Rosenrot
Dieses Gefühl bekam jetzt Joakim Backlund im Schwarz-Reinigungsunternehmen Reines Haus in den Hals gestopft. Es war ein klein wenig lächerlich.
»Wenn Sie mir noch einmal unvollständige Informationen geben, werde ich dafür sorgen, dass die Wirtschaftspolizei sich über ihre lachhafte kleine Firma hermacht und sie mit Haut und Haaren schluckt.«
Backlund nahm das verhältnismäßig gelassen. »Ich glaube,
ich verstehe trotzdem nicht richtig, worin die unvollständige Information besteht«, sagte er.
»Sie verstehen nicht? Sie verstehen sehr wohl, wie man verzweifelte Menschen aussaugt. Sie verstehen sehr wohl, wie man eine Geschäftsidee daraus entwickelt, dass man menschliches Leiden mit Steuerflucht kombiniert. Also versuchen Sie nicht, mir weiszumachen, Sie verstünden eine einfache Frage nicht.«
»Ich habe diese einfache Frage noch nicht gehört.«
»Sie sind eine richtig widerwärtige Ratte. Der Abschaum des Erdballs. Die Unternehmer in den Vernichtungslagern hatten mehr Moral als Sie. Die haben dem Naziregime jedenfalls Steuern bezahlt.«
Im Innersten sah Jorge Chavez ein, dass es nicht seine starke Seite war, Leute zu beschimpfen. Er klang wie ein piepsender Pekinese. Trotzdem war es notwendig. Des Selbstgefühls wegen.
Backlund schwieg.
Chavez fuhr fort: »Hat Modisane allein bei Dazimus Pharma geputzt?«
»Am Anfang war es ein Dreierteam«, antwortete Backlund wohlerzogen.
»Und es war nicht möglich, uns das gleich mitzuteilen? Wir haben Ihnen eine Chance gegeben, und so haben Sie es uns gelohnt. Miststück. Namen, bitte.«
»Sie sind abgeschoben worden. Es waren einmal drei, ein Südafrikaner, ein Somalier und ein Iraner. Dann verschwand der Iraner, danach der Somalier. Am Ende hat Winston es allein geschafft. Er war sehr sorgfältig. Und Dazimus war sehr zufrieden. Besonders meine Kontaktperson.«
»Ihre Kontaktperson bei Dazimus? Wie heißt sie?«
Jetzt herrschte Schweigen. Tiefes Schweigen. Merkwürdigerweise hatte die plumpe Schimpf Taktik gewirkt.
»Jaja«, sagte Backlund. »Er hat einen ziemlich komischen Namen. Ich kann ihn kaum aussprechen.«
»Versuchen Sie‘s.«
»Carl-Ivar Skarlander.«
»Ha!« brüllte Chavez und knallte den Hörer auf.
Das Gespräch auf englisch schließlich ging zäh voran, und Gunnar Nybergs Geduld – die durchaus imponierend war -neigte sich dem Ende zu. Die südafrikanische Polizei tat sicher alles, was in ihrer Macht stand, aber der Prozess selbst war langwierig und schwierig. Immer wieder hieß es ›tomorrow‹ und ›soon‹ und ›just now‹ und ›right away‹. Nybergs zielstrebige Hartnäckigkeit beschleunigte den Prozess jedoch wesentlich. Nachdem er mit sieben Personen gesprochen hatte, die gegenseitig aufeinander verwiesen, schien er endlich an der richtigen Stelle gelandet zu sein. Der Mann, mit dem er während der letzten zehn Minuten gesprochen hatte, hieß Mzwanele Tshekela und klang ziemlich kompetent.
Zumindest im Vergleich mit seiner Umgebung.
»Sie wissen natürlich, dass es sich um falsche Namen handeln kann?« sagte Tshekela.
»Wir haben keinen Grund, das anzunehmen«, sagte Nyberg höflich. »Die Pässe sind sorgfältig untersucht worden. Sie waren echt.«
»Es sind jedenfalls keine Kriminellen. Sonst hätten wir sie im Polizeiregister. Ich muss also mit anderen Registern arbeiten, Einwohnermeldeamt und so weiter. Das kann ein Weilchen dauern.«
»Es sind schon ein paar Tage vergangen, seit wir unsere offizielle Anfrage geschickt haben«, sagte Nyberg so ruhig, wie er es vermochte. »Es ist wichtig, dass wir die Information baldmöglichst erhalten.«
»Sind Sie sicher, dass Sie am Apparat bleiben möchten, Mr. Neeburg? Die Telefonrechnung muss astronomisch werden.«
»Ich glaube, es ist das beste so«, sagte Mr. Neeburg.
Mzwanele Tshekela verschwand für ein paar Minuten. Nyberg schwitzte heftig, während er wartete. Er ließ es laufen. Es war wichtig, diesen Kontakt aufrechtzuerhalten.
Als Tshekela zurückkam, sagte er: »Richtig, Winston Ellis Modisane und Robert Siphiwo Kani sind hier gemeldet. Geburtsort, Geburtsdatum. Modisane wurde 1965 in Kapstadt geboren, Kani in Vryheid in der Kwa Zulu Natal-Provinz, 1968.«
»Das ist alles?«
»In diesem Register ja. Ich kann noch in verschiedene andere Register gehen.«
»Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie das sofort täten. Falls es Ihre Zeit erlaubt.«
»Entschuldigen Sie, wenn ich frage«, sagte Mzwanele Tshekela, »aber diese beiden Männer sind offenbar seit
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