Rosenrot
trat zu Norlander und legte den Arm um seine Schultern. »Man macht so einiges durch mit Kindern«, sagte er.
»Aber wirklich«, sagte Viggo Norlander. »Da macht es richtig Freude, zu seinen überfahrenen Einbrechern zurückzukommen.«
Arto Söderstedt nickte. Er ging zu seinem Platz und hängte den dicken Tweedsakko auf einen Bügel. Dann schielte er zu Norlander hinüber. »Überfahrene Einbrecher?«
»In der Nacht zu gestern wurde Björn Hagman von einem Wagen vollständig platt gemacht; der Fahrer beging anschließend Fahrerflucht. In der kleinen Grindsgata bei Skänegläntan.«
»Ist er tot?«
»Er hatte einen Schutzengel. Die Nähe zum Söder-Krankenhaus scheint ihm das Leben gerettet zu haben. Jeder Knochen in seinem Körper ist gebrochen, aber sein Kopf ist heil geblieben. Ich habe mit ihm gesprochen. Wenn man es so nennen kann. Seine Grunzlaute gedeutet.«
»Au Backe«, stieß Arto Söderstedt hervor. »Unser Mann auf der Flucht, überfahren von einem, der anschließend Fahrerflucht begeht. Konnte er sagen, wer es war?«
»Nein. Aber es war eher kein Unfall. Niemand fährt so schnell in der Grindsgata. Es ist kaum möglich. Er hat jedoch noch einiges andere Interessante erzählt.«
»Wie?«
»Wie dass jemand angerufen und ihm den Tipp gegeben habe mit Ragnarssons Wohnung. Gesagt habe, es sei die letzte Chance, dann würde der Wohnungsinhaber nach Hause kommen. Deshalb hat er sich auf den Weg gemacht in die Wollmar Yxkullsgata. Trotz seiner Erkältung.«
Söderstedt betrachtete seinen scheinbar trägen Kollegen. »Ein Tipp also?«
»Jemand wollte unbedingt, dass Ragnarsson in der Nacht gefunden wurde – nachdem er seit zwei Wochen tot war. Was wolltest du sagen mit privater Nervenklinik?«
»Warte ein bisschen«, sagte Söderstedt nachdenklich und setzte sich auf seine Hälfte des gerecht zweigeteilten Schreibtischs. »Warum hat Hagman nichts davon erzählt, dass jemand ihm einen Tipp gegeben hatte? Zumal es sich um einen miesen Trick handelte? Er landete bei einer verwesten Leiche und wurde geschnappt. Er hatte wenig Grund, den Tippgeber zu schützen.«
»Er wollte uns nichts sagen, solange er nichts dabei gewinnen konnte. Er gehört trotz allem der Unterwelt an.«
»Der Schlupflochmann«, lachte Arto Söderstedt. »Er verdeckte ein Schlupfloch mit einem Schlupfloch. Er hat uns den Selbstmordbrief gezeigt; wir haben das für ein Schlupfloch gehalten. Aber sein richtiges Schlupfloch war, uns abzuhauen, während wir von dem Gestank überwältigt waren. Stell dir vor, dass er noch ein Schlupfloch im Jackenärmel hatte. Wenn es nicht geklappt hätte, würde er uns den telefonischen Tipp angeboten haben.«
»Es war ja reiner Zufall, dass Hagman aufgeflogen ist«, sagte Viggo Norlander. »Weil er in einer Kneipe, in der zufällig zwei Polizisten waren, Leichengestank verbreitete, ohne es selbst zu wissen. Da kommen allerlei Zufälle zusammen. Wenn es Sinn und Zweck der Sache gewesen wäre, die Leiche entdecken zu lassen, wäre es sicherer gewesen, sich direkt an die Polizei zu wenden.«
»Das Risiko, dabei geschnappt zu werden, ist wesentlich höher«, sagte Arto Söderstedt. »Und wäre Hagman nicht erkältet gewesen, hätte er den Leichengestank gerochen, sobald er die Tür geöffnet hätte. Wahrscheinlich wäre er sofort abgehauen und hätte die Tür offen stehen lassen. Dann wäre die Leiche ziemlich schnell entdeckt worden. Und Hagman wäre frei gewesen und hätte den Tippgeber nicht verpfeifen können. Jetzt wurde Hagman aber gefasst – das war nicht vorgesehen. Es zeigte sich, dass er nicht gesungen hat, sondern geflohen ist. Aber er war ja immer noch im Besitz der Information. Das sicherste war, ihn zu beseitigen. Ihn zu überfahren, zum Beispiel.«
»Es war also jemand, der Björn Hagmans lichtscheues Gewerbe ziemlich gut kannte. Er hatte Zugang zu seiner supergeheimen Telefonnummer, und er wusste, dass er ihn in dieser Nacht in der Grindsgata treffen würde. Voll ausgelastet mit neuen Einbrüchen.«
»Die grundlegende Frage ist: Warum war es wichtig, dass Ola Ragnarssons Leiche entdeckt wurde? Und warum gerade zu diesem Zeitpunkt?«
»Das einzige, was ich mir vorstellen kann, ist der Brief«, sagte Viggo Norlander. »Der Brief, der einen internationalen Serienmörder entlarvt.«
»Der eher ein psychisches Wrack war«, sagte Arto Söderstedt. »Um auf mein eingangs genanntes Stichwort zurückzukommen. Private Nervenklinik.«
»Ja, das ist ein bisschen rätselhaft.«
»Mein Besuch
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