. »Ich habe nur geraten.«
    »Wenn nur mein Mann nichts davon erfährt. Es war eine illegale Abtreibung. Ich wurde schwer krank. Damals verlor ich meine Gebärfähigkeit. Mein Mann und ich versuchten zehn Jahre lang, Kinder zu bekommen. Und ich spielte mit. Obwohl ich wusste, dass ich unfruchtbar war, spielte ich mit.«
    »Man kann doch Kinder adoptieren ...«
    Claudine Jauret lachte laut, ein schrilles, bitteres Lachen: »Mein Mann mit einem kleinen Chinesen! Sie wissen nicht, wovon Sie reden.«
    Söderstedt schwieg und ließ die Bemerkung einsinken. Sie beinhaltete eine ganze Menge. »Sie haben es also streng geheimgehalten?« fragte er schließlich.
    »Sehr streng. Niemand wusste davon. Niemand. Ich litt und blutete schweigend und hielt nach außen hin die Maske aufrecht. Ich blutete ein Jahr, fast ununterbrochen, bis ich schließlich all meinen Mut zusammennahm und zu einem Arzt ging. Ich fuhr bis nach Paris, um zu einem Arzt zu kommen. Er rettete mich. Und sagte, dass ich für immer unfruchtbar wäre.«
    »Ola wusste von der Abtreibung«, sagte Arto Söderstedt. »Das hat sein Leben zerstört.«
    Sie nickte schwer. »Ich weiß. Wir hatten eine furchtbare Auseinandersetzung, als ich Schluss machen wollte. Er weinte und bettelte. Schließlich schleuderte ich es ihm ins Gesicht. Ich, die beschlossen hatte, keinem Menschen in der ganzen Welt etwas zu sagen. Ich sagte es ihm. Er verstummte. Es war, als wäre etwas in ihm zerbrochen. Ich konnte sehen, dass etwas in ihm kaputtging. Etwas Lebenserhaltendes.«
    »Wie viel später verkaufte er sein Geschäft?«
    »Am Tag danach. Ich glaube, Lars musste alles in die Hand nehmen. Ola verschwand einfach. Ich habe nie wieder etwas von ihm gehört.«
    Söderstedt beugte sich zu ihr vor und ergriff ihre Hand. Er sagte

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