Rosenwahn
beenden.
»Telefon?«, fragte Koray.
»Wie? Ach so, steht da eine Telefonnummer? Ja, natürlich, das wäre auch gut.«
Schnell griff er nach einem Blatt Papier und notierte, was Koray ihm sagte.
»Was will die Polizei überhaupt von meiner Mutter? Oder ist das privat?«
»Keine Angst – sie hat nichts verbrochen. Sollte sie zu Hause auftauchen, soll sie mich bitte gleich auf meinem Handy anrufen. Danke dir für die Hilfe und tschüss!«, sagte Angermüller schnell und legte auf, denn er wollte den Jungen nicht mit seinen unbewiesenen Mutmaßungen beunruhigen. Er wählte die Nummer der Kundin in Bliestorf, die sofort am Apparat war.
»Ich versteh nicht, wo Frau Derin bleibt! Dabei hat sie doch vorhin angerufen und gesagt, in zehn Minuten ist sie hier!«, jammerte Frau Trede.
»Und wie lange ist das her?«
»Schon mehr als eine halbe Stunde«, beschwerte sich die Kundin in vorwurfsvollem Tonfall. »Um halb acht kommen meine Gäste und das Büffet ist noch nicht da. Was soll ich denn bloß machen?«
Der Kommissar bedankte sich für die Auskunft, konnte Frau Trede aber auch keinen Rat geben.
»Bist du noch da, Claus?«, rief er über die Schulter durch die offen stehende Bürotür in den Flur. Sogleich erschien Jansen wieder im Büro. Er machte ein verwundertes Gesicht.
»Ja. Warum?«
»Ich vermute, dass da jemand leichtsinnigerweise im Alleingang versucht, unseren Rosenmörder zu jagen und jetzt in einer bedrohlichen Situation gelandet ist. Wenn ich mich irren sollte, dann tut’s mir leid, dich von deinem Grillabend abzuhalten.«
»Ist doch kein Problem«, grinste Jansen bei diesen Worten. Sie holten ihre Dienstwaffen aus dem Schrank.
»Die Details erzähl ich dir auf dem Weg.«
Angermüller hatte das Gefühl, seinem Kollegen mit diesem Einsatz nach Feierabend einen echten Dienst zu erweisen. Mit zufriedener Miene unterrichtete Jansen umgehend seine Freundin per SMS, dass er dienstlich verhindert sei und es spät werden könnte.
»Damit muss man eben immer rechnen bei unserem Job, oder? Und wenn Vanessa damit ein Problem hat …«, meinte er achselzuckend und steckte sein Handy weg. Sie nahmen den Fahrstuhl und eilten dann zum als ›Käfig‹ bezeichneten Mittelgeschoss des Parkhauses, wo die Dienstwagen bereitstanden. Voller Tatendrang sprang Jansen in den Passat. Kaum hatte Angermüller die Beifahrertür geschlossen, lenkte er auch schon rasant in Richtung Ausfahrt. Bald ließen sie Lübeck auf der Kronsforder Allee in Richtung Südwesten hinter sich.
»Und du glaubst also, deine Nachbarin könnte dem Typen auf die Spur gekommen sein, weil sie nach ihrer Mitarbeiterin sucht, die wiederum nach dieser Selma gesucht hat, die vor einem Jahr verschwunden ist«, rekapitulierte Jansen, was ihm sein Kollege soeben berichtet hatte. »Na ja«, machte er dann auf seine unnachahmlich skeptische Art. »Wie soll sie denn darauf gekommen sein?«
»Ich hab dir ja gesagt, das ist nur eine Vermutung, so ein Bauchgefühl.«
»Bist ja für bekannt«, meinte Jansen und klopfte seinem Beifahrer mit der flachen Hand auf den leicht gewölbten Bauch. Angermüller achtete gar nicht darauf.
»Aber ich denke, ich liege nicht falsch. Derya weiß, genau wie wir, dass die beiden toten Mädchen in der Beratungsstelle waren. Vielleicht ist auch sie inzwischen drauf gekommen, dass Selma Altül dort gewesen ist und dass Gül das gewusst hat. Und dann hat sie irgendeinen Zusammenhang früher als wir herausgefunden.«
»Tscha, kann sein, kann aber auch nich sein«, meinte Jansen gleichmütig und fragte dann neugierig: »Sach ma, diese Derya, ist das eigentlich ’ne Bekannte von dir?«
»Ach, Derya ist eine Nachbarin von Steffen. Und wo ich jetzt da wohne, hab ich sie halt kennengelernt.«
»Ah ja.«
»Aber als ich vorhin gehört habe, dass Gül von jemandem mit einem Auto abgeholt wurde, auf dem eine Rose aufgemalt ist, das hat mich schon hellhörig gemacht«, argumentierte Angermüller weiter. »Und geklingelt hat’s dann bei mir, als dieser Anruf von Derya kam, oder besser der Versuch, mich anzurufen. Das ist doch wirklich eigenartig, oder? Außerdem ist sie auch bei ihrer Kundin nicht zur angekündigten Zeit aufgetaucht. Jetzt probier ich immer wieder, sie zu erreichen, aber ihr Handy ist ausgeschaltet.«
»Ist schon komisch, ja.«
»Jetzt fahr bitte nicht so wie der Teufel«, mahnte Angermüller. »Ich versuch nämlich nebenbei nach Deryas Wagen zu schauen.«
Sie gelangten nach Bliestorf und erreichten das schmucke
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