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Rosenwahn

Titel: Rosenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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gefragt, ob sie vielleicht mit dem wieder zusammen ist, aber sie ist gar nicht darauf eingegangen. Frag nicht, meinte sie nur, du wirst sehen, es wird alles wieder gut. Genauso hat sie es gesagt. Und Sie wissen ja, was ein paar Tage später passiert ist.«
    Angermüller hörte, wie Emine Erdens Stimme zitterte. »Frau Erden, vielen Dank, dass Sie sich noch einmal gemeldet haben.«
    »Bitte, das war selbstverständlich. Aber wie gesagt, ich weiß ja nicht, ob es von Bedeutung für Ihre Arbeit ist … Können Sie mir denn schon etwas wegen der Beerdigung sagen, Herr Kommissar?«
    »Tut mir leid, die sterblichen Überreste Ihrer Nichte sind noch nicht von der Staatsanwaltschaft freigegeben. Aber Sie bekommen natürlich sofort Bescheid, Frau Erden, wenn es so weit ist.«
    Nachdenklich blickte Angermüller aus dem Fenster, als er das Gespräch beendet hatte. In der Tat, die Aussage Meral Durguts, sie sei nicht mehr allein, war nicht uninteressant. Sie hatte jemanden gefunden, der ihr in ihrer schwierigen Lage beistand. Hatte sie jemanden kennengelernt? Einen Mann, eine Frau? Oder sollte doch Leo Panknin damit gemeint gewesen sein? Das Mädchen hatte auch gesagt, alles wird wieder gut. Wieder – das konnte bedeuten, so wie es früher war.
    »Claus, hör mal, was hältst du davon?« Er berichtete Jansen von dem Anruf, doch sie kamen auch zu zweit zu keiner richtungweisenden Schlussfolgerung.
    »Okay, lass uns morgen weitermachen, wird Zeit, dass wir hier rauskommen«, meinte Angermüller dann zu seinem Kollegen, als sie sich gedanklich immer wieder im Kreise drehten.
    »Bevor du in den wohlverdienten Feierabend entschwindest, Kollege, hab ich noch was Nettes für dich.« Thomas Niemann stand in der Tür zum Büro und machte ein etwas missmutiges Gesicht.
    »Wieso, was ist denn?«, fragte Angermüller, der mit Jansen schon unterwegs zum Fahrstuhl war.
    »Ich hatte gerade einen Anruf von diesem selbst ernannten Polizeireporter. Du weißt schon, der Typ, Gerdes oder wie der heißt, der seine Informationen an alle möglichen Blätter und Sender hier verkauft. Der wollte jemanden sprechen, der für den Rosenmörder-Fall zuständig ist.«
    »Wie bitte?« Angermüller blieb abrupt stehen. »Wie ist der denn an die Information gekommen?«
    »Och, ganz einfach. Er hat sich an unsere Pressestelle gewendet und nach Einzelheiten gefragt«, erwiderte Niemann und zog eine genervte Grimasse.
    »Das darf doch nicht wahr sein«, explodierte der Kriminalhauptkommissar. »Wie kommen die denn dazu, selbstherrlich solche Ermittlungsdetails rauszugeben?«
    »Da wusste wahrscheinlich die Linke mal wieder nicht, was die Rechte tut. Kaum hatte ich den Zeitungsheini abgefertigt, meldete sich ein Kollege aus der Pressestelle und erkundigte sich ganz brav, ob die Nachricht mit den Rosen auf den Fundstellen eigentlich freigegeben ist.«
    Jansen brach in höhnisches Gelächter aus, als er das hörte.
    »Dem hast du hoffentlich ein paar passende Worte mit auf den Weg gegeben!«, meinte Angermüller, immer noch aufgebracht.
    »Natürlich«, sagte Thomas Niemann und setzte dann fatalistisch hinzu: »Aber glaubst du, das nutzt was? Hier rein und da raus.«
    »Und der Journalist, dieser Gerdes?«
    »Kannste dir doch denken: Der Rosenmörder wird natürlich morgen hier überall der Aufmacher sein. So eine fette Geschichte lässt der sich doch nicht entgehen.«
    »Da wird sich der Chef freuen.«
    Auch wenn es nicht sein Fehler oder der seiner Abteilung war, Angermüller wusste, dass er es sein würde, der sich morgen mit Appels auseinandersetzen durfte. Schöne Aussicht. Während er mit Jansen im Fahrstuhl nach unten fuhr, überlegte er, welchen Schaden die Verbreitung der Nachricht von den identischen Rosenbüschen anrichten könnte. Wie auch schon der Journalist, würden natürlich jetzt alle Leute den logischen Schluss ziehen, dass es sich in beiden Fällen um ein und denselben Täter handelte. Wenn es so war, was würde diese plötzliche Öffentlichkeit beim Täter auslösen? Bestimmt würden ein paar Neugierige auch versuchen, sich die beiden Fundorte genauer anzusehen. Und natürlich würde jetzt ein Wildwuchs an Theorien über Motiv und Täter gedeihen: Ausländerfeind, Sexualmörder, Ritualmörder, und was noch alles, Hauptsache, man konnte es zur Sensation aufpusten. Und schließlich würde die Angst vor neuen Taten geschürt werden. Es war einfach ärgerlich. Angermüller hoffte nur, es würde sich nicht allzu störend auf ihre Ermittlungsarbeit

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