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Rosenschmerz (German Edition)

Rosenschmerz (German Edition)

Titel: Rosenschmerz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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merkte, wie der Hörer abgenommen wurde. Eine Spur gereizt, wie
sie war, warf sie sich gegen die Tür, nahm Klein-Ferdinand den Hörer aus der
Hand und hielt ihm Katharinas Foto vor die Nase.
    Der Bub duckte sich.
    »Na? Wer?«, sagte sie nur.
    »Catrin«, kam es piepsend.
    »Also!« Chili fuhr herum. »Was soll Ihr Leugnen? Sie kennen diese Frau
doch. Warum lügen Sie, Frau Scholl?«
    Wieder läutete das Telefon. In einiger Entfernung hörte Chili, wie
sich der Anrufbeantworter einschaltete.
    »Diese Frau ist schuld«, sagte Frau Scholl langsam. Kraftlos lehnte
sie sich an die Wand. Erst jetzt bemerkte Chili, dass sie barfuß war. Die Füße
waren klein und weiß, als sei kein Blut mehr in ihnen.
    Frau Scholl holte tief Luft. »Er war ihr völlig verfallen. Und sie
ist schuld, dass mein Wasti tot ist.« Keine Tränen, nur kalkweiß.
    Wenn eine Frau in Oberbayern einen Sebastian liebt und ihn zärtlich
»Wasti« nannte, hatte Chili immer das Bild eines Langhaardackels vor Augen.
    »Diese Catrin hatte den Wasti verhext. Sonst wär der nie gegen einen
Laster gefahren. Er war schon mit so einem Brass aus dem Haus gerannt und
losgeprescht. Eigentlich hatten wir an dem Tag ja zusammen etwas mit dem Buben
vorgehabt. Aber nach dem Streit ist er halt abgehauen.«
    »Nein, das stimmt nicht«, kam es aus Kindermund. »Wegen seine
Tabletten, hast du gesagt.«
    Chili neigte den Kopf zurück und schloss die Augen. Tabletten! Ihr
stockte der Atem. Als sie die Augen wieder öffnete, schwankte der Ausdruck in
den Augen der Frau ihr gegenüber zwischen Verwirrtheit und Angst.
    »Was für Tabletten?«, fragte Chili. Sie betonte jedes Wort.
    Plötzlich war Frau Scholl so munter wie ein Durstiger im Wirtshaus.
»Ach, der Wasti hatte in letzter Zeit immer Kopfweh. An dem Tag haben ihm halt
seine Aspirin gefehlt. Dann ist er mit Kopfweh losgefahren.«
    Klein-Ferdinand stand im Flur, machte einen Schmollmund und ließ die
Flügel hängen. Doch er schwieg. Die Luft zwischen ihm und seiner Mutter hing
voller schwebender Staubteilchen.
    Chili machte sich ihren Reim darauf und bohrte weiter: »Frau Scholl.
Warum ist Katharina schuld, dass Ihr Mann tot ist?«
    Frau Scholl tappte müde zu einem Schränkchen in der Ecke. »Hier hat
er sich immer die Schuhe geputzt, den Fuß auf eine Schublade gestützt. Er
verließ das Haus nie, ohne sich vorher die Schuhe geputzt zu haben. Zum Dienst,
meine ich.«
    Unbarmherzig bohrte Chili nach. »Warum soll die Catrin schuld sein,
dass Ihr Mann tot ist?«
    Die Witwe fuhr hoch. »Ach, verdammt noch mal. Wir haben uns geliebt.
Und da kommt dieses hergelaufene Schlamperl und verdreht meinem Mann den Kopf.
Ihm, der nie eine andere Frau angeschaut hat. Der wusste ja zum Schluss nicht
mehr ein noch aus. Nie hätt’s das gegeben, dass der mich oder den Ferdi da
vernachlässigt hätt.«
    Ihre Miene klarte auf wie der Himmel nach einer Düsternis. »Ferdi«,
sagte sie zärtlich, »geh du doch bitte nach oben in dein Kinderzimmer. Ich hab
mit der Frau noch was zu besprechen.«
    Klein-Ferdinand schnaufte und gehorchte.
    »Gehen wir ins Wohnzimmer«, sagte Frau Scholl. Dort blieb sie stehen
und strich mit der Hand über die geplatzte Oberfläche eines Eichentisches.
»Setzen Sie sich. Bitte.«
    Chili wollte sich nicht setzen. Eine Wolke der Beklemmung hatte sich
ausgebreitet.
    »Wir haben uns geliebt«, begann die Frau. »Heute noch spüre ich,
wenn ich wach im Bett liege, seinen Atem an meinem Nacken. Ich spüre seinen
Arm, den er immer um mich legte, wenn ich verzweifelt war oder wenn Ferdi
verklebt und verschwitzt vom Fußballspielen heimkam.« Sie musste sich setzen.
Ihre Füße gestikulierten die ganze Zeit über mit. »So war das, bis diese Frau
in sein Leben getreten ist. Natürlich hab ich sehr bald gemerkt, wie er sich
mit diesem Flittchen in der Pension traf. Ich hab auch mitgekriegt, wie sich
seine Persönlichkeit zu spalten begann und er zu diesen Tabletten griff. Warten
Sie.« Sie ging hinaus und kam mit einem Röhrchen zurück.
    Chili traute ihren Augen nicht.
    »Haben Sie eigentlich im Dienst nichts mitgekriegt von seinen
Depressionsschüben?«, fragte Frau Scholl.
    Doch Chili war in Gedanken weit weg. Sie blieb diese Antwort
schuldig. Sie hatte ein solches Tablettenröhrchen schon an anderer Stelle gesehen.
Gelbe Hülle mit rotem Kreis.
    Wieder Fluopram. Wieder die Verbindung zu Katharina Silbernagl.
    Als Chili wenige Minuten später das Haus verließ, griff sie als
Erstes zum Handy.
    *
    Ottakring stellte

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