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Rosentod: Thriller (German Edition)

Rosentod: Thriller (German Edition)

Titel: Rosentod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Peter Vertacnik
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Temperaturen sinken unter null. Aus der warmen Stube hinaus ins Freie zu gehen, ist jetzt eine Überwindung.
    Ein Riesenparkplatz, umringt von geduckten, lang gestreckten Gebäuden. Vögele, Drogeriemarkt, New Yorker, Lidl, Cineplexx.
    Das Transparent mit dem Hinweis auf das Moonlight über der Niedermeyer-Filiale ist ein unnötiger Wegweiser. Die Chefinspektorin braucht bloß den vielen Stammgästen zu folgen.
    Ulla weiß, wie gut ihr schwarzes Leder steht, und ihr Gang ist entsprechend diesem Wissen. Der Wind peitscht ihr das Haar ins Gesicht, als sie um die Ecke biegt. Vor dem beliebtesten Tanztempel der Stadt lungert eine Gruppe Burschen mit zwei Mädchen.
    „Bist du sicher, dass du da hineinwillst, Alte?“, grinst ein schwarzhaariger Junge in Lederkluft und rempelt Ulla an. Ein Tritt gegen sein Standbein, verbunden mit einem Schulterwurf, und schon liegt er am Boden.
    „Ich habe dich nicht verstanden, Kleiner“, ätzt die Polizistin und berührt mit ihrer Stiefelspitze seinen Hals. „Wahrscheinlich ist das Hörgerät wieder mal im Eimer. Was sagtest du?“
    „Nichts“, murmelt der Bursche verschreckt. „Gar nichts.“
    „Na, dann ist ja alles bestens.“
    Im Lokal ist es höllisch laut. Im allgemeinen Geschiebe und Gedränge lässt sich Ulla bis an die Theke spülen. Dahinter endlich einmal ein interessantes Gesicht. Natürlich weiblich.
    „Hast du einen Drink für mich?“, fragt die Chefinspektorin.
    „Aber ja“, lächelt die rothaarige Barfrau, mustert Ullas Lederhose, ihre enggeschnittene Lederjacke mit Gürtel und das rote Sweatshirt. Sie zieht einen dicken Schmollmund. „Geile Kluft. Ein Outfit wie von einem anderen Stern. Da steh ich drauf. Was willst du haben?“
    „Einen Mojito.“
    „Augenblick.“
    Keine drei Minuten später hat sie den Drink. „Kennst du das Mädchen?“, erkundigt sie sich bei der Rothaarigen und hält ihr Elkes Bild unter die Nase. Die Barfrau stutzt.
    „Ist mir jetzt nicht direkt ein Begriff. Aber ich bin noch nicht so lange hier.“
    „Die Kleine verkehrt in eurem Schuppen. Ist spurlos verschwunden.“
    „Ach, du meine Scheiße. Theo!“
    Ein italienisch aussehender Typ in Jeans und grünem Hemd wieselt aus einem kleinen Nebenraum.
    „Kennst du die? Soll öfter hier sein.“
    „Moment.“ Sorgfältig betrachtet der Kellner das Foto und überlegt. „Elke heißt die“, gibt er bereitwillig Auskunft. „Sehr begehrte Frau.“
    „Und ist dir in diesem Zusammenhang etwas aufgefallen?“
    „Außer, dass alle hinter ihr her sind? Nein.“
    „War sie in der Nacht von Freitag auf Samstag auch da?“
    „Letztes Wochenende? Doch. Ich glaube schon.“
    „In Begleitung?“
    Er überlegt. „Solo. Ein paar Jungs tanzten mit ihr, aber soweit ich mich erinnern kann, stand sie am Ende ganz allein an der Theke. Ungefähr da, wo du jetzt stehst.“
    „Kannst du mir sagen, wann sie ging?“
    „Nach zwei, denke ich. Sie telefonierte. Dann war sie plötzlich weg.“
    „Ist ihr jemand gefolgt?“
    „Keine Ahnung. Aufgefallen ist mir jedenfalls nichts.“
    Ulla bedankt sich. Dann streift sie durch die Disco und zeigt jedem Elkes Konterfei. Zwei Mädchen behaupten, die Verschollene flüchtig zu kennen. Ein paar Typen erzählen, sie hätten schon einmal mit ihr getanzt. Mehr ist aus ihnen aber nicht herauszuholen.
    Ulla nippt gerade an ihrem zweiten Mojito, als der Strohblonde in ihr Blickfeld gerät. Ungefähr 30. Seine Ohren sind möglicherweise etwas groß geraten und die Nase ist um eine Spur zu weit nach oben gebogen, aber der schmale Kinnbart steht ihm ganz gut und seine hellen Hosen, das hellgraue Hemd und das blaue Sakko verleihen ihm einen Anflug sportlicher Eleganz.
    „Was guckst du so?“, fährt sie ihn an.
    „Ich? Wieso?“
    „Du glotzt mich an“, beharrt Ulla. „Die ganze Zeit schon. Hat das was zu bedeuten?“
    „Du spinnst ja“, bellt der Blonde. Dann haut er ab, als sei der Teufel hinter ihm her.
    Fluchend wirft Ulla eine Zehneuronote auf die Theke und saust ihm nach. Eine Zeit lang schafft sie es sogar, den Kerl nicht aus den Augen zu verlieren, aber dann rennen sie zwei Blödmänner über den Haufen. Bis sie vom Boden wieder hochkommt und ins Freie gelaufen ist, ist der Blondschopf über alle Berge.
    „Scheiße.“ Mürrisch klopft sich die Kriminalbeamtin den Schmutz vom Leder und sucht den ganzen Parkplatz ab. An der Hauswand steht ein weißer Mercedes mit einem unbeleuchteten Taxischild. Offensichtlich unbesetzt. Vom Blonden fehlt jede Spur.

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