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Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Titel: Rosskur: Ein Allgäu-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Seibold
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auf den Mund.
    »Pscht. Ich geh weg, choffentlich schon bald, chabe etwas Geld gespart.« Sie lächelte. »Und etwas … wie cheißt es? Abgezweigt?«
    »Ja, abgezweigt, so heißt es.«
    »Chermann weiß nicht, choffentlich, und Polizei würde ihn vielleicht aufmerksam machen oder misstrauisch.«
    Hansen zog eine Visitenkarte aus der Tasche und hielt sie ihr hin. »Für alle Fälle«, sagte er.
    »Gut, danke. Sie chaben das mit Pasternak verstanden?«
    »Sie meinen, warum Ihr Pferd Jurij heißt?«
    Sie nickte.
    »So ungefähr. Hieß nicht die Hauptfigur in Pasternaks ›Doktor Schiwago‹ Jurij mit Vornamen? Na ja, und Sie heißen Lara … wie Schiwagos große Liebe, stimmt’s?«
    Sie nickte wieder, sichtlich erfreut. Hansen hatte den Schinken vor Jahren seiner Frau zuliebe gelesen, danach hatten sie sich die DVD mit Julie Christie und Omar Sharif angesehen und … Hansen schloss die Augen, rieb sich die Stirn und räusperte sich. Als er die Augen wieder öffnete, bemerkte er, dass Lara Ruff ihn musterte.
    »Chaben Sie Kummer?«
    »Wie bitte?«
    »Mit Ihrer Lara?« Sie lächelte wehmütig, und Hansen nickte nach kurzem Zögern. »Erzählen? Ich bin gut im Zuchören. Und ich erzähle niemandem. Kann ja kein Deutsch.«
    Sie lachte kurz, Hansen grinste, schüttelte aber den Kopf.
    »Danke für das Angebot, aber heute ist mir nicht so nach Erzählen zumute, Frau Ruff.«
    »Lara, bitte.«
    Hansen stutzte.
    »Ruff ist Arschloch, mag nicht so gern seinen Namen als meinen chören.«
    Er lächelte. »Sie können wirklich sehr gut Deutsch. Wenn Sie also mal auf eigenen Beinen stehen müssen: An der Sprache wird’s nicht scheitern. Und wenn ich Ihnen irgendwie helfen kann …« Er deutete auf seine Visitenkarte, die sie noch in der Hand hielt.
    »Chole ich Sie sofort. Danke.«
    »Warum haben Sie mir das eigentlich alles erzählt, mit dem Sprachkurs und Ihrem Plan, eines Tages von hier wegzugehen?«
    Sie deutete mit ernster Miene auf den Pferdekopf über sich. »Jurij chat gesagt, ich kann erzählen.«
    Hansens fragenden Blick quittierte sie erneut mit einem Lachen. »Nein, Sie chaben bei erstem Besuch Chermann streng bechandelt, hat mir gut gefallen. Dachte mir, sie sind nicht auf Chermanns Seite.«
    »Da könnten Sie recht haben«, sagte Hansen und erhob sich. »Ich mag Männer nicht, die Frauen wie Dreck behandeln.«
    »Ich auch nicht.«
    »Dann viel Glück für Ihren Plan, und wenn was ist: gleich anrufen, ja?«
    Damit wandte er sich zum Gehen, sah sich noch kurz nach allen Seiten um, aber Ruff war nirgendwo zu sehen.
    Haffmeyer, den er per Handy herbeigerufen hatte, holte ihn an der Hauptstraße ab, und als der Wagen wieder Fahrt aufnahm, war Hansen irgendwie erleichtert darüber, dass er Ruff nicht noch einmal hatte sprechen müssen.

Montag, 10. Juni
    Als Fischer, Haffmeyer und Hansen in den Besprechungsraum kamen, waren einige Kollegen noch ausgeschwärmt, um Details zu überprüfen, und der Staatsanwalt hatte dringende andere Termine.
    »Ich habe mich in Burggen mit dem Vorsitzenden des Vereins unterhalten, der dort alle zwei Jahre den Rosstag ausrichtet«, fasste Haffmeyer seine Ergebnisse zusammen. »Thomas Ruff war im Verein sehr engagiert, ist aber auch schon mal mit dem einen oder anderen aneinandergeraten – nichts Dramatisches allerdings, Ruff hat wohl einfach nur gerne seinen Kopf durchgesetzt. Und soweit ich gehört habe, glich er darin sehr seinem verstorbenen Vater. Auch Ruff senior war früher aktives Vereinsmitglied, und Thomas Ruff war praktisch von Kindesbeinen an dabei. Für den bevorstehenden Rosstag hatte er die Aufgabe, die Kontakte mit den Züchtern zu halten und alles zu organisieren, was rund um die Hengstparade zu beachten ist, die in diesem Jahr zum ersten Mal im Rahmen des Rosstags stattfindet. Ruff hat sich wohl mächtig reingekniet, hat sogar eine eigene Auszeichnung gestaltet – eine Schleife oder wie man das nennt, die den Siegerpferden der Parade ans Zaumzeug gebunden wird.«
    Haffmeyer hatte sich vom Vereinsvorsitzenden einen Farbausdruck in DIN A4 mitgeben lassen und hielt ihn nun hoch. Zu sehen war ein kreisrundes Abzeichen auf knallrotem Grund. Das goldfarbene Motiv im Mittelpunkt zeigte einen Reiter auf seinem Pferd, und der rote Stoff, der das Ganze einrahmte, war aufgerüscht. Drei Bänder im selben kräftigen Rot hingen von der runden Auszeichnung, wovon das mittlere obendrein mit einem goldenen Symbol verziert war, das vage an ein stilisiertes M erinnerte.
    »Aha«, machte

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