Rosenrot
»Kann man mit ihm sprechen?«
»Er hat starke schmerzstillende Medikamente bekommen, aber vielleicht ist er wach.«
»Hatte er etwas bei sich?«
»Ich meine, er hätte eine Tasche gehabt, aber das war nicht direkt meine erste Sorge.«
»Das verstehe ich«, sagte Norlander. »Ist es möglich, sie zu sehen?«
»Ich werde versuchen, sie zu finden«, sagte Mikael Svensson.
»Danke.«
Svensson verschwand. Norlander zog den Polizeibericht der letzten Nacht aus der Innentasche seiner Lederjacke und las ihn noch einmal. Von einem Wagen in der Grindgata angefahren. Fahrerflucht, keine Spur vom Wagen oder vom Fahrer. Doch der Wagen war schnell gefahren. Sonst wären die Verletzungen nicht so umfassend gewesen. Der vorläufigen Tatortuntersuchung zufolge musste er mindestens zehn Meter durch die Luft geflogen und mit dem Bauch auf einem abgestellten Fahrrad gelandet sein. Keine Zeugen. Die Nähe zum Söder-Krankenhaus hatte ihm vermutlich das Leben gerettet.
Der Arzt Mikael Svensson kehrte mit einer wohlbekannten Tasche zurück und verabschiedete sich mit müden Augen.
Norlander warf einen Blick in die Tasche. Sie war voller Einbruchswerkzeug, und möglicherweise roch sie noch immer ziemlich schlecht.
Er setzte sich ans Bett des Verletzten. Er erkannte keinen Zug in dem zerschlagenen Gesicht. Aber die Nase des Verletzten lief.
»Du bist also immer noch erkältet?« sagte Norlander.
Björn Hagman öffnete mühsam die Augen. Die mikroskopisch kleinen Veränderungen in der verletzten Gesichtsmuskulatur sollten vermutlich ein Lächeln darstellen.
»Das hört sich nicht richtig nach einem Unfall an«, fuhr Norlander fort. »Oder war es einer?«
Die schwache Kopfbewegung war zweifellos ein Schütteln und kein Nicken. Björn Hagman schüttelte den Kopf.»Dldskjgo«, zischelte er.
»Besser hätte ich es selbst nicht sagen können«, sagte Viggo Norlander und führte sein Ohr so nah an Hagmans Kopf, wie er es wagte. Er wollte kein Blut an die Koteletten bekommen.
»Dwawasj«, zischelte Hagman.
»Da war was?« sagte Norlander.
»Wachj nchsaktb.«
»Was du nicht gesagt hast?«
»J.«
»Okay, was hast du nicht gesagt? Da war etwas, was du unterlassen hast, uns zu sagen? Was du uns hättest sagen sollen?«
Norlander fühlte sich wie ein richtiger Dolmetscher. Kompetenter Dolmetscher.
»Jmtatmntpgeem.«
»Jetzt wird es ein bisschen heikel«, sagte Norlander. »Was hat dir der Typ gegeben?«
Zucken unter dem Laken. Erstickter Schrei.
»Immer mit der Ruhe«, sagte Norlander. »Wir haben jede Menge Zeit.«
»TIPGEEM«, zischelte Hagman laut und vernehmlich.
»Aha. Jemand hat dir einen Tipp gegeben?«
Die Kopfbewegungen gingen jetzt in die andere Richtung. Nicken. Bejahen.
»Ausgezeichnet«, sagte Norlander und meinte damit seine Fähigkeit als Dolmetscher. »Jemand hat dir einen Tipp gegeben, und du bist überfahren worden?«
Wilde Bewegungen im Bett. Schütteln. Verneinen. »Liehe«, sagte Björn Hagman sehr deutlich.
»Aah«, sagte Norlander. »Jemand hat dir den Tipp mit der Leiche gegeben? Nein, natürlich nicht. Aber mit der Wohnung der Leiche. Dass in der Wollmar Yxkullsgata eine Wohnung leer war?«
Nicken.
»Okay, aber wer? Wer hat dir den Tipp gegeben?«
»Wssncht.«
»Du weißt es nicht?«
Schütteln.
»Wie ist es denn abgelaufen. Hast du die Person getroffen, die dir den Tipp gegeben hat?«
Schütteln.
»Brief? Fax? Mail? Telefon? Rauchsignale?«
»Tlfn. Mann. Keltng.«
»Jemand hat dich angerufen? Ein Mann? Weiß der Kukkuck, was Keltng bedeuten soll.«
»Ekeltng!«
»Ein Mann rief an und gab dir den Tipp. Erkältung? Was zum Teufel hat das mit der Sache zu tun?«
»Wltnchsmhaus. Antsüblekt.«
»Herrjesses«, stöhnte Norlander. »Wolltest nicht aus dem Haus? Arsch an die Luft, um die Sterne in güldener Stockholmsnacht funkeln zu sehen? Nein. Konzentration. Du hattest nicht vor, aus dem Haus zu gehen? Aber da kam der Anruf, und du hast es dir anders überlegt? Jetzt sieht es doch schon nach was aus. Du hattest eine Erkältung und wolltest zu Hause bleiben, doch der Tipp hat dich umgestimmt?«
»Mstantemtak.«
»Misttandem, ach?«
» Mstnbtingtantemtaksn.«
»Hmm. Es musste unbedingt an dem Tag sein? Das versteh ich nicht.«
»Morknahauskm.«
»Morgen nach Hause kommen? Aha. Die Stimme im Hörer sagte, dass es genau an dem Tag sein müsste, weil der Wohnungsinhaber morgen nach Hause käme? Und dann würde es zu spät sein.«
Nicken.
»Und du hast keine Ahnung, wer dich angerufen
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