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Rosenwahn

Titel: Rosenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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auswirken.
    »Sehen wir das Ganze doch einfach positiv«, sagte er laut zu Jansen. »Vielleicht bringt uns die Geschichte vom Rosenmörder ganz unerwartet ein paar wertvolle Hinweise aus der Bevölkerung.«
    »Na ja«, machte der nur in dem ihm eigenen skeptischen Tonfall.
    »Guten Abend, Georg.«
    Verblüfft sah sich Angermüller unten vor dem Glaskasten neben dem Eingang, in dem sich Besucher anmelden mussten, seiner Nachbarin gegenüberstehen.
    »Ich hab versucht, Sie oben noch zu erreichen, Kollege«, bemühte sich der diensthabende Uniformierte aus der Anmeldung zu sagen. »Und als da keiner mehr war, dachte ich mir schon, dass Sie auf dem Weg nach unten sind. Die Dame wollte zu Ihnen.«
    »Ja, danke, ist schon gut«, nickte Angermüller. »Hallo, Derya. Was führt dich denn hierher?«
    Ihm fiel sofort auf, dass sie ungewohnt aussah, irgendwie förmlicher und vielleicht auch ein bisschen schicker als sonst.
    »Wie sagt man so schön: Ich wollte dich dienstlich sprechen«, lächelte sie ihn strahlend an.
    »Aha. Worum geht’s denn?«
    »Unter anderem um die beiden toten Mädchen, deren Fotos heute in der Zeitung waren. Dazu hätte ich einen Hinweis. Können wir irgendwo reden?«
    Wieder schenkte Derya ihm ein nettes Lächeln und blickte sich suchend um. Angermüller verstand, dass sie gern mit ihm allein sprechen wollte.
    »Ja sicher. Am besten, wir gehen in mein Büro.«
    »Brauchst du mich noch?«, fragte Jansen und sah interessiert zwischen seinem Kollegen und der etwas exotisch aussehenden Frau mit den karottenroten Haaren hin und her. »Sonst mach ich nämlich die Fliege.«
    »Geh nur, schönen Feierabend!«, wünschte Angermüller schnell und nahm Derya mit zum Fahrstuhl, um zurück in das siebte Obergeschoss zu fahren.
    »Jetzt darf ich dich sogar in deinem Büro besuchen! Spannend!« Derya schaute sich neugierig um, als Georg die Tür aufgeschlossen hatte und sie eintreten ließ. »Und was für eine tolle Aussicht ihr von hier oben habt, super! Die dunklen Wolken da hinten finde ich allerdings weniger toll. Hoffentlich war es das jetzt nicht mit dem Sommer für dieses Jahr.«
    Sie plauderte in munterem Ton, war sichtlich um entspannten Smalltalk bemüht, und inspizierte jeden Winkel des nicht gerade großen, unauffälligen Zimmers. Aber sie benahm sich anders als sonst, irgendwie affektiert und distanziert, und Georg ahnte, dass es mit dem gestrigen Abend zusammenhing.
    »Hier verbringst du also einen Großteil deiner Zeit. Interessant. So langsam lerne ich dich endlich richtig kennen.«
    Angermüller spürte den leicht vorwurfsvollen Unterton in ihrer letzten Bemerkung. Das war die echte Derya.
    »Bitte setz dich doch hier in meinen Chefsessel und dann erzähl mal, was du auf dem Herzen hast«, antwortete er in ebenso lockerer Manier und deutete auf seinen Platz hinter dem Schreibtisch. Derya ließ sich auf dem Drehstuhl nieder, stellte ihn niedriger, kippte die Lehne weiter nach hinten, rollte etwas weg vom Tisch, drehte sich einmal ganz damit herum und schien dann endlich die geeignete Einstellung gefunden zu haben. Sie setzte sich in Positur und strahlte ihn an. Hoffentlich hört sie bald auf mit diesem albernen Theater, dachte Georg, der wusste, dass der Grund dafür bei ihm lag, und dem das Ganze etwas peinlich war.
    »Ich war heute bei Friede. Du weißt schon, meine Freundin, die wir Sonnabend auf dem Land besucht haben. Sie hat ja als Ärztin für Psychotherapie eine eigene Praxis und arbeitet außerdem ehrenamtlich in der Beratung vom Krisenzentrum für Migrantinnen.« Derya erzählte Georg von Friedes Anruf und der Verbindung zwischen den toten Mädchen und dem Krisenzentrum. Langsam benahm sie sich auch wieder so, wie Georg sie kannte.
    »Findest du das nicht auch bemerkenswert?«, fragte sie ihn erwartungsvoll, als sie mit ihrem Bericht fertig war. Georg, der sich noch ein paar Notizen machte, nickte bedächtig. Es erstaunte ihn nicht, dass die beiden jungen Frauen um Hilfe in dieser Einrichtung nachgesucht hatten. Schließlich hatten sie große Schwierigkeiten mit ihren Familien, Schwierigkeiten, die ihr ganzes Leben aus dem Gleichgewicht brachten, und da war so etwas naheliegend. Sicherlich gab es auch nicht so viele Stellen in der Stadt, wo sie, wahrscheinlich kostenlos, Rat und Hilfe bekommen konnten. Vielleicht war das auch die ganz einfache Erklärung für das, was Meral ihrer Tante gegenüber gemeint hatte, als sie sagte, dass sie nicht mehr allein sei. Trotzdem – bisher war dieses

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