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Rosenwahn

Titel: Rosenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Veränderungen des Körpers im Alter vorzugehen, und sie hatte wohl diesbezüglich auch schon Erfahrung gesammelt.
    »Wenn es noch schlimmer wird«, sagte Alina gerade, »dann lass ich mich auch hier operieren. Das hab ich Kajott schon angekündigt.«
    Sie stand auf und rollte ruckzuck ihr cremefarbenes Sommerkleidchen hoch bis über den knappen Slip und kniff sich in die Bauchdecke, was sich als nicht einfach herausstellte, da ihr Bauch flach wie ein Brett war. Bilhan sagte etwas auf Türkisch und zog ihr das Kleid wieder herunter. Aber Alina warf nur einen kurzen Seitenblick auf Georg und zuckte gleichgültig mit den Schultern. Dann setzte sie sich wieder und antwortete etwas auf Türkisch, das die anderen mit einem lauten Lachen quittierten. Sie hoben ihre Gläser und tranken Georg zu.
    » Ş erefe! «, antwortete Georg. »Ich denke, ich werde mich jetzt verabschieden. Ich glaube, ich störe nur.«
    »Aber nein! Bleib doch noch!«, protestierten die drei. Doch Georg ließ sich nicht überreden und verabschiedete sich. »Morgen muss ich wieder früh raus. Gute Nacht allerseits!«

     
    »Das war ein sehr schöner Abend. Danke, Derya«, verabschiedete er sich an der Haustür von seiner Gastgeberin. »Hast du inzwischen eigentlich etwas von Gül gehört?«
    Derya schüttelte traurig den Kopf. »Leider nein.«
    Als sich herausgestellt hatte, dass es sich auch bei dem zweiten Fund um eine tote Türkin handelte, war Angermüller natürlich kurz der Gedanke an Deryas verschwundene Mitarbeiterin gekommen. Aber weder glaubte er ernsthaft an einen Zusammenhang, noch wollte er seine Nachbarin erschrecken. Deshalb sagte er nur, in der Hoffnung, sie trotzdem von eigenmächtigen Aktionen abzuhalten: »Na gut, du wolltest ja noch ein bisschen abwarten. Aber sag Bescheid, wenn du etwas unternehmen willst.«
    Derya nickte gehorsam. Aus dem Wohnzimmer war plötzlich wieder laute türkische Musik zu hören. »Tschüss, Georg, ich glaube, ich muss die Damen da drinnen bremsen, damit’s keinen Ärger mit den Nachbarn gibt! Schlaf gut!«, verabschiedete sie sich schnell.
    »Du auch. Gute Nacht.«
    Nachdenklich schloss Angermüller die Tür von Steffens Haus auf. Warum war ihm das nicht schon früher aufgefallen? Manche Bemerkung bezüglich seines Gefühls für Ästhetik, seiner Probleme mit den Eltern wegen erster Beziehungen, die Momente, in denen die Frauen heute Abend so albern gekichert hatten, und ihre erstaunliche Offenheit ihm gegenüber – er hätte es längst merken müssen. Er war Steffens bester Freund, und Steffen war schwul und ganz selbstverständlich nahm Derya das Gleiche auch von ihm an. Fast hätte er jetzt laut losgelacht. Er war ja auch an ihrem Irrtum mit schuld, hatte er doch mit seinen privaten Lebensverhältnissen ziemlich hinter dem Berg gehalten. Nun gut, zum Glück hatte er damit kein Problem und würde bei nächster Gelegenheit das Missverständnis einfach aufklären. Auf der anderen Seite, dachte er, machte es natürlich auch den Umgang mit Derya um einiges unkomplizierter.
     

     

     

Kapitel VII
    Irgendwie passt das nicht, dachte der Kriminalhauptkommissar. Na ja, zum Glück bin ich hier kein Patient. Echtes Vertrauen hätte ich wohl nicht unbedingt. Wie ein Kind, das sich als Arzt verkleidet hat, wirkte der blasse Junge im weißen Kittel auf ihn. Er war freundlich und wohlerzogen, wirkte aber gleichzeitig linkisch und sehr unsicher. Angermüller und Jansen saßen mit ihm in der Teeküche der geriatrischen Abteilung. Durch die großen Scheiben zum Flur konnten sie beobachten, wie eine Pflegerin in schnellem Tempo Tablett um Tablett mit Mittagessen von einem Wagen in die Zimmer verteilte. Ein Pfleger manövrierte einen alten Mann im Rollstuhl aus dem Lift, der einen großen Umschlag in den Händen hielt und blicklos vor sich hin stierte.
    »Schön, dass Sie Zeit für uns haben«, bedankte sich Angermüller bei dem jungen Mann, der darauf nur ein scheues Lächeln übrig hatte. Unter der Adresse in der Roeckstraße, unter der Leo Panknin gemeldet war, hatten sie ihn nicht angetroffen, nur seine Eltern, die im Erdgeschoss der hochherrschaftlichen Villa, in der die Familie wohnte, ihre Arztpraxen betrieben. Dem Vater hatte es gar nicht gefallen, dass die Kriminalpolizei seinen Sohn im Krankenhaus aufsuchen und keine Auskunft geben wollte, warum. Als sie sich verabschiedeten, war sich Angermüller sicher, dass der Arzt seinen Sprössling natürlich umgehend telefonisch über ihr Kommen informieren

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