Rosentraeume
den letzten achtzehn Stunden wildes Schnauben und auskeilende Hufe beruhigt hatte, warf ihm einen verächtlichen Blick zu. »Wir haben uns um dreitausend Pferde gekümmert, und du wirst nicht einmal mit zwei Frauen fertig?«
»Mit dreien, und ich garantiere dir, sie richten mehr Schaden an als dreitausend Pferde!«
»Drei Frauen?« fragte Hawksblood. Dann schlug er sich mit der Hand an die Stirn. »Wie dumm von mir! Ich habe Lisette St. Lö vergessen.«
Warrick betrachtete seinen Sohn mit hochgezogenen Augenbrauen. »Ich nehme an, dieses französische Mädchen, das du gegen ein Lösegeld freilassen willst, ist wohl eher deine Geliebte als deine Gefangene?«
»Zum Teufel, nein! Niemals ist sie meine Geliebte gewesen. Himmel, und wäre es nur ein einziger Fehltritt gewesen, müßte ich jetzt für den Rest meines Lebens dafür bezahlen!« Er sah Warrick nachdenklich an. »Könntest du die St. Lös unterbringen, bis wir das Lösegeld haben?«
»Ich nehme an, das wäre wohl besser so, wenn du in deinem Leben noch eine friedliche Nacht verbringen willst«, meinte Warrick und grinste.
Die vier Männer machten sich auf zu dem zweistöckigen weißen Palast, der im Licht des Mondes leuchtete. Warrick löste sich aus der Gruppe, um sein eigenes Haus zu betreten. »Wir kommen gleich«, rief ihm Christian nach.
Als er das Tor in der hohen Mauer öffnete, die das Grundstück umgab, fragte er: »Hat meine Lady sich sehr aufgeregt?«
»Sie gleicht dem entfesselten Höllenfeuer, würde ich sagen. Man kann nicht zwei Frauen, mit denen man geschlafen hat, unter ein- und demselben Dach unterbringen«, erklärte Paddy dann, als sei Christian ein unerfahrener Junge.
»In Arabien kann man das«, mischte sich Ali ein. »Es ist nichts Außergewöhnliches, vier Frauen und auch noch einige Konkubinen gleichzeitig zu beherbergen.«
»Bringe das einmal Lady Brianna bei«, meinte Paddy ironisch.
»Wo hast du die Baronesse versteckt?«
»Ich habe sie in das Zimmer ihres Bruders geschafft und ihm mit Kastration gedroht, wenn er sie nicht unter Kontrolle hält«, versetzte Paddy.
»Bring sie nach nebenan, zu Warrick«, befahl Hawksblood.
Christian Hawksblood sah sich das große Schlafzimmer an, um festzustellen, ob alles bereit war für seine Frau. Er nickte zufrieden. Paddy hatte die Diener gut angeleitet. In dem Raum herrschte Weiß vor mit einem Hauch von Gold. Das Bett war niedrig und sehr breit, bedeckt mit schneeweißen Leinenlaken, dazu Polster und Kissen, die in goldener Stickerei die Initialen C und B aufwiesen. Durchsichtige Seide hing von der Decke bis zum Boden um das Bett herum.
Die perlfarbenen Fensterläden waren geöffnet und machten den Balkon zur Fortsetzung des großen, luftigen Zimmers. Ein großer Schrank mit Spiegeltüren bedeckte eine ganze Wand. Der Fußboden aus Carrara-Marmor hatte goldene Adern und sorgte dafür, daß der Raum auch in der heißesten Nacht kühl blieb.
In einer Ecke führten Marmorstufen nach unten zu einem rechteckigen Badebecken, das die ganze Breite der Terrasse einnahm. An die gegenüberliegende Seite des Beckens schloß sich ein abgetrennter Garten an. Daneben sprudelte aus einem mit türkisfarbenen Kacheln verkleideten Springbrunnen eine silberne Fontäne zehn Fuß hoch in die Luft. Das ganze Haus wurde erhellt von großen, parfümierten Kerzen in runden Glaskugeln. Die Wirkung war geheimnisvoll und unvorstellbar romantisch.
Christian Hawksblood hingegen sah alles andere als romantisch aus. Seine Kleidung starrte vor Schmutz und Schweiß und Blut von der Arbeit der letzten achtzehn Stunden; überdies roch er nach Pferd. Er sehnte sich nach einem Bad, aber er wollte verdammt sein, wenn er allein badete, wo endlich Brianna hier in diesem verzauberten Palast weilte, den er für sie eingerichtet hatte.
Er schob die Müdigkeit beiseite und auch allen Ärger. Dann durchbohrte er Paddy mit seinem Blick. »Wo hält sich meine Gemahlin auf?«
Sein Knappe sagte ihm, wo er seine Frau finden konnte, und murmelte dann: »Ich sage gute Nacht, denn ich kann den Anblick von Blut nicht vertragen.«
Hawksblood stieg die gewundene Treppe hinauf und blieb vor der fraglichen Tür stehen. Mit ruhiger und doch bestimmter Stimme sagte er: »Brianna, ich heiße dich in deinem neuen Zuhause willkommen. Ich erwarte von dir, daß du mich als deinen Lord begrüßt. Ich brauche ein Bad, etwas zu essen und ein Bett, in dieser Reihenfolge. Komm jetzt zu mir.«
Brianna, die sicher verbarrikadiert war und den
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