Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Rosenrot

Titel: Rosenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
Vom Netzwerk:
nach einem Auftrag an. Als wären sie mit einem Auftrag hier gewesen.«
    »Und der Auftrag«, sagte Sara, »bestand kaum darin, Schwarztaxi zu fahren. Wie Kani. Sondern nachts ungestört in einer Arzneimittelfirma zu arbeiten. Wie Modisane.«
    »In einer sorgfältig ausgewählten Arzneimittelfirma«, sagte Nyberg.
    »Der Chemiker putzte in der Arzneimittelfirma«, sagte Chavez. »Er war es, der den Kontakt zu Joakim Backlund bei Reines Haus aufnahm. Er wusste, dass Reines Haus bei Dazimus Pharma die Reinigung durchführte. Und er wusste, dass Backlund nur Flüchtlinge beschäftigte, die bereits einen Abschiebungsbescheid hatten. Also musste er ein Flüchtling mit einem Abschiebungsbescheid werden. Das war der einzige Weg, der zu Dazimus hineinführte.«
    »Also ist das Ganze sehr gut geplant«, sagte Svenhagen. »Es dauert seine Zeit, ein Abschiebungsurteil zu bekommen.«
    »Und es war nicht nur ein Flüchtling aus Südafrika, sondern es waren zwei«, sagte Nyberg. »Kani war aus mehreren Gründen dabei. Als Unterstützung, falls Modisane es allein nicht schaffte – und als Arzt. Chemiker und Arzt. Die perfekte Kombination für – was?«
    »Arzneimittel«, sagte Gunnar Nyberg.
    Chavez stand auf und ging in der Hitze auf und ab. Er sagte: »Was hat Skarlander gesagt, von welchen Medikamenten Dazimus lebte? Eine gewöhnliche Schmerztablette, das war das Wichtigste. Aber auch – was hat er gesagt? – ein Kraftklistier, was immer das ist.«
    »Meine Phantasie reicht nicht aus«, sagte Nyberg. »Dann war es ein Blutverdünnungsmittel. Aber hat er nicht vier genannt?«
    »Natürlich«, sagte Chavez und schlug mit der Faust auf den Tisch, dass die Papiere durchs Zimmer segelten. »Ein HIV-Blocker. Verflixt und zugenäht. Südafrika und HIV.«
    Sara Svenhagen sagte: »Ging das nicht im Frühjahr durch alle Medien? Aids verbreitet sich explosionsartig in Südafrika. Ich glaube, sie haben über vier Millionen HIV-Positive. Es ist vollkommen wahnsinnig. Zwei Drittel der HIV-infizierten Menschen leben in Afrika südlich der Sahara. Ich glaube, es sind fünfundzwanzig Millionen oder in der Richtung. Jeder zweite Fünfzehnjährige im südlichen Afrika wird an Aids sterben.«
    »Was war denn da im Frühjahr, Sara?« fragte Jorge. »Ich habe nur eine vage Erinnerung ...«
    »Sie sollte aber präzise sein«, meinte Sara. »Ich kann mich deutlich erinnern. Es hat mich richtig wütend gemacht. In der westlichen Welt können wir inzwischen HIV ziemlich gut behandeln. Es gibt effektive HIV-Blocker, die bewirken, dass HIV-Infizierte nicht an Aids erkranken. Man muss für den Rest seines Lebens täglich Medizin nehmen. Und das ist teuer. Richtig teuer. Doch es gibt billige Raubkopien von HIV-Blockern, die in Brasilien und Indien hergestellt werden. In Südafrika wollte man mit den Raubkopien die Katastrophe eindämmen. Doch im Frühjahr schloss sich eine Reihe multinationaler Arzneimittelunternehmen zusammen und verklagte den Staat Südafrika, weil er die Raubkopien einsetzen wollte.«
    »Genau«, sagte Chavez. »So war es. Sie zogen schließlich ihre Klage zurück. Die Geldgier war ein bisschen zu deutlich. Es war dann in Ordnung, dass Südafrika die billigeren Raubkopien einsetzte. Aber man versprach, sich an die Patentgesetze zu halten.«
    »Es war wohl ein halber Erfolg«, sagte Sara. »Auch die Blocker sind recht teuer bei so vielen HIV-Infizierten. Am besten wäre es, wenn man die Medizin selbst herstellen könnte und sie nicht aus Brasilien und Indien importieren müsste. Das wäre die Rettung für das südafrikanische Volk. Eine eigene geheime Raubfabrik.«
    »Winston Modisane«, sagte Gunnar Nyberg langsam, »war bei Dazimus Pharma, um die Formel ihrer HIV-Blocker zu klauen. Er war nachts allein in den Räumen. Langsam aber sicher fand er heraus, wie er in die geheimsten Winkel ihrer Rechner eindringen konnte. Und am Ende war er erfolgreich.«
    »Aber er wurde entdeckt«, sagte Sara. »Er wurde entdeckt und hingerichtet. Vielleicht haben sie ihre Formel zurückbekommen. Aber warum von Dag Lundmark? Warum von einem Polizisten?«
    »Auf eine Weise kommt es mir nicht so wichtig vor«, meinte Jorge. »Sie hätten jeden beliebigen Henker wählen können. Die wahren Mörder heißen Dazimus Pharma. Der Sklavenhändler Carl-Ivar Skarlander erweist sich ebenfalls als Mörder. Aber warum hat Modisane ausgerechnet Dazimus Pharma ausgesucht? Hat es mit ihrem HIV-Blocker etwas Besonderes auf sich? Oder hätte man auch jede andere Firma

Weitere Kostenlose Bücher