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Rosentraeume

Titel: Rosentraeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virgina Henley
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das für ein wundervolles Material?« fragte Joan neugierig.
    »Es hat meiner Mutter gehört und ist ein Nachtgewand«, sagte Brianna in der Hoffnung, nicht rot zu werden.
    »Wie hübsch«, sagte Joan und befühlte die zarte Spitze. »Das war ihr Zimmer, nicht wahr? Hast du noch mehr von ihren Sachen?«
    »Ja, eine ganze Truhe voll.«
    »Oh, dürfen wir sie uns ansehen?« bat Joan.
    »Natürlich.« Brianna kniete vor der schweren Truhe und hob den Deckel. Die anderen ließen sich neben ihr nieder, und sie holten die Kleidungsstücke eines nach dem anderen heraus.
    »Sieh dir einmal die herrliche Farbe von dieser Robe an!« rief Joan. »Wie würdest du sie nennen?«
    »Aquamarin?« schlug Adele vor.
    »Türkis?« sagte Glynis.
    »Pfauenblau«, entschied Brianna.
    »O ja, Pfauenblau«, stimmte Joan ihr zu. »Aber sie ist nach der letzten französischen Mode gearbeitet, mit einem engen Mieder und einem weiten Rock, wie kann das möglich sein?«
    Brianna zuckte mit den Schultern. »Wenn es um Mode geht, dann gibt es überhaupt nichts Neues. Hänge deine Kleider nur lange genug weg, dann sind sie wieder in Mode.«
    »Brianna, das mußt du heute abend anziehen. Denk doch nur, wie gut dein mit Smaragden besetzter Gürtel dazu passen wird!«
    Brianna zögerte. Wie konnte sie so in die Halle gehen und Hawksblood gegenübertreten? Doch dann meldete sich ihr Verstand wieder. Die Episode der letzten Nacht war nur ein phantastischer Traum gewesen. Sie mußte ihn aus ihren Gedanken verbannen. Das Kleid würde ihr Selbstvertrauen stärken. Ihre Mutter war Gräfin gewesen und hatte mit der Haltung einer Königin über das Schloß geherrscht. Heute abend würde sie die ihr zustehende Stellung einnehmen.
    »Glynis, komm und hilf mir, ein Gewand zu finden, das mich nicht zum Mauerblümchen macht«, drängte Joan, und die beiden gingen in ihr Zimmer.
    »Möchtest du, daß ich dir beim Ankleiden helfe?«
    »Nein, Adele, geh nur und kümmere dich um deine eigene Garderobe. Vielleicht kannst du mir später mein Haar hochstecken, wenn du noch Zeit hast.«
    Als Brianna sich dann in dem ovalen Spiegel betrachtete, zogen sich ihre Mundwinkel in einem zufriedenen Lächeln hoch. Sie wußte, daß sie noch nie schöner ausgesehen und sich auch noch nie so lebendig gefühlt hatte. Die Vorfreude, Christian in der Halle zu sehen, machte sie ganz atemlos. Sie wußte mit einem Wissen, das so alt war wie Eva, daß sie unausweichlich Zusammenkommen mußten.
    Vom Schicksal bestimmt.
    In inniger Vereinigung!
    Mit dem pfauenblauen Kleid ihrer Mutter auf dem Leibe, änderte sich Briannas Wahrnehmungsvermögen vollkommen. Was bis jetzt in weiter Ferne gelegen hatte, war plötzlich ganz nah. Wovor sie sich gefürchtet hatte, das sehnte sie jetzt herbei. Was unmöglich gewesen schien, war jetzt in greifbare Nähe gerückt. Wie einfach war es doch, die Ausflüchte von der Wahrheit zu trennen. Sie hatte die Gleichgültigkeit nur vorgetäuscht. Wenigstens gab sie jetzt zu, daß auch sie all die Symptome der Liebe fühlte, die Joan beschrieben hatte, vielleicht sogar noch mehr. Konnte sie es zulassen, daß ihre Freundin mehr Frau war als sie selbst?
    Christian Hawksblood interessierte sich für Bedford, weil er sich sehr viel aus ihr machte. Er hatte ihr zu verstehen gegeben, daß er eindringlich nach ihr verlangte. Auch mit seiner Absicht hatte er nicht hinterm Berg gehalten, sie als seine Lady zu beanspruchen. Sie entschloß sich, das Glück, das ihr geboten wurde, zu ergreifen. Ehe sie Robert heiratete, ehe sie vielleicht in ihr Unglück rannte, würde sie das Entzücken kennenlernen, in den Armen des Mannes, den sie zu lieben begonnen hatte. Niemand konnte ihr ihre Gefühle nehmen!
    Wie einfach es auf einmal war, Phantasie und Wirklichkeit zu trennen. Die letzte Nacht war ein Traum gewesen. Die heutige Nacht gehörte der Wirklichkeit. Sie würden Zusammensein, zueinander getrieben von ihrem Verlangen und ihrer Sehnsucht. In diesem pfauenblauen Kleid hatte sie die Macht zu erkennen,
    daß sie ihn schon lange zuvor erwählt hatte, am Beginn der
    Zeit!
    Als die Damen die große Halle betraten, lief ihnen als erster Hawksblood über den Weg. Brianna lächelte ihn an. »Guten Abend, mein Lord.« Die Betonung lag unüberhörbar auf dem Wort »mein«!

18
    Es war, als würde die ganze Welt und alle Menschen für einen langen Augenblick vom Universum verschluckt, während das Paar einander mit den Augen liebkoste. Schließlich reichte Brianna Hawksblood die Hand, und

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