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Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Titel: Rosskur: Ein Allgäu-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Seibold
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sich zu ihm um. Scheithardt saß seelenruhig da und nickte schließlich anerkennend. »So, wir werden diesen Fall also gemeinsam lösen. Freut mich, Kollegen, freut mich wirklich. Besonders gut gefällt mir zweierlei. Das Erste: Ihr habt’s hier erfreulich wenige Fliegen, eigentlich gar keine – da müsst ihr mir mal verraten, wie wir das in Weilheim auch hinbekommen. Und zweitens freut mich, dass wir diesmal über die Präsidiumsgrenzen hinweg zusammenarbeiten – und dass das bisher schon sehr gut geklappt hat. Wenn sich keiner unnötig aufbläst, werden wir gut miteinander auskommen.«
    Hansen hatte sich von Haffmeyer an der Abzweigung zum Pferdehof von Hermann Ruff absetzen lassen, denn er wollte die zweihundert Meter bis zum Hof für einen kleinen Spaziergang durch das Waldstück nutzen. Er hoffte, Hermann Ruff noch einmal sprechen zu können und von ihm ein paar Infos rund um die Pferdezucht zu bekommen. Haffmeyer sollte währenddessen in Burggen den Vorsitzenden des Ländlichen Reit- und Fahrvereins treffen und ihn nach Thomas Ruffs Rolle beim bevorstehenden Rosstag fragen, einem Fest, das alle zwei Jahre im Dorf für mächtig Auftrieb sorgte.
    Als Hansen aus dem Wald trat, sah er am anderen Ende des Hofs Hermann Ruff gerade auf einem Traktor wegfahren. Der Züchter hielt auf einen Feldweg zu und war schon kurz darauf aus Hansens Blickfeld verschwunden. Enttäuscht zückte Hansen sein Handy, um sich gleich wieder von Haffmeyer abholen zu lassen, da sah er Lara Ruff in Stiefeln und Arbeitskleidung aus einem der Ställe kommen. Sie hatte ihn nicht bemerkt und ging auf eine geöffnete Luke zu, durch die ein brauner Hengst seinen schlanken Hals streckte. Lara Ruff zog sich einen Schemel heran, klappte die daran montierten Trittstufen aus und stieg hinauf, bis sie dem Pferd bequem den Hals streicheln konnte.
    Langsam ging Hansen auf sie zu.
    Die Frau schien ganz versunken, und als er sich bis auf ein paar Schritte genähert hatte, hörte er sie in einer fremden Sprache mit dem Tier reden. Das Pferd hatte ihn längst bemerkt und sah ihm mit gespitzten Ohren entgegen, nun schnaubte es leise und stupste Lara Ruff an. Sie drehte sich um, sah den Kommissar fast direkt hinter sich stehen und erschrak.
    Erst jetzt fiel Hansen wieder ein, dass sie ja kein Wort Deutsch verstand, also gestikulierte er wie wild und versuchte sie damit zu beruhigen – doch als sich ihr erster Schrecken allmählich legte, schlich sich ein amüsierter Zug in ihren Blick.
    »Sie können damit aufchören«, sagte sie schließlich und lachte heiser. »Jurij kann Fliegen auch selbst wegwedeln.«
    »Der Hengst heißt Jurij?«
    »Ja, wie Chauptfigur bei Pasternak.« Sie tätschelte dem Pferd noch einmal den Hals, dann stieg sie von ihrem Schemel herunter und setzte sich. »Nehmen Sie auch Platz, bitte.« Sie deutete auf einen dreibeinigen Hocker an der Wand.
    Hansen zog ihn zu sich her und setzte sich ebenfalls. »Sie sprechen Deutsch?«
    »Ja, mehr, weniger, reicht aber.«
    »Aber Ihr Mann hat gesagt …«
    Ein Schatten huschte über ihr Gesicht. »Muss Chermann nicht wissen, ja?«
    »Ich sag’s ihm bestimmt nicht, keine Sorge. Aber warum wollen Sie nicht, dass er es weiß?«
    »Ist schlechter Mann, und ich … Egal, Chermann muss nicht wissen.«
    »Er hat mir erzählt, dass Sie den Sprachkurs nur ein einziges Mal besucht hätten. Wo haben Sie dann Deutsch gelernt?«
    »Nach erstem Kurs chat mir Kopf gedreht, und andere Russin chat mir Tipp mit Privatkurs gegeben. Chat geklappt, bin dann immer chin, wenn Kurs mit Gruppe war. Bezahlt chab ich mit Geld aus Küchenkasse. Chat eine Weile geklappt, dann Chermann chat’s gemerkt. War blöd.« Sie zuckte die Schultern. »Egal. Cheute kann ich bisschen, mal sehn, was kommt.«
    »Und Ihren Mann lassen Sie im Glauben, dass Sie ihn nicht verstehen?«
    »Ist besser. Schlechter Mann, oft wütend, und dann …«
    Hansen sah auf ihre Arme. Sie trug trotz des schönen Wetters ein dünnes langärmliges Oberteil, die Ärmel waren etwas hochgerutscht, direkt neben dem Stoff war etwas zu sehen, das der Rand eines blauen Flecks sein konnte.
    »Schlägt er Sie?«
    Lara Ruff folgte seinem Blick und zog den Ärmel etwas herunter.
    »Ich bin von der Polizei, ich kann Ihnen sicher helfen. Sie müssen sich das nicht gefallen lassen, Frau Ruff.«
    »Lass nicht gefallen, nicht mehr lange, aber bitte: keine Polizei, ja?«
    »Aber …«
    »Bitte!«
    Hansen wollte gerade noch einmal ansetzen, da legte sie den Zeigefinger

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