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Rosenschmerz (German Edition)

Rosenschmerz (German Edition)

Titel: Rosenschmerz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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riechen.
Specht, der nicht merkte, dass Ottakring den Kopf auch bei ihm durch die Tür
streckte, saß in aufrechter Haltung und mit blassem Gesicht hinter seinem
Schreibtisch. Die Kiefer mahlten, seine Hand hielt einen Stift umklammert wie einen
Dolch. Hatte es wieder einen Zusammenstoß mit ihm gegeben? Ottakring hätte gern
Chili gefragt. Doch Chilis Zimmer war leer.
    Als Ottakring in sein Büro ging, ließ auch er die Tür geöffnet. Zum
x-ten Mal prüfte er das Display seines Handys. Wann rief die Rechtsmedizin
endlich an? Wahrscheinlich erwartete er zu viel vom Professor. Er wusste
schließlich, dass die Münchener Pathologie chronisch unterbesetzt war und mit
Anfragen und Aufträgen ständig zugeschüttet wurde.
    Seine Fenster führten zum Hof. Gegenüber wurde fieberhaft am
Vergrößerungsbau gewerkelt. Rosenheim würde nach der Polizeireform Sitz des
Polizeipräsidiums Oberbayern Süd werden.
    »Hallo?«, ertönte eine zarte Stimme hinter ihm.
    Er wandte sich zur Tür.
    »Ich hab am Türrahmen geklopft«, sagte Eva M. und hob
entschuldigend die Hand.
    Was ist denn in die gefahren, dachte Ottakring. Vorhin noch kühn wie
ein Apachenkrieger und nun eine unterwürfige Squaw.
    »Was gibt’s?«, fragte er abwesend. Er hatte anderes im Kopf als der
Laune einer Praktikantin zu folgen. »Muss das jetzt sein? Ich hab zu tun.«
    »Sie wollten mich heute Nachmittag sehen. Schon vergessen, Herr
Kriminalrat?« Sie zog einen Schmollmund. Die Augen blitzten in ihrem fein
geschnittenen Gesicht. »Es ist wegen Frau Herrenhaus. Wegen dem Geschenk für
sie …«
    Das Telefon läutete unbarmherzig. Er war genervt, versuchte es zu
ignorieren. Zu guter Letzt ging er doch ran. Er riss den Hörer mit einem Ruck
an sich.
    »Habedere, Herr Kriminalrat. Der Huawa hier. Der Herr Huber …«
    Der Pförtner. Ottakring stellte fest, dass seine Nerven flatterten.
Er räusperte sich großspurig.
    »I glaub, der soi amoi raus«, sagte Huawa. »Soll i raus mit
eahm?«
    Wenn der Hund rausmusste, dann musste er raus. Ottakring hatte Mühe,
nicht laut zu werden. Doch was wäre, wenn der Mann mit dem Hund unterwegs war,
und eine Horde serbisch-mazedonischer Krimineller stürmte das unbewachte
Gebäude? Dann hätte er, Ottakring, dafür die Lücke geschaffen.
    »Ich kenne Ihre Vorschriften nicht«, sagte er ausweichend. »Handeln
Sie nach Vorschrift. Oder soll ich etwa den Polizeipräsidenten deswegen
anrufen?«
    Als er aufgelegt hatte, fühlte er sich mies. Was konnte der gute
Huawa dafür, dass er, Ottakring, nervlich angeschlagen war?
    Wie aus dem Nichts stand Eva M. wieder in der Tür und himmelte
Ottakring an. »Ich bin’s nur wieder. Wegen dem Geschenk für Frau Herrenhaus.
Ich hätte da eine Idee. Wissen Sie, ich hab mir gedacht …«
    Eine Hand, groß wie ein Schaufelbagger, schob Eva M. zur Seite.
    Eva M. wurde kreidebleich. »Oh Mann«, sagte sie. Es war
mehr ein Seufzer.
    Kevin Specht. Sein Gesicht war gerötet und sein Atem ging schwer. Er
trat unaufgefordert ins Zimmer und zog die Tür hinter sich zu.
    »Ich hab einen Anruf aus München gehabt«, sagte er bedrohlich leise.
»Der kam aus Versehen bei mir an. Eine Frau. Redakteurin oder so was. Die
wollte Sie sprechen. Ich wollt sie vom Huber verbinden lassen. Aber der war
nicht an seinem Platz, weiß der Geier warum. Und Sie waren auch belegt. Dann
hab ich eben das Gespräch angenommen.«
    Lola. Das konnte nur Lola gewesen sein. »Und?«, fragte Ottakring.
»Was hat sie gesagt?«
    »Das mit dem Kirchbichler, das sei Mord gewesen, hat sie gesagt.
›Ganz klar Mord‹, hat sie wörtlich gesagt. Und sie will es morgen in ihrer
Zeitung bringen.«
    Also nicht Lola.
    »Und?« Ottakring wippte auf den Zehen vor und zurück, Hände in den
Hosentaschen. Er setzte ein selbstbewusstes Grinsen auf. »Wer war die Frau nun?
Und von welchem Blatt? Und warum sagen Sie mir das? Sie hätten das doch glatt
selbst verwertet, wenn nicht etwas anderes dahinterstecken würde.«
    Spechts Elan verpuffte. »Sie hat aufgelegt«, sagte er
eingeschüchtert. »Oder – das Gespräch wurde unterbrochen.«
    Dann schien er sich wieder auf seine Mission in eigener Sache zu
besinnen. Der feindselige Zug um seinen Mund kehrte zurück. Er wurde laut. »Und
von wem sollen diese Zeitungsfritzen die Nachricht denn haben, hä? Wenn nicht
von Ihnen? Sie haben ja auch vor vier Jahren in dem Chiemsee-Toten-Fall
eindeutig mit den Münchnern zusammengearbeitet. Gegen unseren leider
verstorbenen Chef.«
    Einen halben

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