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Rosenwahn

Titel: Rosenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Rosenbusch, dessen gerüschte, zartrosa Blüten einen intensiven Duft verströmten. Er buddelte mit Ingrimm, wie Angermüller schien, und leise fluchend – vorgeblich über die dornige Pflanze, an der er immer wieder hängen blieb.
    »Falls es die Ruckdäschl wirklich nicht hierher schafft«, erklärte Friedemann, »dann sind wir halt so nett und liefern ihr den Kunden frei Haus. Aber es wär schon besser, sie würde sich selbst zur Inaugenscheinnahme auf den Weg hierher machen, damit sie die Bodenbeschaffenheit und noch so einiges andere beurteilen kann. Na ja, noch ist nicht aller Tage Abend.«
    »Könnt ihr denn so auf den ersten Blick was zu dem Knochenmann sagen? Liegezeit zum Beispiel?«, fragte Jansen.
    Friedemann schüttelte bedauernd den Kopf. »Höchstens, dass er nicht erst vorgestern hier vergraben wurde. Alles andere muss die rechtsmedizinische Untersuchung klären.«
    »Ach so, hier«, Ameise griff in die kleinere Wanne links neben sich. Sein Ärger war wieder verraucht. »’ne Kleinigkeit hab ich für euch. Das hier ist bestimmt nicht uninteressant. Hat unser Lehrling gefunden.«
    Angermüller drehte und wendete die kleine Plastiktüte. »Eine Halskette mit einem Anhänger?«
    »Ja. Scheint aus Gold zu sein, mit irgendeinem blauen Stein«, bestätigte Ameise. »Und im Gegensatz zu meinem Kollegen«, er warf einen Seitenblick auf Friedemann, »sage ich jetzt schon, dass die Liegezeit auf jeden Fall viel weniger als 50 Jahre beträgt. Wenn du dir mal den Verschluss der Halskette genauer anschaust in dieser Herzform – das ist ein ganz modernes Teil, industrielle Fertigware, würde ich sagen. Wegen des niedlichen Kettchens geh ich übrigens davon aus, das hier ist ’ne Dame. Aber gib wieder her. Erst ma kriegt die neue Frau Doktor die Kette als Beifund in die Rechtsmedizin. Der appetitliche Käfer wird euch bestimmt mehr dazu sagen können.«
    »Kann ich wenigstens gleich ein Foto davon haben?«
    »Aber sehr gern. Ganz wie der Herr Kollege wünschen.« Völlig spurlos war Angermüllers Rüffel scheinbar doch nicht an Ameise vorübergegangen. »Noch was«, fuhr Ameise fort. »Bis jetzt haben wir kein Fitzelchen Kunststoff, Textilfasern, Leder oder sonst was gefunden, und bei einer kurzen Liegedauer findest du normalerweise immer irgendwas. Deshalb nehme ich stark an, man hat die Lady hier völlig ohne was verbuddelt.«
    Das war Andreas Meise. Friedemann tat seine Pflicht und Ameise dagegen ging seinem Job mit Akribie und einer gewissen Leidenschaft nach, dachte Angermüller. Seine persönlichen Eigenarten hieß es eben ertragen. Wie um diesen Eindruck zu dokumentieren, zeigte Ameise mit dem Kopf nach rechts und sagte leise: »Da drüben am Zaun, die vertrocknete Jungfer, das ist übrigens die Nachbarin. Und ihr Fiffi hat das Skelett ganz allein entdeckt, sagt sie.«
    Eine zierliche, ältere Frau stand hinter dem Gartenzaun. Neben ihr saß ein ziemlich großer Hund mit hellem Fell, der sich erhob und freundlich mit dem Schwanz wedelte, als Angermüller und Jansen näher kamen.
    Die Nachbarin bat sie auf die Terrasse. In dem großen Garten mischten sich harmonisch Rasen, Blumenbeete und höhere Sträucher, wie von der Natur mit lockerer Hand gestreut. An einem alten Holzschuppen wucherte eine Clematis, die erste Blüten zeigte, neben einer Vogeltränke prangte ein Pfingstrosenbusch, und auch ein paar Rhododendren blühten am Zaun in bunter Farbenvielfalt.
    »Ein wirklich wunderschönes Plätzchen, an dem Sie hier wohnen, Frau Kalbe!«
    Durch das Grün der Hecke sah man die Wasserfläche des kleinen Sees glitzern. Bis auf das Rascheln der Blätter in der leichten Brise und den Gesang der Vögel gab es keine störenden Geräusche, höchstens ab und an ein Fahrrad, das auf dem Uferweg vorüberknirschte. Frau Kalbe reagierte nicht auf Angermüllers Bemerkung. Adrett in Hose und Bluse gekleidet, saß sie aufrecht und schmal auf der Kante eines Gartenstuhls, ihre Augen wanderten ruhelos umher. Das in allen Nuancen von Grau und Silber schimmernde Haar war knapp über der Schulter gerade abgeschnitten, der Pony setzte sich exakt im rechten Winkel dazu ab und ließ Angermüller an Cleopatra denken. Dazu passte allerdings nicht die spröde Korrektheit, die von der Frau ausging.
    »Dann erzählen Sie doch mal, Frau Kalbe«, forderte er sie auf. »Wie sind Sie denn auf Ihren Fund gestoßen?«
    »Das hab ich zwar vorhin schon bei Ihrem Eutiner Kollegen getan …«, sie klopfte nervös auf den Hals des Tieres neben

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