Rosenwahn
stimmt wirklich, Georg«, wandte sich Derya an ihren Begleiter. »Außerdem ist Ronald auch ein richtig guter Koch.«
»Es blieb mir ja nichts anderes übrig bei dieser Frau!«, seufzte Ronald mit einem Mitleid heischenden Blick, der Derya zum Lachen brachte.
Sie saßen in einer Ecke des weitläufigen Bauerngartens, vor einem duftenden Fliederbusch am Kaffeetisch. Gegenüber erstreckte sich das geräumige Wohnhaus. Über die alten Ziegel rankte wilder Wein, dazwischen leuchteten die blau-weiß gestrichenen Fensterrahmen und eine aufwendig verzierte alte Holztür. Georg bereute nicht, dass er sich von Derya hatte hierher lotsen lassen. Es war wirklich ein wunderschönes Fleckchen Erde, und in ihrer offenen Art hatten Ronald und Friede ihn als Deryas Begleiter ganz selbstverständlich willkommen geheißen, und man hatte sich ohne Umstände sofort geduzt.
»Ah ja, du bist also ein guter Freund von Deryas Nachbarn! Schön. Derya hat uns schon viel von den beiden netten Jungs erzählt«, sagte Friede zu Georg, während sie ihm kraftvoll die Hand drückte und ihn aus ihren hellen, blauen Augen interessiert musterte. Über den unerwarteten Besuch schienen sich Friede und Ronald Bartels wirklich zu freuen.
»Es ist zwar keine halbe Stunde bis Lübeck, aber was glaubt ihr, wie selten sich jemand zu uns hier heraus verirrt. Heute haben ja alle immer so schrecklich viel zu tun!«, hatte Friede sich beschwert. Sie und ihr Mann waren große, schlanke Typen und trugen legere Kleidung, die trotzdem irgendwie ästhetisch wirkte: Ronald Latzhosen und Stehkragenhemd, Friede einen schlichten, langen Rock mit einem bestickten Top. Beide hatten schon reichlich Sonnenbräune abbekommen und hätten gut in eine Bilderstrecke über stilvolles Landleben gepasst.
»Da! Ihr habt ein Storchennest auf der Scheune! Wahnsinn!«, rief Derya plötzlich, die aufgestanden war und sich den Garten anschaute.
»Der war schon letztes Jahr hier«, nickte Ronald. »Das ist unser Sommergast.«
»Und da, die alte Bank vor den Rosenbüschen! Ah, die duften sogar! Und wie – Georg, komm her, da musst du mal die Nase reinstecken!«
Georg tat, wie ihm geheißen. Der Duft der in einem kräftigen Rosa leuchtenden Blüten war wirklich wunderbar. Kein Vergleich allerdings zum berauschenden Aroma der Rose in Eutin, musste er plötzlich denken und fühlte sich unangenehm berührt. Aber Derya ließ ihm keine Zeit zum Sinnieren.
»Und schau, Georg, dort auf dem Rasen, die Vogeltränke und da die vielen Blumen!« Sie entdeckte immer wieder eine neue malerische Ecke, die sie begeisterte. »Wie schön das hier geworden ist! Unglaublich, wie sich das alles verändert hat in den paar Monaten.« Derya konnte gar nicht aufhören mit ihren Lobgesängen, auch als sie wieder am Kaffeetisch saßen.
»Du bist ja auch ewig nicht hier gewesen und das letzte Mal war noch Winter! Natürlich ist es hier am schönsten, wenn alles grün ist. Im vergangenen Jahr sind wir doch erst eingezogen, und da war der Garten überhaupt noch nicht fertig«, erwiderte Friede.
»Das war bestimmt eine Riesenmenge Arbeit, das sieht man. Toll, wie ihr beide das geschafft habt!«
»Danke, aber das ist leider nicht unser Werk. Ich sitze ehrlich gesagt lieber im Garten, als dass ich darin arbeite, und Ronald hat vom Gärtnern keine Ahnung, der kann höchstens Unkraut zupfen – wenn du ihm vorher sagst, was das Unkraut ist und was die Blumen. Stimmt doch, Schatz?«
Milde lächelnd bestätigte Ronald die Aussage seiner Frau.
»Habt ihr denn einen Gärtner oder was?«
»So ungefähr. Aber du kannst ihn selbst fragen. Da kommt unser Fürst Pückler!«
»Hallo zusammen! Was hast du gesagt, Friede?« Ein groß gewachsener, junger Mann kam den gepflasterten Gartenweg entlang. Er trug ein zerschlissenes Unterhemd, Shorts und Sandalen, und war tief gebräunt. Ziemlich lange, hellblonde Locken umrahmten sein hübsches Gesicht. Die Ähnlichkeit mit Friede und Ronald war nicht zu übersehen.
»Ruben!«
Derya war bei seinem Anblick aufgesprungen und umarmte freudig den Ankömmling, was nicht ganz einfach für sie war, da er sie fast um zwei Köpfe überragte. Er machte einen etwas verlegenen Eindruck dabei und war wohl ganz froh, als sie ihn wieder losließ. Höflich gab er Georg zur Begrüßung die Hand.
»Ich wollte gerade erzählen, wie genial du als Gartenarchitekt bist, lieber Sohn! Aber jetzt kannst du das ja selbst machen«, forderte Friede ihn auf.
»Da gibt’s nicht viel zu erzählen. War
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