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Rosenwahn

Titel: Rosenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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werden, wie du gehört hast. Und an Leichen arbeiten Medizinstudenten schon im ersten Semester.«
    »Dann halt dich bloß fern von der Ruckdäschl. Wer weiß, was die für eine männermordende Furie ist!«, warnte Jansen und ließ den Motor an.
    »Ich weiß gar nicht, was du immer mit der Ruckdäschl willst, aber dein Umkehrschluss ist natürlich auch wieder etwas voreilig, lieber Claus«, meinte Angermüller leicht säuerlich, während er den Sicherheitsgurt umlegte. »Ob das was bringt, mit den Eltern des Jungen zu sprechen?«
    »Das kann ich dir jetzt schon sagen, wie das ablaufen wird: Die werden alles, aber auch alles tun, um das Goldkind zu schützen. Und der Herr Anwalt steht schon bei Fuß, und bei jeder kniffligen Frage verweigern die die Aussage!«, ereiferte sich Jansen. »Wenn der Junge Mami und Papi erzählt, weshalb wir bei ihm waren, springen die sowieso im Quadrat.«
    Unfroh stimmte der Kriminalhauptkommissar seinem Kollegen zu. Dann sagte Jansen: »Weißt du, was wir noch gar nicht gemacht haben: Wir haben noch nicht die Liste von der Erbengemeinschaft in Eutin durchforstet. Vielleicht gibt es da ja Namen, die ins Auge springen. Man kann nie wissen. Und wir sollten auch nach Verbindungen von den Leuten aus dieser Erbengemeinschaft zu dem Grundstück in Neustadt schauen, Eigentümer, Vormieter, Nachbarn, Kollegen von diesem Dr. Brecht. Was hältst du davon?«
    »Ist besser als nix«, sagte Angermüller nur ohne große Begeisterung und sah aus dem Fenster. Die Entwicklung, oder besser, der Stillstand ihrer Ermittlungen gefiel ihm gar nicht. Irgendwie konnte er sich nicht vorstellen, dass Leo Panknin mit dem Tod der Mädchen etwas zu tun hatte. Im Grunde stocherten sie mit ihren Ansätzen völlig im Dunklen. Am Behördenhochhaus angekommen, stellten sie den Wagen auf dem Parkdeck ab und gingen zum Mittagessen hinüber in die Kantine des nahe gelegenen Arbeitsamtes. Zwar wurde auch hier keine Sterneküche geboten, doch seit Angermüller mit dem Kantinenchef in der Possehlstraße mehrmals wegen berechtigter Reklamationen aneinandergeraten war, betrat er dieses Etablissement schon aus Prinzip nicht mehr. Jansen war da eher leidenschaftslos, begleitete ihn aber trotzdem ins Arbeitsamt und schaufelte in kurzer Zeit ein Sülzkotelett mit einem riesigen Berg Bratkartoffeln in sich hinein. Anschließend holte er sich noch einen Schokoladenpudding mit Schlagsahne. Der Sahnehering in Kräuterrahm mit Pellkartoffeln und Tomaten-Zwiebel-Salat, den Angermüller ausgewählt hatte, war von ordentlicher Qualität. Er aß ihn mit Genuss. Der Anflug schlechter Laune wegen des stockenden Fortganges ihrer Aufklärungsarbeit war verschwunden.
    »Ich hab nachgedacht«, sagte der Kriminalhauptkommissar, nachdem er zufrieden sein Besteck beiseitegelegt und sich mit einer Papierserviette den Mund abgewischt hatte. »Findest du nicht auch, unser Chef hat es mal wieder verdient, dass wir ihm eine Freude machen?«
    Statt einer Antwort ließ Jansen nur ein spöttisches Grunzen hören.
    »Ich denke, wir sollten schnellstens an die Öffentlichkeit gehen. Dann rufen bestimmt Medienleute an und der Chef kann demnächst bei der Staatsanwaltschaft eine Pressekonferenz anregen. Darauf ist er doch immer scharf. Was wir den Journalisten erzählen können, weiß ich noch nicht, aber wir sollten schnellstens mit den Fotos der beiden toten Mädchen und einem Zeugenaufruf an die Öffentlichkeit gehen. In einem Fall, in dem die Taten so lange zurückliegen wie hier, können wir damit nicht mehr allzu viel kaputt machen. Und wer weiß, vielleicht bekommen wir auf die Art ein paar wertvolle Hinweise.«
    »Oder wir machen zumindest den oder die Täter nervös, sodass sie aus der Deckung kommen«, stimmte Jansen zu.
    »Oder hauen ab, wenn sie’s noch nicht getan haben«, meinte Angermüller und verzog sein Gesicht. »Das ist halt immer ein zweischneidiges Schwert. Trotzdem, wir sollten’s angehen, schon allein wegen der glänzenden Augen vom Chef.«

     
    Endlich hatte sich Hülya auf Deryas Anrufe gemeldet. Bestimmt fünfmal hatte Derya dem Mädchen auf die Mailbox gesprochen, dass sie sich gern mit ihr treffen würde. Nun saßen sie in der dritten Etage des Kaufhauses in der Königstraße im Restaurant. Hülya arbeitete hier in der Haushaltsabteilung und hatte gerade Mittagspause. Als sie am vereinbarten Treffpunkt auftauchte, war Derya angenehm überrascht. Im Gegensatz zu ihren beiden Freundinnen wirkte ihr Aussehen fast schlicht. Sie war

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