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Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Titel: Rosskur: Ein Allgäu-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Seibold
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leichten Widerstand ein paar Schritte von der Absperrung weg.
    »Jetzt hör mal, Kessie«, begann er leise, aber sie versuchte sich loszumachen und machte Anstalten, zum Fundort der Leiche zu rennen. Also packte er sie mit beiden Händen und hielt sie fest, bis sie mit feuchten Augen zu ihm aufsah.
    Ihr Blick machte ihm ganz weiche Knie, und die Erinnerungen an all die Abende im Lechstüberl schossen ihm durch den Kopf, als Kerstin noch bedient und auf jede freche Bemerkung am Stammtisch eine schlagfertige Antwort parat gehabt hatte. Damals war er vor allem ihretwegen ins Lechstüberl gegangen, und nicht selten stellte er sich ihren jungen Körper vor, wenn er später am Abend mit seiner Frau Susanne schlief.
    Er wusste nicht, ob Kerstin jemals bemerkt hatte, dass er mehr für sie empfand als die anderen am Stammtisch – und dass er gelitten hatte wie ein Hund, als sie etwas mit Thomas Ruff anfing. Kerricht hatte sich am Stammtisch beherrscht, so gut es ging, aber ab und zu war er doch mit Thomas aneinandergeraten, hatte sich mit ihm wegen eines eigentlich nichtigen Grunds gefetzt. An jenem Abend, als er Thomas wegen seiner Affäre mit Kerstin zur Rede stellte und ihm vorwarf, seine Frau Marlene wie Dreck zu behandeln, war es beinahe zu Handgreiflichkeiten gekommen. Danach waren die beiden Streithähne ein paar Tage lang dem Stammtisch ferngeblieben, und anschließend hatte Kerstin ihren Job als Bedienung an den Nagel gehängt. Ruff war seitdem nicht mehr ganz so oft zum Stammtisch gekommen, und Kerstin war fortan kein Thema mehr. Kerricht schob seine Hände ein paar Zentimeter weiter und drückte die junge Frau sanft gegen seinen Oberkörper. Sie ließ sich gegen ihn sinken, und ein leichtes Zittern verriet ihm, dass sie weinte. Wenig später spürte er, wie seine Schulter feucht wurde, und er strich Kerstin behutsam übers Haar.
    »Kessie, jetzt kommst du erst einmal zu dir, wirst ruhig, und dann können wir über alles reden.«
    Seine Stimme war leise, und er legte so viel Anteilnahme in seinen Tonfall, wie er konnte. Sie blieb an seiner Schulter und weinte weiter, Kerricht wartete geduldig – und genoss die Situation.
    Kerstin schluchzte nun etwas lauter, und Kerricht hörte hinter sich Schritte auf dem Weg, aber er wagte es nicht, sich umzudrehen. Er wollte sich überhaupt nicht bewegen, am liebsten nie mehr, einfach immer so stehen bleiben, mit Kerstin an seiner Schulter, in seinen Armen. Endlich.
    »Du weißt, Kessie, dass du mit mir über alles reden kannst. Das weißt du doch, oder?«
    Ihr Weinen ließ nach.
    »Immer schon, Kessie, weißt du?«
    Sie schien sich etwas zu versteifen.
    »Auch schon, bevor du und Thomas …«
    Weiter kam er nicht. Sie riss sich von ihm los, stieß ihn so heftig von sich weg, dass er fast das Gleichgewicht verloren hätte, und stand mit geballten Fäusten und vor Zorn bebend vor ihm.
    »Du Drecksau!«, schrie sie ihn an, und ihr Blick war stechend und angriffslustig, wie er es noch nie bei ihr gesehen hatte. »Da vorne liegt Thomas, tot, ermordet – und du Schwein machst mich hier an!«
    Der etwas abseits wartende uniformierte Kollege sah betroffen zwischen den beiden hin und her, und Kerricht wäre am liebsten im Boden versunken.
    »Aber ich … Kessie, das hast du völlig falsch …«
    »Halt’s Maul!«
    »Danke, Herr Kerricht«, erklang plötzlich direkt hinter ihnen Hansens Stimme. »Gut, dass Sie sich um Frau Wontarra gekümmert haben. Kommen Sie bitte?«, bat er Kerstin. »Ich würde mich gerne einen Moment lang mit Ihnen unterhalten.«
    Hansen führte sie in Richtung Absperrung, und als die beiden an Kerricht vorübergingen, versuchte der in der Miene seines Vorgesetzten zu lesen – doch ihm war nicht anzusehen, was er über die Szene dachte, die er gerade miterlebt hatte.
    »Geht’s wieder?«, fragte Hansen freundlich, als sie auf halber Strecke zum Fundort anhielten.
    Kerstin schniefte, rieb sich mit dem Zeigefinger unter der Nase entlang und nickte. Hansen konnte sich gut vorstellen, wie die junge Frau als Bedienung im Lechstüberl den männlichen Gästen den Kopf verdreht hatte – was in Kerrichts Fall offenbar bis heute nachgewirkt hatte.
    »Liegt Thomas dort vorn?«, fragte sie schließlich.
    »Ja, sieht so aus. Ich kannte ihn ja nicht persönlich, sondern nur von Fotos, aber er ist es wohl. Herr Kerricht hat ihn ebenfalls identifiziert.«
    Kerstin schluckte. »Kann ich ihn sehen?«
    »Das würde ich lieber bleiben lassen, Frau Wontarra. Er lag seit

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