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Rosenrot

Titel: Rosenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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einen Mann dazu gebracht, eine Mitteilung auf ein Band zu sprechen, und hat einen zeiteingestellten Anruf direkt zum Kommissar auf der Polizeiwache in Flemingsberg geschaltet. Was hätte er übrigens gemacht, wenn Lubbe nicht im Zimmer gewesen wäre oder schon telefoniert hätte? Er stand draußen und machte Kaffee, er war bereit einzugreifen, wenn es notwendig würde – hätte ihn dazu gebracht, vor 14.06 Uhr den Hörer aufzulegen, hätte dafür gesorgt, dass er von der Toilette zurück wäre oder dergleichen. Hübsche Absicherung. Und es gab noch ein weiteres Moment, das die Absicherung (möglicherweise) noch hübscher machte: den angeblichen Denunzianten bei der Migrationsbehörde Mattson zu nennen.
    Wenn Dag Lundmark nun wusste, dass Eric Mattson wenige Tage später nach Indien fahren und schwer erreichbar wäre? Wenn auch das in den Plan einging?
    Es bestand eine Diskrepanz zwischen den eleganten Vorbereitungen und zwei Dingen: zum einen der billigen Zahnarztausrede, zum anderen dem billigen Trick mit der in Modisanes Hand gedrückten Pistole, wobei er eine unwahrscheinliche Sportwaffe benutzte, die ziemlich leicht zu ihm zurückverfolgt werden konnte.
    Und dann das grundlegende Paradox: Wenn es die einzige Zielsetzung war, Winston Modisane hinzurichten, wäre es viel einfacher gewesen, ihn in aller Stille zu ermorden. Heimlich. Im Dunkeln.
    Nein, Dag Lundmark wollte es nicht heimlich machen. Er wollte zweierlei: Erstens, die Aufmerksamkeit sollte sich auf ihn richten, zweitens, er sollte verdächtigt werden, dass der Schusswaffengebrauch nicht sauber war. Wie sie bereits konstatiert hatten: Er versuchte, ein Verbrechen mit einem anderen zu verdecken. Eine unnötige fahrlässige Tötung sollte einen sorgfältig geplanten Mord verdecken. Doch das reichte nicht: Auch der sorgfältig geplante Mord sollte aufgedeckt werden. Aber nicht zu schnell. Sie sollten ein bisschen arbeiten, um darauf zu kommen.
    Sie rief sich Dag Lundmarks Blick in Erinnerung, als sie während jenes nichtssagenden Verhörs ein bisschen zu schnell gearbeitet hatten. Als Paul und sie sich gegenseitig ein bisschen zu schnell zu der versteckten Hinrichtung auf dem Dach vorangetrieben hatten. Nur da hatte Lundmark Gefühle erkennen lassen. Die winzigkleine Unruhe, als er sagte: ›Heißt das, dass der Staatsanwalt eingeschaltet ist? Dass ihr vorhabt, mich über Nacht in Arrest zu nehmen?‹
    Wenn man bedachte, was alles während des Verhörs Gefühle hätte wecken sollen, war es merkwürdig, dass die Gefühle sich gerade an diesem Punkt zeigten. Wenn auch in minimaler Weise. Warum?
    Weil er nicht festgenommen werden wollte. Denn er war noch nicht fertig. Er musste extrem erleichtert von dannen gegangen sein. Und dann tauchte er tatsächlich unter. Er war noch nicht fertig. Er hatte noch anderes zu tun. Sie sah es jetzt ganz klar. Er wollte die Aufmerksamkeit der Polizei, aber nicht so weit, dass man ihn festhielt. Anderseits aber so weit,
    dass die Augen der Polizei auf ihn gerichtet waren. Die Augen des ganzen Polizeikorps?
    Oder nur ihre?
    Diese Fixierung auf Paul während des Verhörs – als wäre seine ganze Aufmerksamkeit auf Paul Hjelm gerichtet, obwohl er doch dasaß und von seiner früheren Verlobten und Lebensgefährtin verhört wurde. ›Auch viele Wasser können die Liebe nicht auslöschen‹ War das nicht auch eine bewusst gelegte falsche Spur? Die Fixierung auf einen Polizisten mit der Fixierung auf einen anderen zu verbergen?
    Alles deutete in ein und dieselbe Richtung. Auf eine Sturmflut, die in der einen Welt im Begriff war, über sie hereinzubrechen, die sie nicht sah, sondern nur ahnte. Sie dachte an Jan-Olov Hultins Vorschlag: ›Mir ist eine Sache durch den Kopf gegangen, Kerstin. Du könntest in Gefahr sein. Möchtest du, dass wir dir jemanden zur Seite stellen?‹ Und er war ein kluger, erfahrener Mann.
    Dann nahm sie den Hörer ab, um ein überfälliges Gespräch zu führen.
    »Kommissar Niklas Grundström«, meldete sich der Angerufene.
    »Hej, hier ist Kerstin Holm.«
    »Aber hej, Kerstin«, sagte Grundström überrascht. »Wie geht es? Ich habe gerade an dich gedacht. Und an Hjelm. Ihr dürft nicht vergessen, eure Bewerbung einzureichen.«
    »Hat Dag Lundmark ausdrücklich nach uns verlangt, falls er verhört werden sollte?«
    »Er hat sich geweigert, mit unseren Leuten von der Internabteilung zu sprechen ...«
    »Genau das hast du gesagt, als du uns um Hilfe gebeten hast. Aber ich höre etwas Zögerndes in deiner

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