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Rosenrot

Titel: Rosenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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unbedingt sein muss, bitte nach dem Piep sprechen.‹
    Sie sprach eine Mitteilung aufs Band, obwohl sie erkannt hatte, dass dies nicht die Stimme war, die mit – oder eher zu - Kommissar Ernst Ludvigsson auf der Polizeiwache in Flemingsberg gesprochen hatte. Es war eine helle Stockholmer Stimme gewesen, die die Afrikaner denunziert hatte. Und dazu ein Band abgespielt hatte.
    Und was bedeutete das? Sie hatte die Schlussfolgerung aufgeschoben, bis sie die Bestätigung erhielt, dass Mattson mit der Sache nichts zu tun hatte.
    Was war hier eigentlich los? Die Migrationsbehörde... Konnte jemand anders in der Behörde der Schuldige sein? Der mit Mattson noch ein Hühnchen zu rupfen hatte – solche gab es ja offenbar in der Familie, warum nicht auch anderswo? Es gab eine Alternative – die Migrationsbehörde war nur eine der Instanzen, die in Erfahrung bringen könnten, wo untergetauchte Flüchtlinge sich aufhielten.
    Doch warum die Denunziation auf Band spielen?
    Außerdem musste der gesamte Verlauf, bis zum Todesschuss auf dem Dach in Flemingsberg, zusammenhängen. Und dann gab es nur einen Schuldigen. Und der war flüchtig.
    Er war ihr früherer Lebensgefährte.
    Dag Lundmark.
    Neue Rekonstruktion. Dag Lundmark steht im Zentrum. Könnte es dann zusammenhängen? Das Gespräch kommt zu einem Zeitpunkt, als er unmittelbar zur Verfügung steht und vor Lubbes Tür Kaffee kocht. Seit wann kochte Dag Lundmark Kaffee? Es müsste sich um einen neuen Charakterzug handeln. Der Mann, der es schaffte, ein Glas Milch nach Scheiße schmecken zu lassen.
    Der Zweck des Gesprächs ist ausschließlich der eine: offiziell den Auftrag zu bekommen, zu den Afrikanern einzudringen. Er braucht den Auftrag, um Winston Modisane zu töten, ohne dass es nach etwas anderem aussieht als nach einem Unglücksfall im Dienst. Oder schlimmstenfalls nach einem rassistisch bedingten Übergriff. Doch keins von beidem ist der Fall.
    Natürlich ist nicht Lundmark der Anrufer; Lubbe hätte ihn erstens an der Stimme erkannt. Zweitens wäre es ziemlich schwierig gewesen, anzurufen und sich gleichzeitig in Lub bes Blickfeld aufzuhalten. Also muss es einen Mittäter geben, der anruft – und zwar exakt zum richtigen Zeitpunkt. Aber der Mittäter ruft nicht an. Ein Tonbandgerät ruft an. Mit der Stimme des Mittäters.
    Irgend etwas war hier faul. Warum nicht einfach dafür sorgen, dass der Mittäter exakt um 14.06 Uhr anruft und sich Mattson nennt? Warum das Ganze auf Band aufnehmen? Es wird komplizierter – man muss eine Schaltung zwischen einem zeiteingestellten automatischen Anruf und einem Tonbandgerät, das anspringt, herstellen. Anderseits kann man dann mit absoluter Sicherheit wissen, dass das Gespräch zum exakt richtigen Zeitpunkt kommt und dass die exakt richtigen Worte gesagt werden. Außerdem kommt man um einen echten Mittäter herum; die Worte konnten für einen kleinen Obolus von einem x-beliebigen Menschen gelesen werden. Die fragliche Person brauchte nicht die Spur einer Ahnung vom Sinn und Zweck der gelesenen Worte zu haben.
    Technisch gesehen klang das kompliziert, doch nicht unmöglich. Und sollte es sich so verhalten, erschien das Ganze immer mehr als eine gutgeplante Tat.
    Die Planung muss zahlreiche Momente berücksichtigen. Dag Lundmark muss wissen, wo Winston Modisane sich aufhält; er ist ja untergetaucht, die Polizei weiß nicht, wo er ist. Außerdem muss Dag Lundmark wissen, dass sie zu fünft in der Wohnung sind; das wird auf dem Band gesagt. Er muss wissen, dass sie gegen vier Uhr am Montagnachmittag zu Hause sind. Er muss die Feuerleiter und den Fluchtweg kennen. Er muss wissen, dass das Fenster in der Wohnung und die Speichertür auf dem Dach zu diesem Zweck offen stehen. Er muss wissen, dass Modisane, wenn er ihn zum offenen Fenster treibt und ihm eine Möglichkeit dazu bietet (beispielsweise dadurch, dass er sich zu den Kollegen in der Küche umdreht und sinnlose Befehle schreit), auf die Feuerleiter hinausklettert. Der Zweck der Übung muss sein, mit ihm allein zu sein, um ihn ohne Zeugen erschießen und ihm eine Pistole in die Hand drücken zu können. Damit das möglich wird, muss er die Fluchttür auf dem Dach verschließen. Er muss also so kurz wie möglich vor dem Einsatz zu dem Haus gelangen und die Speichertür verschließen; je früher er es tut, desto größer ist die Gefahr, dass jemand sie ganz einfach wieder aufschließt.
    Doch der plötzliche Zahnarztbesuch passt schlecht zu der präzisen Planung. Er hat ja zuvor

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