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Rosenwahn

Titel: Rosenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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echt. Und natürlich war ich sehr erleichtert, denn ich hatte mir wirklich ernsthaft Sorgen um sie gemacht.« Sie brach ab und schluchzte laut auf. »Ungefähr eine Woche später hab ich dann erfahren, dass sie verschwunden ist.«
    Der Kommissar hörte seine Gesprächspartnerin schniefen.
    »Gut, Frau Erden. Vielen Dank, dass Sie uns angerufen haben.«
    »Aber gern. Vielleicht hilft es Ihnen ja weiter. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mich informieren, sobald Sie herausgefunden haben, was mit Meral passiert ist. Und auch wegen der Beerdigung.«
    »Selbstverständlich, Frau Erden, das machen wir.«
    Nachdem Angermüller den Hörer aufgelegt hatte, stand er auf und blickte aus dem Fenster. Bisher hatte er Schicksale von Frauen, die vor den Ehr- und Moralvorstellungen ihrer traditionellen Familien geflohen waren, um ein selbstbestimmtes Leben zu führen, nur aus der Zeitung gekannt. Nun zog ihn der Fall Meral Durgut mitten in so eine Auseinandersetzung hinein. Durch manche der Einwandererfamilien schien ein Riss zu gehen, und die eine Seite versuchte der anderen, ihren Lebensentwurf aufzuzwingen. Nicht wenigen schien dabei jedes Mittel recht. Es war ein Kampf der Kulturen unter türkischen Mitbürgern.
    Unten auf dem Elbe-Lübeck-Kanal glitt gerade eine kleine Armada von Motorbooten vorbei in Richtung Ostsee. Es herrschte strahlender Sonnenschein, es war Freitagnachmittag und die Leute waren unterwegs ins Wochenende. Wie war das eigentlich bei seiner Nachbarin? Neben ihrer lebenslustigen, schwatzhaften Art war sie eine selbstbewusste, energische Person, die sich bestimmt nicht in ihr Leben hereinreden ließ. Die Vorstellung, dass sie solche Probleme mit ihrer Familie gehabt haben könnte, erschien ihm geradezu absurd.

     
    Derya lief zu ihrem Auto, einem kleinen Kastenwagen in fröhlichem Rot, den sie vor Kurzem günstig als Gebrauchtwagen gekauft hatte. Der Schriftzug ›Deryas Köstlichkeiten – Catering‹ und die Telefonnummer prangten groß auf den Seitenflächen. Derya war in Eile, denn sie war heute Abend mit ihrer Schwester zum Kino verabredet, musste vorher aber die Küche in Ordnung bringen und wollte sich unbedingt noch ihre Haare färben. Und dann hoffte sie, ihren Nachbarn zu Hause anzutreffen, um ihm ihre Idee für einen gemeinsamen Ausflug ins Grüne am morgigen Sonnabend schmackhaft zu machen. Sie wusste auch schon den Platz im Lauenburgischen, den sie ansteuern wollte, gar nicht weit vom Bartels-Hof entfernt, wo Friede in einem schönen, alten Bauernhaus mit ihrer Familie lebte.
    Gül war auch gestern und heute nicht zur Arbeit erschienen, hatte sich nicht gemeldet und war auch nirgends erreichbar. Jetzt musste sie wirklich etwas unternehmen, diese ganze Woche hatte sie nun schon ohne ihre Mitarbeiterin auskommen müssen und machte sich langsam wirklich Sorgen. Zum Glück war der Auftrag, den sie gerade ausgeliefert hatte, etwas übersichtlicher als das Büfett vom Vortag gewesen: ein Menü für acht Personen, italienisch. Ihre Auftraggeberin hatte ihr die Zusammenstellung der Speisenfolge überlassen, wollte aber unbedingt alle Rezepte erklärt bekommen. Derya musste sämtliche Gerichte aus ihren mitgebrachten in die Töpfe der Kundin umfüllen.
    Als Derya die ersten Styroporkisten mit Speisen in der Küche abgeladen hatte, sah die Hausherrin sie aufmerksam an und fragte dann: »Sind Sie eigentlich Italienerin?«
    »Nein, warum?«, hatte Derya zurückgefragt.
    »Ach, nur so«, hatte die Frau geantwortet und Derya hatte die restlichen Kisten aus ihrem Lieferwagen hereingeschleppt.
    »Wir beginnen mit den Antipasti. Hier das Vitello Tonnato, Kalbfleisch unter Thunfischsoße, dort die Platte mit den Carciofi, das sind die Artischocken mit einer Vinaigrette, und da der gratinierte grüne Spargel!«, erklärte Derya. »Sie brauchen sich das nicht aufschreiben«, stoppte sie ihre Kundin, die hastig nach Zettel und Kuli griff. »Da – Sie wollten ja die Rezepte haben. Ich hab Ihnen das mit dem Computer ausgedruckt. Liegt alles dort drüben auf dem Tisch, inklusive Menüfolge.«
    Es hatte eine Weile gedauert, bis Derya kapierte: Die gute Frau konnte überhaupt nicht kochen, wollte aber das Menü als ihre Eigenkreation ausgeben. Natürlich heimste Derya lieber selbst Lob und Komplimente ein und warb durch die hervorragende Qualität ihrer Produktion für ihren eigenen Laden, aber da die Frau für diesen Extraservice gut bezahlte, war es ihr in diesem Fall egal. Was sie allerdings als eine

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