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Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Titel: Rosskur: Ein Allgäu-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Seibold
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– und vorne hat sich Thomas extra die Mühe gemacht, das Erkennungszeichen der Automarke über dem Kühlergrill durch eine selbst gebastelte Metallvignette zu ersetzen. Sie zeigt das Emblem seines Hofs: ein steigendes Pferd.«
    »Das Motiv kenn ich schon«, meinte Hanna Fischer und machte sich mit Haffmeyer auf den Weg.
    »Ja, bitte?« Kerstin Wontarra stand im weich fallenden Jogginganzug in ihrer Tür.
    »Ich bin Kriminalhauptkommissar Hansen, und das ist mein Kollege Kerricht.«
    »Wir kennen uns schon. Hallo, Freddy«, sagte sie und wandte sich wieder an Hansen. »Was wollen Sie von mir? Hab ich was angestellt?«
    Ein freches, aber nicht unsympathisches Grinsen huschte über ihr hübsches Gesicht. Kein Wunder, dass Thomas Ruff seine Nachmittage lieber mit ihr als mit seiner mürrisch dreinschauenden Ehefrau verbrachte.
    »Wir würden gern mit Thomas Ruff sprechen. Wissen Sie, wo er sich gerade aufhält?«
    »Ich? Warum sollte ich das wissen?« Sie schien zu überlegen und meinte dann seufzend: »Na gut, dann kommen Sie mal rein.«
    Sie deutete in den Hausflur, der am anderen Ende in ein helles Wohnzimmer mündete. Ein großes Fenster ging nach Westen und bot einen grandiosen Blick auf Wiesen, Wald, ein Stück Lech und die weitläufige Anlage eines Bauernhofs.
    »Sehr schöne Aussicht«, sagte Hansen und setzte sich auf den angebotenen Sessel. »Ist das dort hinten nicht der Pferdehof von Herrn Ruff?«
    »Ganz genau. Wollen Sie was trinken? Kaffee, Sprudel?«
    »Ein Kaffee wäre schön, am liebsten mit Milch und Zucker – aber nur, wenn es Ihnen keine Mühe macht.«
    »Du auch, Freddy? Schwarz wie immer?«
    »Danke, gern.«
    Sie verschwand in der Küche, und während das Mahlwerk rumorte, beugte sich Hansen zu Kerricht hinüber.
    »Kennen Sie sich näher?«
    »Nein. Kessie ist leider nicht ganz meine Kragenweite: zu jung, zu hübsch, zu anspruchsvoll – außerdem bin ich glücklich verheiratet.« Er streckte die rechte Hand vor und präsentierte einen schlichten Goldring.
    »Und woher weiß Sie, wie Sie Ihren Kaffee trinken?«
    »Respekt, Herr Hansen!« Kerricht nickte anerkennend. »Kessie hat früher mal im Lechstüberl bedient, und wenn ich da vor dem Dienst noch kurz am Stammtisch vorbeigeschaut habe, kann ich ja schlecht ein, zwei Halbe trinken.«
    Kerstin Wontarra kam zurück ins Wohnzimmer und stellte ein Tablett mit Kaffeebechern und einem Kuchenteller vor den beiden Beamten auf den Tisch.
    »So, und worum geht’s nun?«
    »Wir würden gern mit Herrn Ruff sprechen. Er ist nicht zu Hause, und da meinte mein Kollege, wir könnten Sie noch fragen.«
    »So, so, das hat Freddy also gemeint?« Ihr Blick war halb spöttisch und halb angriffslustig. »Und wie lange wisst ihr das schon, Freddy?«
    »Von Anfang an. Es war schon im Lechstüberl nicht zu übersehen, dass Thomas dich fast mit den Augen verschlungen hat. Na ja, und irgendwann fehlte er immer dann am Stammtisch, wenn du frei hattest. Sepp hat ihn eines Nachmittags bei dir aus dem Haus kommen sehen, noch ganz zerzaust, aber mit breitem Grinsen. Da haben wir halt eins und eins zusammengezählt.«
    Sie nickte und sah zum Pferdehof hinüber. »Weiß sie es auch?«
    »Von mir nicht«, sagte Kerricht schnell.
    »Schon komisch«, fuhr Kerstin Wontarra fort. »Da besucht mich Thomas mehrmals die Woche, wir können von hier und vom Schlafzimmer aus direkt hinübersehen zu seinem Hof und … und die Marlene hockt dort drüben, und ich weiß noch nicht einmal, ob sie eine Ahnung davon hat, dass Thomas und ich …«
    »Falls Frau Ruff einen Verdacht hatte: Könnte sie Sie beide beobachtet haben? Mit dem Fernglas vielleicht?«
    »Nein, die Fenster sind verspiegelt – wenn ich innen kein Licht mache, sieht da keiner rein. Ich hab gern auch mal weniger an, da kann ich es nicht brauchen, wenn sich die alten Bauern die Nasen an der Scheibe platt drücken.«
    Sie lachte, aber besonders fröhlich klang es nicht, dann verfiel sie wieder in brütendes Schweigen und schien kaum zu bemerken, dass sich Hansen und Kerricht verabschiedeten. Die Visitenkarte, die der Hochdeutsch sprechende Kommissar auf den Tisch gelegt hatte, bemerkte sie erst, als die Haustür längst ins Schloss gefallen war.
    Marlene Ruff war anzusehen, dass ihr der zweite Besuch der Kripo sehr ungelegen kam.
    »Was ist denn jetzt schon wieder?«, blaffte sie. »Ich hab gleich die Verwandtschaft da, ich bin noch nicht ganz fertig, und mein Mann ist auch noch nicht da!«
    »Deshalb kommen wir noch

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