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Rosenschmerz (German Edition)

Rosenschmerz (German Edition)

Titel: Rosenschmerz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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dürfen keine Fehler machen. Wir auch
nicht. Im Übrigen: Danke, dass Sie sich für uns entschieden haben. Auch im
Namen des Präsidenten.«
    Ohne sich umzudrehen, hob Ottakring gelassen den rechten Arm. Was
sollte er dazu sagen?
    Sein Hund stand schwanzwedelnd und quietschend hinter dem Tresen der
Pförtnerloge. Huawa, der Portier, telefonierte. Mit der freien Hand winkte er
Ottakring zu.
    »Ois klar«, sagte er, als er geendet hatte. »Sie san ja der neue K1ler. Ein
berühmter Mann. Übrigens hab i nachgfragt wegen Eahna Hund. Mei Chef hat nix
dagegen, wenn i eahm öfters in Verwahrung nehm. Des is ja a kreizbraver Hund,
der Herr Huber. Gell, Herr Huber? Der wird meiner Frau scho daugn.«
    Die beiden waren ein Herz und eine Seele. Ottakring fiel ein Stein
vom Herzen. Als er das Haus verließ, war es einundzwanzig nach neun.
    Sein Mobiltelefon vollführte den üblichen Tanz.
    Lola?
    »Hey Boss, ich brauch mehr Geld«, flötete eine unverschämt
beschwingte Stimme.
    Chili.
    Ottakring war überhaupt nicht in der Stimmung, sich mit irgendeinem
ausgelassenen, heiteren Wesen zu befassen. Auch nicht mit Chili. Er fühlte sich
wie ein Bub, der sich gerade in der Einschulungsphase befand.
    »Was hältst du von dem …?« Chili wurde ernst.
    »Hey, spuck doch mal das Teil in deinem Mund aus«, unterbrach
Ottakring. Er konnte sie nur schwer verstehen. Ständig musste sie auf einer
Schote herumkauen.
    T-pffff. »… von dem Kirchbichler-Tod? Von deinem Schulfreund?
Was ist da passiert?«
    »Du warst doch bei Dr. Vach. Was sagt er?«
    »Na ja. Er kann sich überhaupt nicht erklären, dass der nach einem
Saunabesuch einfach tot liegen bleibt. Deswegen auch der Eintrag im
Totenschein.«
    »Weswegen ihr einen Gerichtsbeschluss für eine Sektion erwirkt habt.
Schon mal nachgefragt, liebe Chili, wie lang die in der Frauenlobstraße für ein
Obduktionsergebnis brauchen?«
    Er hörte ein Schmatzen. Dann ein Kichern. Wahrscheinlich war sie von
ihren Hülsenfrüchten ebenso abhängig wie er früher von der Marke Rothändle.
Vergeblich griff er in die Jackentasche.
    »Wenn eine Anforderung aus der Weltstadt München Bundesliga ist,
sind wir hier in der Provinz für die grad mal noch Bezirksliga«, sagte sie.
»Für uns Bezirksligisten kann das zehn Tage dauern, wenn wir Glück haben, aber
auch zweieinhalb Wochen. In keinem Fall weniger.«
    »Hallo, hab ich jetzt die Rechtsmedizin? Ja? Bitte
verbinden Sie mich mit dem Leiter.«
    »Ja, da könnt ja jeder kommen. Der Herr Professor …«
    Genau diese Antwort hatte Ottakring erwartet. Es war zum
Haareausraufen. »Sagen Sie ihm meinen Namen. O-tta-kring. Dann wird er …«
    »Ja, Herr Ottakring! Warum sagen S’ des net glei? Wie geht’s Ihnen
denn …?«
    Wenig später rief der Leiter zurück. »Kirchbichler? Ja, der liegt
hier. Ganz ruhig liegt er da. Keine äußerlich nachweisbare, anatomische
Todesursache. Aufgemacht haben wir ihn noch nicht, da haben wir erst noch ein
paar üppiger zugerichtete Gestalten rumflacken.«
    »Ja, Himmelherrgott, hat denn keiner …« Ottakring musste sich
sehr zusammenreißen, um nicht gleich wieder aus der Haut zu fahren.
    »Nein, keiner hat uns gesagt, dass es so pressiert.«
    Es folgten die üblichen Beteuerungen. Jedenfalls bekam Ottakring den
Professor letztendlich dazu, wenigstens eine toxikologische Untersuchung
vorzuziehen.
    »Okay, ein Tox-Gutachten. Mein letztes Wort. Aber nur weil Sie’s
sind.«
    Ottakring sah den Pathologen bildhaft vor sich. Gepflegtes
Silberhaar, randlose Brille. Grinsend stand er da in seinem weißen Mantel.
    »Wenn ich mir das vorstelle. Der berühmte Mordler Joe Ottakring müht
sich draußen in der Provinz ab … hahahaaa … aber wenigstens haben Sie
jetzt schon mal einen Fall – schaumermal, ob Sie wirklich einen
haben …«
    Polizisten wollen wissen. Sie üben sich nicht so gern in
reinem Glauben. Gleichzeitig sind sie darauf geeicht, dass sich sowohl in der
Zukunft alles ereignen kann als auch in der Vergangenheit alles geschehen sein
kann. Ottakrings feste Ansicht.
    Er trauerte nicht um Niki Kirchbichler. Dafür hatten sie beide zu
wenig gemeinsam gehabt. Dafür waren sie sich auch zu fremd gewesen. Dennoch war
es ein Riesenunterschied, ob ein Mensch, den man kennt, Hals über Kopf seine
Zelte abbricht und nach Südamerika zieht oder ob er plötzlich tot ist. Und
genau das wollte Ottakring nicht in den Kopf. Dass sein gleichaltriger
Schulfreund auf einmal tot war. Etwas musste geschehen sein. Mit

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